TRESPASS – wolf at the door

Das ist immer spannend, wenn eine NWoBHM Legende ein neues Album veröffentlicht, ob sie sich noch an alte Tugenden hält, oder wie im Falle ihrer Mitstreiter aus der Bewegung,Tank oder Cloven Hoof, weiterentwickelt. Unvergessen die Liveauftritte von Trespass auf dem Brofest 2015 und dem X-mas Rocka 2016 in Sheffield, das hat angenehm geknallt. Die Band um Urgestein Marc Sutcliffe, Sänger und Gitarrist seit 1979, hat in der Zeit der Bewegung nur Demo, eine EP und zwei Singles veröffentlicht, darunter die „One Of These Days“, ihr Bandhit schlechthin. Jetzt liegt uns das vierte Album vor; das erste kam erst 1993. Das letzte Album von Trespass ist aus dem Jahr 2018 und titelte „Footprints In The Rock“, das ist gefühlt noch gar nicht so lange her. Wer damit klargekommen ist, der Verfasser dieser Zeilen hat sich die Vinylausgabe gezogen, wird auch mit „Wolf At The Door klarkommen. Der Opener „Blackthorn“ beginnt mit den Drums wie „Woman From Tokyo“ von Deep Purple, wird dann aber eingenständig. Nach „Daggers Drawn“ wird „The Force Of Nature“ etwas langsamer, ebenso wie „Other Worlds“ im Anschluss. Erst „Ghost Pilot“ macht wieder grob die Kerbe, hätte aber produktionstechnisch etwas mehr Schmiss vertragen können. Der Sound der Scheibe kommt klar und oldschool genug, auch wenn alles etwas von Nebel umgeben ist. Sehr geil dafür sind immer wieder die Soli, bei denen man feststellt, hier ist ein besserer Saitenkönner am Werk. Auch „Back To The Woods“ und „Unsinkable“ kommen nicht allzu zügig in die Socken, das straighte „Crooked Cross“ dazwischen aber um so zügiger, mit samt Schuhen. Was die Midtempowalker „Stranger In Paradise“ mit seiner Epik und „Live Like A King“ mit seinem treibenden Schub noch nicht mit Sicherheit erledigen, schafft dann aber doch der trägere Titeltrack zum Abschluss. Nämlich die Frage beantworten, ob jetzt der Spannungsbogen noch hält, oder du einfach eingelullt wirst. Bei mir war es so gerade noch ersteres. Der größere Hit oder Überflieger fehlt leider auf diesem Album. Macht aber nichts, denn in Gänze wird in jedem Tempo hohes Niveau gehalten. Wer lieber etwas mehr Hau-drauf-Klamotten gehabt hätte, und das dürften schon bei Anblick des Coverartworks nicht wenige sein, wird sich maximal mit etwas Mitwippen zufrieden geben müssen. Und dabei gibt es einiges zu hören, denn die elf Tracks kommen fast auf eine Stunde Spielzeit.

Wertung: 7/10
Autor: Joxe Schaefer