Spirit Of Metal V

Hamburg, Bambi-Galore, 30.03.2019


Moin Moin liebe Sportfreunde! Wir treffen uns hier zum Bangen und Fistraisen im kultigen Bambi-Galore zu Billstedt, wo heute zum fünften Mal das Spirit Of Metal stattfindet. Wer schon mal dabei war, der weiß um das kleine und liebevoll organisierte Festival des Heavy Metal Fanclubs Metalheads e.V. und bewegt seinen Arsch hier her. Dem Ruf folgten schon einige, dass es zum Opener Booze Control schon vor stattlich gefülltem Laden abgehen kann. Bereits seit acht Jahren und vier Alben kann man sich am straighten Melodic Metal der Braunschweiger erfreuen, und wer das bislang verpasst hat, dem sei ihr neues Album “Forgotten Lands” wärmstens empfohlen, dessen Titeltrack sich auch hier und heute im Programm wiederfindet. Für diesen Auftritt nahm sogar ein Süddeutscher Fan eine Reise von 700 Km auf sich, und es sollte sich gelohnt haben. Dagegen sind über die Position des zweiten Drumkits am vorderen Bühnenrand nicht alle glücklich. Man hätte sich aus Platzgründen besser dazu entschieden, sie übereinander anzuordnen. So ergab sich für die ersten vier Bands der Umstand, auf der eh schon weniger geräumigen Bühne etwas näher beisammen zu stehen oder ungewöhnliche Positionen einzunehmen. So steht Basser Steffen unspektakulär hinten rechts, doch Pfundschmisse wie „Run For Your Life“, das knackige „Attack Of The Axeman“ und ihr Anthem können dem nichts anhaben, auch nicht die wuchtige Drumpräsenz, die sich ebenfalls im Gesamtsound deutlich bemerkbar macht. Die Reaktionen auf das Quartett zeugen von einer bereits aufgewachten Menge, deswegen sind Rufe nach Zugabe eine logische Folge, doch die muss wegen eines sehr straffen Zeitplanes entfallen.


Kaum zu glauben, aber die drei Italiener, die wir zuletzt noch auf dem Summernight Open Air abgefeiert haben, wollten tatsächlich den weiten Weg nach Hamburg auf sich nehmen, um hier dabei sein zu können. Sehr gute Idee, denn Alltheniko geben sich erwartungsgemäß auch heute als treffsichere Speed-Vasallen mit Spaß an dem was sie tun. Fünfsaiter und Shouter Dave singt von hinten ins Mikro und trifft alle schmissigen Höhen, Gitarrist Joe unternimmt Ausflüge ins Publikum und Drummer Luke ackert sich in einer Art Strampelanzug an einem bunt zusammengeliehenen Drumkit ab. Mit Leichtigkeit können Tracks wie “Man On The Edge“, „Sufferman“, “Fast And Glorious“ und “Re-Burn“ zünden. In Letzterem sogar noch ein Mitgrölpart. Natürlich sind danach “We Want More”-Rufe vorprogrammiert. Bei einer Auftrittszeit von nicht einmal vierzig Minuten haben wir alle viel zu wenig bekommen, aber dem Headliner wurde eine feste Auftrittszeit zugesichert, da war kein Spielraum drin. Also geht es statt in die Encore- in die Umbauphase.


Wenn man aus dem Ruhrpott kommt, hat man die Geschwindigkeitsliebhaber von Messerschmitt mehrfach live gesehen. Die Jungs sind auch beinharte Metalfans und bringen bereits im Soundcheck Zitate von Manowar und Manilla Road. In ihrem Set geht es ganz sicher nicht langsamer zu wie zuvor und die Mehrheit in der Band spielt bereits gleich vorne weg mit freiem Oberkörper. Hier wird Heavy Metal gelebt, dazu gehört auch, dass Basser Flo mal eben seinen Bass auf der PA stimmt. Er meint auch, dass die Messerschmitt Rufe aus etwa fünfunddreißig Kehlen gekommen wären: “Wenn ihr das bis zum Schluss durchhaltet, ist das Killer!” Sowas macht die Jungs einfach sympathisch. Müßig zu erwähnen, dass sie auch auf der Aftershowparty amtlich haben fliegen lassen,. Bevor auch ihr Gig überpünktlich beendet werden muss und Zugaberufe leer verhallen, macht das neue Stück „Nematic Wrath“ und ein zackiges „Risk To Resist“ den Deckel drauf und beenden den Set nach knapp fünfundvierzig Minuten. Egal, wegen dem zweiten Drumkit ist eh alles enger und nicht an Raum für einigermaßen anständige Fotos zu denken.


An ihren Auftritt von Wretch auf dem German Swordbrothers Festival 2017 im Lükaz zu Lünen erinnern wir uns gerne. Der mag nämlich dazu geführt haben, dass die Jungs aus Ohio nun auf dem Spirit Of Metal antreten dürfen. Von der ersten Minute an gibt der Fünfer Vollgas, allen voran der noch bei Destructor aktive Basser Tim, der offensichtlich sein Arbeitsgerät erwürgen will und Shouter Juan, der stampfend und springend über die Bretter wütet. Das dem Headbangers Open Air gewidmete Stück „Make This Garden Burn“ findet sich schon früh im Set; eine Speedattacke nach der nächsten mischt den Laden auf. Dazu gehört auch „Eyes Of Fate“ vom ersten Album. Ziemlich laute „We Want More“ Rufe sind nach vierzig Minuten zu hören und wie der Film ausgeht, dürfte in diesem Bericht bereits bekannt sein. Shouter Juan wandelt auch nach dem Auftritt noch wie auf Adrenalin für Shakehands durch die Zuschauer und möchte sich am liebsten bei jedem Besucher einzeln bedanken. Für viele die beste Band des Abends und auch der Verfasser dieser Zeilen hat wohl ihren bislang besten Auftritt erlebt.


Ein große Freude unter den nicht wenigen Thrashern war im Vorfeld das Aufspringen von Exumer ins Billing. Leider steht ihr neuestes Werk “Hostile Defiance” noch nicht in den Regalen, ist aber schon hier am Merchandise abgreifbar. Zum überpünktlichen Beginn der deutsch-amerikanischen Freundschaft wird es in der Menge spürbar lichter; vor der Bühne steht man nicht mehr so dicht gedrängt wie bei den Bands zuvor. Auf der Bühne übrigens auch nicht, steht ja nur noch ein Drumkit. Das gibt angemessen Raum für geforderte Circle Pits, die Shouter Mem von Stein auch alle bekommt. Der Mann bringt inzwischen deutsche Ansagen, nennt Gitarrist Ray Mensch die Riffmaschine, legt in seiner Performance ein hohes Aggressionslevel vor und würde seiner Mimik nach wohl am liebsten alle töten. Die zu hörenden Coreanteile haben sich auf dem neuen Album verringert, die zu sehenden stecken aber einfach in seinen Handbewegungen. Dafür will man wahrscheinlich wegen seinen fetten Turnschuhen dem vermummten Basser T. Freude am Rap nachsagen. Sonst regiert Highspeed auch hier. Nach „The Raging Tides“ schalten Tracks wie „Raptor“ und mein Fave vom neuen Album, der „Dust Eater“, mal einen Gang runter, aber nach „Catatonic“ finden wir schon sehr früh im Programm das Bandhighlight “Fallen Saint” und siehe da, es tobt der Mob mehr als zuvor. Nun, der Arschtritt wird geliefert. Nach „Dark Reflection“, dem letzten Track des regulären Sets, holen Exumer-Rufe die Thrasher zurück auf die Bühne für zwei Zugaben, nämlich „Fire And Damnation“ und „Possessed By Fire“. Zum Schluss sei noch die Jensenmannsche Stagemanagerei lobend erwähnt, an der sich jedes Chaos die Zähne ausbiss. Wie groß das Interesse in Hamburg an klassischem Metal ist, zeigt ebenfalls die Aftershowparty, auf der ein Metal-DJ aus Dortmund auch bei Achtziger-Tracks aus der zweiten Reihe permanent die Moshfläche bevölkert sah. So muss das! Bis zum nächsten Mal im Arkadenkeller, spätestens zum Spirit Of Metal VI…!

Autor & Pics: Joxe Schaefer