SMOULDER – dream quest ends (EP)

Smoulder gehören u.a. zusammen mit Throne Of Iron, Pounder, Hell Fire, Visigoth, Eternal Champion oder Bewitcher zu jenen nordamerikanischen, jüngeren Metal Bands, deren Werdegang ich seit den Demotagen enger verfolgt habe. Obwohl Smoulder bereits seit 2013 aktiv sind, wurde ich aber erst durch die Veröffentlichung ihres ersten und einzigen Demos “The Sword Woman”, welches im Herbst 2018 auch als 7” Single veröffentlicht wurde, aufmerksam. Die Band hat es geschafft, mich sofort bei den Ohren zu packen und mich an ihren Sound zu fesseln. Nicht verwunderlich, dass auch das Debütalbum “Times Of Obscure Evil And Wild Daring” (2019) in meiner Playlist hängen blieb und fast den Sprung in meine Top 10 des Jahres 2019 geschafft hätte. Smoulder darf man also durchaus als eine meiner Lieblingsbands der jüngeren Vergangenheit bezeichnen. Deshalb hatte ich mich sehr darauf gefreut, die authentischen, kanadischen Doomer beim diesjährigen Up The Hammers Festival in Athen Mitte März das erste Mal live erleben zu können. Aber eben, erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Das Up The Hammers fiel leider der einsetzenden COVID-19 Pandemie zum Opfer, und so wurde es nichts aus der angestrebten persönlichen Annäherung an das Quintett aus Toronto.

Mir gefiel bereits das letztjährige Debütalbum “Times Of Obscure Evil And Wild Daring” sehr gut, die vorliegende, aktuelle EP führt die eingeschlagene Linie dieses Albums konsequent fort und darf aufgrund der hohen Qualität des Materials durchaus als eines der Highlights des noch sehr jungen Metaljahres 2020 bezeichnen werden. Die beiden, teils sehr melodischen Doomhymnen “Dream Quest Ends” und “Warrior Witch Of Hell” sind echte Knaller geworden, wobei u.a. auch die angenehme Stimme von Sängerin Sarah Ann weiterhin zu gefallen weiß. Mir kommen als erste Assoziation die US Doomer von Concillium und die legendären Lordian Guard in den Sinn, zwei Bands, die ebenfalls eine Sängerin in ihren Reihen haben bzw. hatten. Natürlich schimmern bei melodiös agierenden Doom Bands auch die obligaten Querverweise an Candlemass durch, welche zweifelsohne auch hier Pate gestanden sind. Die Candlemass Einflüsse werden jedoch sehr gekonnt in ein eigenständiges Soundgewand verpackt, so dass Smoulder keineswegs eine bloße Kopie der mächtigen Doomkönige aus Schweden darstellen, sondern eine echte Bereicherung im Doom Metal Genre verkörpern. Da sicherlich auch Manilla Road ein großer Einfluss für die Band waren, werden zwei der neuen Tracks durch eine brillante Coverversion des Manilla Road Klassikers “Cage Of Mirrors” (vom 1982er Album “Metal”) ergänzt. Das Manilla Road Cover darf man als sehr gelungen bezeichnen, drückt die Band dem Metal Epos doch deutlich ihren eigenen Stempel auf. Auf diesem Track kann Sängerin Sarah Ann zudem beweisen, dass ihre Stimme auch die tieferen Tonlagen beackern kann und nicht nur in den höheren Tonlagen zu überzeugen weiß. Das Album wird durch die drei Tracks “The Sword Woman”, “Voyage Of The Sunchaser” und “The Queen Is Gone” vom 2018er Demo komplettiert. Die beiden neuen Songs auf “Dream Quest Ends”, “Dream Quest Ends” und “Warrior Witch Of Hell” wurden von Drummer Kevin Hester bereits vor einigen Jahren geschrieben. Die Band hat diese beiden Kompositionen jedoch grundlegend überarbeitet und vor allem mehr Leadgitarren und voluminöse Chöre hinzugefügt, um die beiden Tracks ins gewohnte Soundgewand von Smoulder zu packen.

Mit der Veröffentlichung von “Dream Quest Ends” endet nunmehr die erste Schaffensphase der Band (daher der Titel der EP), da nun auf keine kompositorischen Überbleibsel aus der Vergangenheit zurück gegriffen werden kann. Alles was in Zukunft kommen wird, wird brandneues Material von Smoulder sein. Ich hege allerdings keinerlei Zweifel, dass auch brandneue Songs der Kanadier das Qualitätslevel der bisherigen Diskographie zumindest halten werden können. Hoffen wir, dass die Band dieses Jahr noch die eine oder andere Bühne dieser Welt betreten können wird, um ihren Qualitäten auch live unter Beweis zu stellen.

Wertung: -/10
Autor: Steph Bachmann