ANGEL WITCH, AMBUSH
Oberhausen, Helvete, 02.10.2025
Lange war das Konzert mit Angel Witch angekündigt, vom Support durch Ambush, und nicht wie auf den Tickets lustig mit „Armbrush“ angegeben, erfuhren wir später. Zwei zugkräftige Namen, die es zusammen im Vorfeld wider erwarten nicht geschafft haben, dem Helvetekeller ein Sold Out zu bescheren. Möglicherweise haben parallele Veranstaltungen wie Victory im Resonanzwerk und Rage in Siegburg etwas an Gästen weggezogen, aber dennoch ist es gut voll und die Abendkasse wird noch frequentiert. Zunächst bemerken wir hier über der Bühne eine angenehme Neuerung. Die vorn am Bühnenrand performenden Künstler kann man jetzt besser sehen und bekommen die Scheinwerferkegel nicht mehr in den Rücken. Die Gesichter der Fronter erkennt man nun, das erfreut besonders die Fotografen.
Gerade haben wir Ambush noch im malerischeren Hohenlimburg live gesehen, als Freitagsheadliner eines kleinen Festivals. Die Schweden sind derzeit auf Tour, treten in schwarzen Klamotten und, sehr modern, in weißen Turnschuhen an. „Firestorm“, „Possessed By Evil“ und das Titelstück der neuen Scheibe „Evil In All Dimensions“ gleich hinterher. Offenkundig alles ganz schön evil hier heute, als der Keller sich munter eingroovt. Die Energie überträgt sich in diesem kleinen Club; es gegen die Arme hoch und Hey-Rufe sind dazu deutlich hörbar. Bassist Oskar, alias Burning Fire, bekannt auch als Sänger von Night, spielt heute mal die Flying V, wird vom anderen Oskar aber trotzdem mit Bier gefüttert. Der wiederum bringt die erste Ansage nach dem vierten Track „Maskirovka“, ein qualitativ hochwertiger Block gleich zu Anfang. Übrigens kann im Moment Gitarrist Olof bis zur Tour durch Südamerika nicht dabei sein. Der ließ sich vor ein paar Tagen in Hohenlimburg noch von ex-Bullet Gitarrist Alex vertreten, heute in Oberhausen springt Bassist Anton von Hypnos ein. Dadurch wechselt Gitarrist Oskar auf die Gitarre. Irgendwie sind bei den Schweden die Meldewege sehr kurz, da scheint jeder mal eben alles zu können, wer da überall mal eben durch die Bands und Instrumente wechselt. Verwirrend, aber funktioniert. Das Publikum funzt hier auch und zeigt einiges an Begeisterung, als das ziemlich amtliche „Desecrator“ nahtlos rüber nach „Hellbiter“ geht. In dem Song fliegt Anton ein paarmal der Gurt am Bass weg. Zu „Come Angel Of Night“ konnte das behoben werden und natürlich darf der Bandhit „Natural Born Killers“ nicht fehlen. Plus dem Solo vorweg, das etwas von Accepts „Princess Of The Dawn“ und Judas Priests „Love Bites“ beinhaltet, kommen Ambush auf zweiundfünfzig Minuten Spielzeit.
Die Briten von Angel Witch tauchen in jüngerer Vergangenheit wieder vermehrt in unseren Breiten auf. Zuletzt haben wir sie vor vier Monaten in der benachbarten Turbinenhalle live gesehen, als sie im Vorprogramm von King Diamond bloß sechsundzwanzig Minuten spielten durften. Das soll heute anders sein. Zum eingespielten Intro steht der Vierer schon auf den Brettern. Die Legende der NWoBHM tritt als Team an, zeigt sich gemeinschaftlich sehr motiviert und es rappelt! „White Witch“ kommt als drittes. Die Drums knallen wie ein Uhrwerk mit deftig Punch, Dynamik und Drive. Kevin und Jimmy liefern sich immer wieder Gitarrenduelle, sonst benötigt bei diesem Ur-Metalsound auch keiner mehr Action als breitbeinige Performance und gereckte Gitarrenhälse. Nicht so häufig gespielt wird „Into The Dark“, das ohne Unterbrechung in „Confused“ übergeht. Nach einer kurzen Pause zum gemeinschaftlichen Gitarrenstimmen folgt „Sorceress“, in dem sie mächtig angefeuert werden. Unser Favorit „Dead Sea Scrolls“ vom 2012er Comeback darf sich glücklicherweise auf der Setlist berücksichtigt finden, und der Basser stimmt sein Arbeitsgerät mitten in „Angel Of Light“. Obwohl Jimmy dann in „The Night Is Calling“ noch eine Saite reißt, dass der Roadie eine andere Klampfe ranholen muss, erleben wir hier und heute einen ihrer besten Auftritte der letzten Zeit. Da muss man der Vollständigkeit wegen bloß nebenbei bemerken, dass beim Anthem natürlich der ganze Keller „Angel Witch“ mitbrüllt, zumal damit ja eh jeder gerechnet hat. Alle Daumen hoch für diese absolut kurzweiligen vierundsiebzig Minuten. Leider gab es am Merch keine Angel Witch Shirts mit Backprint abzugreifen, was für regelmäßige Besucher dieser sehr coolen Liveband jetzt verkraftbar ist, zumal die bereits den Schrank mit Leibchen ihrer Helden von den vergangenen Konzerte voll haben. Denn bei Oldschoolern ist das mit Bandshirts so wie mit Hubraum bei Autofreaks, zuviel haben gibt es nicht.
Autor & Pics: Joxe Schaefer

