PARISH – same

Parish. Das klingt altertümlich und provinziell, aber auch erhaben und fromm. Pastorenhaft eben. Und das Trio aus London scheint es auch musikalisch sehr ernst zu nehmen mit der Rückschau auf den guten alten Heavy-Sound. Nicht nur die Texte, sondern auch Riffs und Sound der Platte erinnern schwer an die späten 60er-Jahre, als der Heavy-Metal erstmals seine Wurzeln schlug. Weil gute altmodische Musik ja niemals, nun ja, alt wird, haben Parish auf ihrem selbstbetitelten Erstwerk alles studiert, was die Black-Sabbath-Schule hergibt. Wie auf ihrer starken EP von 2020 liefert die Band auch hier erneut schöne Schauergeschichten, schwere, doomige Riffs und einen angenehm altmodischen Sound. Trotzdem schaffen es die Briten, dabei nicht wie der drölfzigste Aufguss ihrer Vorgänger zu klingen. Wie machen die das? Zum einen sind die Gitarrenriffs und Melodien erstaunlich eigenständig, eingängig und immer songdienlich. Die Instrumente stützen jeweils die düsteren Dorfmythen von anno dazumal, die der namentlich unbekannte Sänger mit angenehm rauer Stimme fast schon singspricht. Mal mahnend, mal warnend. Die kleine Proto-Metal-Predigt für die Hosentasche, wenn man so will. Und mit welcher Leichtigkeit Parish hier gleich mehrere Ohrwürmer auf ihre Schäfchen loslassen. Da wäre das mit einem so einfachen wie wirkungsvollen Refrain versehene „Lucinda“. Auch das ob des Titels überraschend unaufgeregte „Demon Arise From Fire“ oder das klagevolle „Gaolbreak“ mit spannendem Twist lassen aufhorchen. In „Soil And Scythe“ erinnern Parish dann nicht nur musikalisch an ihren Landsmann Bill Fisher. Denn auch der weiß, wie man mit vermeintlich einfachen Mitteln und klugen Kniffen zeitlose Kunst erschafft. Zudem ist der analoge Klang der Platte unglaublich warm, ausgewogen und bekömmlich. Bereits nach den ersten ein, zwei Durchläufen meint man, das Album bereits ein Dutzend Mal gehört zu haben. Und selbst dann halten sich die Abnutzungserscheinungen in sehr engen Grenzen. “Parish” ist ein Knaller-Debüt und für mich schon jetzt eines der besten Rock-Alben des Jahres.

Wertung: 9/10
Autor: Florian Forth