SODOM – „Auf Kohle Geboren“
Buchlesung mit Holger Schmenk und Tom Angelripper im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum, 12.09.2025.
Meine Güte. Wenn wir bedenken, wie viele Jahrzehnte wir schon nicht mehr im Deutschen Bergbaumuseum waren … beim Zählen kommen wir mit den Fingern einer Hand gerade noch hin. Aber gehen wir gleich mal zum Thema.
Während es im Foyer natürlich Currywurst und Bier gibt, Bier von einer kleinen Brauerei aus Dortmund, wird dort tatsächlich auch ein Patch vom Museum angeboten. Bestellt man munter gleich alles zusammen, wenn man schon mal hier steht und die lange Schlange hinter sich hat. Den Tom sehen vor dem Eingang, der dort schon sehr früh zum Signieren anzutreffen ist. Drinnen geht der Filzstiftsport gleich weiter, denn das Sodom-Buch „Auf Kohle Geboren“ konnte man sich nach dem Erwerb gleich von ihm bekritzeln lassen.
Es folgen einführende Worte von einer Mitarbeiterin des Museums namens Sandra, die uns zunächst einmal mitteilt, dass sich das Museum dieser Musik verdunden fühle, und darin auch nicht ohne Stolz erwähnt, dass die Lesungen zu den „Kumpels In Kutten“ Büchern ebenfalls hier stattgefunden haben. Der Mitverantwortliche dieser Bücher, Autor Holger Schmenk, hat es in diesem Falle allein geschafft, alles für die Idee einer Sodom-Biografie bis zum Erscheinen dranzusetzen, dass die Mühen letztendlich auch zum Erfolg führten. Fast alleine, denn ohne den Protagonisten, Bandmitgründer Tom Angelripper, hätte das nicht passieren können. Wäre dann auch ein sinnloses Unterfangen geworden. Zu der nicht zu leise abgespielten Version der Steigerliedes von Die Knappen, und ebenfalls sehr lautem Applaus der Anwesenden, unter denen sich so einige Members der Sodomaniacs befinden, kommen die beiden für diese einzige Lesung in den Saal und nehmen vorne Platz. Zur Belustigung aller endet die Musik sehr abrupt und verhallt in dem riesigen Raum brutal. Zu einigen von Holger zitierten Textpassagen aus dem Buch befragt er Tom zu den Begebenheiten, und durch die Erklärungen dazu entsteht durch seine Worte ein runderes Bild. Weiterhin werden zur optischen Untermalung Bilder auf die Projektionsfläche geworfen.
Über 300 Seiten zählt das Objekt der Begierde und fängt chronologisch im Gründungsjahr 1982 an. Tom erinnert sich: „Wir wollten auf keinen Fall, dass unsere Musik irgendwem gefällt!“. Worte wie diese kommen natürlich an, gemessen am Geschmunzel der Anwesenden. In den Ausführungen der beiden hören wir auch immer wieder kleine Seitenhiebe in Richtung Kreator heraus, die aber natürlich sportlich gemeint sind. Andere musikalische Mitstreiter aus der Zeit treten in den Erzählungen ebenfalls auf. So kreuzte Darkness Drummer Lucky 1986 den Sodom Weg, als er für sie als Fotograf tätig wurde, weil er schon eine brauchbarere Kamera besaß. Nach einer kleinen Pause geht es im zweiten Teil mit Toms Jobquittierung auf der Zeche Hugo weiter und es wird viel historisches zur „Agent Orange“ aufgearbeitet. Großer Applaus für Toms Worte über den seinen Traum lebenden Andi Brings. Außerdem regen die Geschichten über Nachzahlungen ans Finanzamt zum Schmunzeln an, wie die Anekdote über das geplatzte Konzert in der Türkei, oder das Fleischfoto für die „M16“. Leider sind auf dem Weg der Band schon einige Mitstreiter aus der Bandfamilie nicht mehr dabei. Neuerdings müssen wir zu den Verstorbenen auch Drummer Atomic Steif, zählen, von dessen Tod Tom von Holy Moses Sabina erfahren habe. Zur Sprache kommt noch das Überholen von Doro, die Tom auf der Liste der Künstler mit den meisten Wacken-Auftritten auf Platz zwei gedrängt hat, der Humor von Drummer Bobby, die Präzision von Makka und es wird auch die Huskyzeit beleuchtet. Die Erzählungen in der Biografie gehen bis zur aktuellen Besetzung und der Minitour Ende 2024.
Zum Schluss nach 2,5 Stunden bemerkt Tom, dass nur noch ein Buch übrig wäre. Dafür aber noch reichlich Aufnäher des Bergbaumuseums.
Autor & Pics: Joxe Schaefer