ASPHYX, CRYPTS, NO SHELTER
Lingen, Alter Schlachthof, 08.03.2025
Nach einem unkompliziertem Einlass entern wir diese Location zum ersten Mal. Dabei ist Alter Schlachthof, und zwar der in Lingen, ein feststehender Begriff in Livekalendern und Tourdaten. Als erstes dürfen heute No Shelter aus dem gar nicht weit entfernten Emsdetten auf die Bühne. Die bereits ziemlich volle Location bekommt eine derbere Corekante vor den Latz, als noch klassischer Death Metal in ihrer Darbietung vorhanden ist. Denn gleich nach dem Intro, in dem der Fünfer schon nicht mehr stillstehen kann, bekommen wir kantiges Aggressionsgeballer auf die Omme, das nach Breaks in verschiedenen Geschwindigkeiten weiter knallt. Vollgasphasen dauern nicht lange an und Vocals werden meist in einer Tonlage rough und garstig in die Menge gefeuert, welche vom Gitarristen ganz rechts Unterstützung finden. Die Riffgewalt kommt besonders in den langsameren Phasen sehr fett und zwischen den Tracks werden Samples eingespielt. Die Hartkerner liefern ihren Corehammer tight und ruppig, während man das Publikum dabei extremnickend beobachtet; einige Gesellen hinter der ersten Reihe bewegen sich schon etwas mehr. Der Punch passt, der Härtegrad ebenfalls. Von daher ist die Welt in dieser halben Stunde schon mal in Ordnung.
Der Friedhofszaun um das Drumkit wird aufgebaut; es ist also gleich Zeit für Crypts aus Münster, welche gleich für langsamere Tempi zuständig sein werden. Wir haben die Doomdeather zuletzt in ihrer Heimatstadt und in Wuppertal live gesehen, und wir fanden sie jedes Mal fantastisch. So soll es auch heute sein. Ein voluminöses Bassbrummen im Intro schickt schon die erwarteten Lorbeeren vorweg, dass jetzt schon klar wird, dass die Voraussetzungen vorhanden sind, welche kein anderes Urteil zulassen werden. Zu vornehmlich roter und noch roterer Beleuchtung breitet sich der bassbetonte Urgroove aus, subterrestrische Soundflächen mit ebensolchen Stimmungen. Der Vierer serviert schleppende Dunkelatmosphären und findet dennoch immer wieder Gelegenheiten zum deftigen Abbangen, sofern man das hier zu den immer nebeliger werdenden Sichtverhältnissen erkennen kann. In der zweiundvierzigminütigen Auftrittszeit haben auch Samples Verwendung gefunden, nur ihre noch immer aktuelle „Necropolis“-EP hat leider bislang noch keinen Nachfolgeoutput bekommen.
Nach zwei Bands dürfen wir feststellen, diese Konzertlocation ist die passende für Events dieser Art und verfügt über freundliches Personal, besonders am Eingang und an der Garderobe. Leider bietet sie absolut keine Sitzmöglichkeiten, was besonders ältere Gäste mit ersten gesundheitlichen Einschränkungen nicht als fürsorglich bezeichnen können. Da muss man halt draußen auf die Bänke gehen, oder eben ‚aushalten‘, wie uns ein jüngerer Securitymann freundlich und bestimmend erklärte. Die Umbaupause fällt recht kurz aus. Zwar sieht man ihn zwischen Toms und Becken kaum, aber vorn am Drumkit hängt die Kutte von Husky. Das heißt unmissverständlich, nun folgen Asphyx. Die Macht in mehrfacher Potenz kommt und tritt Arsch. Ab jetzt wird jeder Track bejubelt, und wir erleben agiles Stageacting mit vielen Seitenwechseln der Frontleute Martin, Paul und Alwin. Durch nun etwas mehr wechselnde Beleuchtungsideen, zu denen ein paar Nebel- und Funkensäulen gezündet werden, wird also einiges für das Auge geboten. In einer längeren Ansage zum unbedingten „Death…The Brutal Way“ spricht Shouter Martin van Drunen was von Heimspiel, klar, schließlich findet der Gig ja auch nahe der Grenze zu den Niederlanden statt. Weiter bedankt er sich bei den erschienenen Gästen, dass sie an diesem schon recht warmen Frühlingsabend hier sind, und nicht alle irgendwo draußen beim Barbecue abhängen und auf Asphyx scheißen. In seinen gewohnt sympathischen Ansagen stellt er weiter nach „Deathhammer“ die Band vor, sowie, dass er grad Wasser trinke und damit sein Image im Eimer wär. Aber nach „Wasteland Of Terror“ bekommt er dann doch noch ein Bier gebracht. Tatsächlich gehen zu „The Rack“ reichlich Arme hoch, sagte Martin den alten Klassiker und Vorzeigesong doch mit den Worten an, wer das nächste Stück nicht kennen würde … Bei bester Stimmung erklärt er uns danach, eigentlich jetzt fertig zu sein. Wir könnten ja jetzt immer noch rausgehen und ein Barbecue veranstalten. Dann stellt er die Frage: „Sollen wir noch einen machen?“ Na klar, darauf folgt „The Last One On Earth“. Im Anschluss daran ertönt die Banjomusik aus dem Back, die uns sagt, nach diesen siebzig Minuten wars das. Leider gab es wieder kein „Division Brandenburg“ und auch kein „Necroceros“, aber irgendwann müssen sie die Viecher ja wieder mal rausholen. Cooler Konzertabend, Asphyx gehen auch in dieser Besetzung immer, die ja bereits seit über zehn Jahren Bestand hat. Also weiter so, aber nächstes Mal mit Barbecue vorweg!
Autor & Pics: Joxe Schaefer