MORE, THE DEEP, ENGINE, SAD IRON, BLACK KNIGHT

Ommen (NL), De Hergerg, 23.11.2024


Als unsere Mannschaft grad den Heimsieg eingefahren hat, beginnt im beschaulichen Ommen schon der Gig von Black Knight im „De Herberg“. Die Location ist ein gemütlicher wie recht geräumiger Kneipenschlauch mit entsprechend breiter Bühne ganz hinten durch. Bei Betreten der selbigen gibt der Fünfer schon Gas, mit doppelter Flying-V Attacke und überzeugenden Songs der Sparte Klassikmetal. Eine zum Glück unpeinliche Ballade ist in der Setlist auch dabei. Die Anwesenden werden mit klassischem Metal im Uptempo in Bewegung gebracht und ihr Sänger hält dem Basser das Mikro zum Mitshouten hin, zieht selbiges aber auch immer wieder weg. Das alles, während unser Geburtstagskind Jörg, der nicht Uwe heißt, eine Runde holt. Zum Schluss zu „Deceivers“ kommt noch ein Gastgitarrist mit auf die Bühne und bleibt noch zum Finaltrack „Power And The Glory“ von Saxon, schön für die dreifache Riffattacke. Nach einer satten Stunde Spielzeit ist Schluss.


Man sagt, Sad Iron wären die älteste Metalband Hollands, und so wird sie auch heute angekündigt. Für uns sind sie gnadenlose Speedmetaller, die sich auf den extrem roughen Gitarrensound des Debüts der Briten von Savage berufen. Zuletzt haben wir sie im Sommer 2023 in Oberhausen live gesehen, bei gefühlten 40 Grad in einer gut erhitzten Wellblechhalle. Auch heute wieder ist ein Song schneller als der andere und es wird so amtlich gesägt und geballert, dass die über der Bühne angeklebte Stageuhr trotz Gaffa zu Boden fällt. „Ohne Zeitanzeige müssen wir wohl schneller spielen“, meint Sänger Marcel und sagt „Day Of Doom“ an, das natürlich alles andere als langsam ist. Zur Umsetzung von „Metal Cathedral“ gehört ein  Orgelintro aus dem Back und Marcel performt in einem papstähnlichen Gewand in Weiß. Die vier sonst komplett in Schwarz Gekleideten hauen den hammermäßigen Speed raus, auch wenn „The Demon Is Back“ erstmal nur im Uptempo kommt. Gitarrist Bernard feuert mit nur einer Hand auf dem Griffbrett erfolgreich die Menge an, die andere hoch in der Luft. Ebenfalls knallt die nächste Bombe „Military Madness“ ohne Doublebass auf die Omme. Na klar, wir sind ja auch in Ommen, haha. Wie geil, dass der Stampfer „We All Praise The Devil“ sofort alle Fäuste hochschnellen lässt und zum Schluss natürlich völlig eskaliert. Sad Iron waren wieder einmal absolut großartig und wir beenden nach zweiundfünfzig Minuten diesen Abschnitt mit dem Wunsch, sie müssten öfter bei uns spielen.


Dem Auftritt der wiedervereinten Engine wird schon heiß entgegen gefiebert. In der ersten Reihe positioniert man sich schon zum Soundcheck mit eingeswipeter Fotofunktion an seinem Mobile, aber erst ertönt noch eine Sirene aus dem Back, welche die Show einläutet. Doch es soll vor keiner großen Gefahr gewarnt werden, denn es steht ‚bloß‘ hardrockiger Metal zu erwarten. Das Opening-Doppel „Action“ und „Right Now“ macht ganz offensichtlich Laune bei den gut eingegroovten Anwesenden, ebenso der Stampfer „City Lights“. Ihr agiler Sänger hat mächtig Spaß auf den Brettern, was man auch seinen Ansagen entnehmen an, wie er anturnend mit dem Publikum spricht. Das von den grandiosen UFO bekannte „Doctor, Doctor“ ertönt zur Zugabe, als wäre der Song absichtlich für das oben genannte Geburtstagskind ausgewählt worden, da es zu seinen Lieblingssongs zählt.


Auch wenn man es grad nicht auf der Uhr hat, wo er grad singt und wo nicht … auf jeden Fall erkennen wir Sänger Tony Coldham sofort. Der Mann hat noch in jüngster Vergangenheit bei Tytan und Kevin Riddles Baphomet Großes geleistet. Jetzt grad bei The Deep aktiv, wo er sich mit Members der alten Deep Machine austobt. So findet auch der „Night Stalker“ noch vom dritten Deep Machine Demo aus 1982 den Weg ins Programm und wir wissen, jetzt kann nichts mehr schief gehen. Und richtig, der geerdete Oldschool Metal zündet sofort und wir erfreuen uns an saxonartigen Riffs in „All I Want“. Nach „You Take My Breath Away“ feiert De Herberg dann „Premonition“ ab, das erst mal richtig Schwung in den Laden bringt. Was von Tony als das beste Line-up bezeichnet wird, räumt in der Tat hier in Holland mächtig ab. „Turn Me Loose“ macht uns mit seinen Taktwechseln irre, aber nach „The Rider“ ist die Messe dann gelesen. Bemerkenswert noch, dass der Wahnsinnsgitarrist Chris Borsberry, auch grad noch bei Kev Riddles Baphomet und Tytan gewesen, ausgerechnet eine metaluntypische Telecaster spielt. Hoffentlich sehen und hören wir von dieser Band in dieser Besetzung in nächster Zeit noch mehr!


Endlich More. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn für uns ist es live nun das erste Mal. Da stehen so einige NWoBHM Bands abgehakt auf der Liste, doch die Mannen um Basser Baz Nichols fehlten noch. Der Mann war auf dem Vorzeigewerk, dem 1981er „Warhead“ Album zwar noch nicht mit dabei, zählt aber zweiundvierzig Jahre zurück bis zu seinem Einstieg, so viele wie kein anderer seiner aktuellen Mitstreiter. Und was jetzt hier mit „Killer On The Prowl“ losgeht, ist tatsächlich der erwartete More Sound. Das Riesenbackdrop mit dem unverkennbaren Bandlogo verspricht wegen seiner Größe nicht zu viel. „Road Rocket“ und auch das „Fire“ Cover von Mister Arthur Brown landen im Publikum wie Zündstoff, so auch der Schlepper „Soldier“. Dagegen wirkt das unwesentlich schnellere, und stampfende „Scream“ schon wie wieder wie eine Rakete. Bis „Traitors Gate“ gezockt wird und ein Ruck durch die Menge geht. Das kann auch „Blood And Thunder“, dass in den ersten Reihen zünftig die Post abgeht und vereinzelt auch weiter hinten am Tresen gebangt wird. Wieder weit hinten im Set sorgt „Atomic Rock“ für Bewegung und wir nähern uns dem Finale des Events. Unterm Strich ein sehr cooler Konzertabend mit fünf absolut sehenswerten Bands. Klasse Ding!

Autor & Pics: Joxe Schaefer