WITCH HUNT – rock ‘n´ roll possession

Dass besonders Mittel- und Südamerika für energiegeladene und euphorische Metal Bands bekannt ist, weiß man ja seit längerem. Umso mehr freue ich mich über Acts aus genau dieser Region der Welt. Das weiß wohl auch der Joxe und hat mir dieses schnieke Scheibchen zugedacht. Schon der Name Witch Hunt klingt sehr vielversprechend und das Cover mit zwei brennenden Hexen macht auch was her. Nach fünfzehn Jahren Bandbestehen hat es der Fünfer aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogota geschafft, sein Erstlingswerk auf den Markt zu bringen, so zumindest nach den Angaben der Metal Archives. Auch die beigefügte digitale Biographie verrät lediglich einige wenige kleinere Veröffentlichungen der Band im Vorwege. Wie auch immer, nun ist es also soweit, das Quintett will die Welt mit seinem rockigen Speed Metal erobern und der 80er Jahre Metal Szene damit Tribut zollen.

Los geht es mit einem schneidigen Gitarrenintro zum Opener “The Inquisitor”, der dann schnell in zackiges Tempo verfällt und ordentlich Fahrt aufnimmt. Der Sound könnte besser sein, aber dafür haben die Jungs Spaß in den Backen und bringen das auch rüber. Auch der Gesang von Luis Sánchez klingt etwas gewöhnungsbedürftig, dafür überzeugt er aber mit einer beachtlichen Stimmrange, beispielsweise in “Demon Hunter” zu bewundern. Der Song punktet dazu auch noch mit viel Abwechslung und Herzblut. Das schleppende “Iron Pact” sprüht vor coolen Ideen, die aufgrund der dünnen Produktion leider nicht so wirklich zur Geltung kommen. Ganz im Gegensatz dazu ballert dann “Hijos Del Fuego” in spanischer Muttersprache aus den Boxen. Der erste Song, der wirklich rund und homogen klingt. Auch Fronter Luis fühlt sich hier hörbar wohler als bei den englischen Texten – Anspieltipp Freunde! Mit “Witch Hunt” geht der nächste Song an den Start, der mir ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Cooles stampfendes Intro, gefolgt von einer Speed Metal Attacke, die sich im Mittelteil in einen treibenden Midtempo Part verirrt, bevor dann wieder beide Füße auf der Bassdrum geparkt werden und in Raserei münden. Echt geil und spielerisch super umgesetzt. Ebenfalls voll auf die Zwölf hauen die beiden Songs “Forces Of The Night” und der rockig, speedige Titelsong – geile Nummern. Etwas entspannendes zum Ausklang liefern die Kolumbianer dann noch mit dem stimmungsvollen Instrumental “The Beginning And The End”. Doch damit ist das Scheibchen noch nicht am Ende, denn als Bonus gibt es wieder in spanischer Sprache eine Live(?) Version des Tracks “Justicia Y Venganza”, der erwartungsbemäß trotz des mäßigen Sounds ordentlich Arsch tritt.

Witch Hunt haben mit “Rock ‘n’ Roll Possession” ein solides Debütalbum veröffentlicht, das aber noch Luft nach oben hat. Dennoch macht das Teil echt Laune, eben weil nicht alles clean und steril klingt, sondern seinen eigenen Charme und Charakter hat. Die Jungs haben ihr Metalherz am richtigen Fleck, das hört man in jedem Akkord. Persönlich würde ich mir für die Zukunft der Band wünschen, wenn sie vermehrt auf spanische Songs setzen.

Wertung: 7,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen