ROTTING CHRIST – pro xristou

Rotting Christ gehören zu den Bands, die im Laufe ihrer über dreißigjährigen Karriere einige Veränderungen vollzogen haben, ohne jedoch jemals dabei ihre Black Metal Wurzeln ganz aus dem Auge verloren zu haben. Spätestens seit dem 2013er Überwerk „Kata Ton Daimona Eaytoy“ haben sie die Möglichkeiten der Epik und des Bombast wohl endgültig ausgereizt, und das ganze mit dem 2016er Zwilling „Rituals“ fortgesetzt. Diese beiden Alben sind trotz der Atmosphäre jedoch auch an einigen Stellen recht sperrig und ruppig ausgefallen. 2019 wurden die Griechen dann ein wenig relaxter, ohne an Bombast einzubüßen. Und das setzt sich auf dem aktuellen Longplayer „Pro Xristou“ fort, wobei wir es hier mit dem wohl eingängigsten Werk der letzten Jahre zu tun haben. Das neue Album ist wie seine Vorgänger musikalisch nur schwer mit anderen Bands zu vergleichen. Am ehesten fallen mir da Dimmu Borgir oder Therion ein, die sich im Direktvergleich allerdings an Rotting Christ die Zähne ausbeißen. Was Mastermind Sakis Tolis hier abliefert, ist einfach nur großartige, düstere Musik mit unfassbarer Atmosphäre, die fast wie ein Brückenschlag aus (Black) Metal und einem Film-Soundtrack klingt. Es gibt epische Melodien, Chöre, Percussion und Gitarrensoli und dazu noch einprägsame Riffs, die einem einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Viel mehr Pathos lässt sich musikalisch wohl kaum noch umsetzen. Der Sound ist voluminös und für den Stil der Griechen perfekt, und Sakis’ Vocals fügen sich erstklassig in das Gesamtgefüge ein. Songs wie „The Sixth Day“ klingen fast schon veträumt. Trotzdem sorgt insbesondere die typische Gitarrenarbeit für die nötige Bodenhaftung und erhält der Band ihren Wiedererkennungswert. „Pro Xristou“ sollte auf jeden Fall über eine gute HiFi-Anlage oder über Kopfhörer genossen werden, damit die Musik ihre volle Wirkung entfalten kann. Wer die letzten Alben der Griechen mochte, oder allgemein auf düsteren, atmosphärischen und epischen Stoff steht, kann hier bedenkenlos zuschlagen.

Wertung: 8,5/10
Autor: Felix Schallenkamp