POWER FROM HELL – profound evil presence

Es gibt Reviews, die kosten einen von Anfang an Überwindung. Zum einen, weil die Musik zu einem Genre zählt, von dem man selbst nicht der allergrößte Fan ist. Mit allem rund um den Bereich Black Metal konnte ich schon vor 35 Jahren eher weniger anfangen. Zum anderen, weil schon das Albumcover und der Bandname auf dem ersten Blick so klischeehaft wirken, dass ich die Augen verdrehe. Was kann ich von einer Band erwarten, die sich offenbar nach dem ersten Onslaught-Album benannt hat? Und die das Cover ihres aktuellen Albums mit Petrus-Kreuzen volltackert? Der Stil von Power From Hell wird als Mischung aus Black-/Thrash- und Speedmetal beschrieben und das deckt sich dann natürlich auch erst mal mit meinen Erwartungen und ersten Eindrücken. Als Reviewer sollte man sich selbstverständlich von eigenen Vorlieben und Eindrücken aufgrund des Bandnamens oder des Covers trennen und das versuche ich.

Das Intro „Nightmare“ mit gesampelten Winden, hallenden Drumeinlagen und gesprochenen Vocals klingt jetzt für mich nicht wirklich innovativ und neu. Und erwartungsgemäß ballert das folgende „When Night Falls“ ansatzlos brutal aus den Boxen. Hier hebt sich zum ersten mal die Augenbraue des Verfassers. Unter den Einflüssen der Band tauchen Venom auf, na klar. Hört man sofort. Was ebenfalls sofort auffällt, ist die große Menge Hall, die bei der Produktion eingesetzt wird. Aber das ist ja auch nichts Neues im Bereich Black Metal. Ich gehe aus guten Gründen jetzt mal überhaupt nicht auf die Lyrics des Albums ein. Wer im Gegensatz zu mir etwas mit Okkultismus, schwarzer Magie und Satan, Satan, Satan anfangen kann, wird bei „Profound Evil Presence“ sicher bestens bedient.

Musikalisch fangen mich die Jungs aus Sao Paulo dann schon eher ein. Auch wenn es mir, wie bereits erwähnt, insgesamt ein wenig zu sehr hallt (aber das muss bei dieser Musik wohl so sein), muss ich doch anerkennen, dass es sich bei „Profound Evil Presence“ um eine reife Produktion handelt. Brutal, gnadenlos und trotzdem nicht ohne seine fast schon eingängigen Momente. „Unholy Dimension“ erinnert anfangs fast schon ein bisschen an alte Mercyful Fate-Geschichten und insgesamt fühlt man sich oft an Bathory und zum Teil sogar Slayer erinnert. Old School nennt man so etwas wohl und das ist in den Augen der 80er Veteranen wie mir ja nicht unbedingt verwerflich. Beim siebten Titel „Lucy’s Curse“ bin ich dann so weit, dass ich mir fast schon Gedanken über meine Einstellung zu Black Metal mache, bis mich dann wieder das genretypische, eintönige Schlagzeug nervt. Aber ich wollte mich von meinen eigenen Vorlieben freimachen und will dem Schlagzeuger keineswegs unterstellen, nicht abwechslungsreich zu sein. Da würde man mich falsch verstehen. Das hat mit dem Genre, nicht mit seinen musikalischen Fähigkeiten zu tun.

„Diabolical Witchcraft“ klingt anders. Und gerade deshalb gefällt mir das Stück mit am besten auf dem Album. Aber auch hier wieder die Stelle mit den Drums. Egal, den Black Metallern unter euch wird’s sicher gefallen.

„Profound Evil Presence“ ist eine sicher nicht ungelungene Mischung aus traditionellem Black Metal mit Thrasheinflüssen, die man mehr oder weniger gerade in den Gitarrensoli deutlich hört. Der Black Metal-Anteil überwiegt aber. Die Produktion ist bewusst auf 80er Jahre gemacht, was den Traditionalisten unter den Anhängern sicher entgegen kommt. Und es gibt mit Sicherheit Sachen in diesem Bereich, die sehr viel stumpfer herüber kommen. Für mich eine gelungene Kombination aus alten Einflüssen und moderner Technik. Auch handwerklich gibt es nichts zu meckern, die Brasilianer machen einen sehr guten Job an ihren Instrumenten. Wer auf brutalen, kompromisslosen, traditionalen Black Metal mit Thrash-Einflüssen im modernen Gewand steht, der kann hier sicher bedenkenlos zugreifen. Daumen nach oben für Power From Hell.

Wertung: 7/10
Autor: Wolfgang Haupt