RUNNING WILD – blood on blood

Nein, die Hassliebe zwischen Rolf und mir wird in diesem Leben nicht mehr enden. Liebe für die Meisterwerke der 80er und 90er Jahre, Hass für praktisch alles in den 2000er Jahren. Daran ändert auch “Blood On Blood” nichts. Auch wenn es das beste Album seit “The Brotherhood” darstellt, kann mich “Blood On Blood” nicht mitreißen. Zu vieles wird da aus dem eigenen Repertoire kopiert, zu vieles klingt erzwungen und langweilig. Wirklich überzeugen kann nur der letzte und längste Song “The Iron Times (1618-1648)”. Hier kommen alte Bandmerkmale wie das Flair für Geschichtsthemen (siehe “The Battle Of Waterloo”, “Beggar’s Night”, Conquistadores” oder “Genghis Khan”) kombiniert mit abwechslungsreicher Musik zum Tragen, auch wenn der offensichtliche „Treasure Island“-Riffklau schon etwas frech ist. Noch frecher ist allerdings das Verbrechen namens “One Night, One Day”, ein Stück, welches mit Running Wild überhaupt nichts zu tun hat, und Rolf wohl für TV Sendungen wie “Inas Nacht” geschrieben hat. Vielleicht noch ein Überbleibsel der Rohstoffverschwendung namens “Shadowmaker”? Ich musste mich echt zwingen, mir dieses Teil anzuhören und werde mir den Song wohl nie wieder freiwillig antun. Von den verbleibenden Songs können “Blood On Blood” oder “Diamonds And Pearls” musikalisch noch einigermaßen überzeugen, beginnt letzterer rhythmisch durchaus interessant, wird dann aber leider doch noch zum Rohrkrepierer. Das Zitieren des „Black Hand Inn“-Riffs als Akustikintro ist zwar eine nette Idee, bringt aber weder die Klasse des 1994er Meisterwerkes zurück, noch macht es “The Shellback” zu einem besseren Song. Generell weist das Album zwar ein paar (wenige) Überraschungen auf, mehrheitlich überwiegt bei mir aber die Langeweile. Zu vieles wirkt (wie bei Helloween) krampfhaft erzwungen, und als mehr als halbgar kann ich Langweilernummern wie “Say Your Prayers”, “Wild And Free” oder “Wild, Wild Nights” einfach nicht bezeichnen. Solche Füller oder gar Totalausfälle wie “One Night, One Day” suchte man auf den Klassikern vergebens und lassen “Blood On Blood” daher im Vergleich stark abfallen. Diese ganzen Midtempo Tracks klingen für mich seit zwei Jahrzehnten fast alle gleich, so dass ich die einzelnen Nummern kaum auseinander halten kann, geschweige denn es würde etwas nachhaltig zurück bleiben. Und dann die “Texte”! “Diamonds & Pearls, attracting the girls”, echt jetzt? Wo sind die sozialkritischen oder politischen Themen der Vergangenheit geblieben? Stattdessen überwiegen irgendwelche belanglosen Texte ohne irgendeine Aussagekraft. Musikalisch schwach und ohne brauchbare textliche Aussage wird dieses Album bei mir zum Staubfänger werden. Ein Album, welches ins Regal wandern und wohl nie mehr hervorgeholt werden wird.

Wertung: 5/10
Autor: Steph Bachmann