MEKONG DELTA – tales of a future past

Eigentlich bin ich alles andere als ein Fan von progressivem Metal bzw. Musik, bei der man den Taschenrechner bemühen muss, um halbwegs zu verstehen was da auf dem Notenblatt verbrochen wird. Nichtsdestotrotz konnten mich Mekong Delta, seitdem ich die Band mit ihrem ultragenialen Album “Dances Of Death (And Other Walking Shadows)” im Jahre 1990 für mich entdeckt habe, stets fesseln. “Tales Of A Future Past” stellt nun bereits das zwölfte Studioalbum des Quintetts um Ralph Hubert dar. In den Anfangstagen als “Allstar Project” verschrien, fungierten die Musiker noch unter Pseudonymen und das Line-up umfasste heutige Szenelegenden wie Peavy Wagner (Rage) oder die “Drumhure” Jörg Michael (aka Gordon Perkins, ex-Rage, ex-Running Wild, ex-Stratovarius, …).

Das heutige Line-up besteht mehrheitlich seit 2008, und das vorliegende Album stellt das bereits vierte Album in dieser Konstellation dar. Diese Homogenität im Line-up spiegelt sich auch in der tollen Musik wider. Ich konnte vor ein paar Jahren (Headbangers Open Air 2010) einer der raren, aber trotzdem ausgezeichneten Livadarbietungen des Quintetts beiwohnen und die außergewöhnlich hohe Musikalität der Band live bewundern. Auch wenn diese komplexe Mucke sicherlich live teils schwer zu verdauen war, haben mich die Präzision und die Qualität der Darbietung schwer beeindruckt. “Tales Of A Future Past” ist ein gewohnt musikalisch hochstehendes Metalalbum geworden, bei welchem man bei jedem Durchagang wieder neue Elemente entdecken kann. Das Album reiht sich dabei nahtlos in die geniale Diskographie der Band ein, und verbindet elegant die Klassiker der Vergangenheit mit der qualitativ nicht minderwertigen Gegenwart. Da soll mal jemand behaupten, Metal sein bloß unkoordinierter Krach.

Mekong Delta sind sicherlich ein ausgezeichnetes Beispiel, dass genau diese These nicht zutrifft. Kaum eine andere Hartwurstband schafft es derart elegant, harte Metalelemente mit klassischer Musik zu verbinden. Die Musik ist zwar teils sehr komplex, jedoch sowohl eingänglich als auch melancholisch. Das Album scheint durch ein loses Konzept zusammen gehalten zu werden. So bilden die vier Teile “Landscape 1-4” eine musikalisch, orchestrale Einheit und sind rein instrumental gehalten, weisen jedoch sehr interessante Elemente auf. So klingt beispielsweise “Landscape 2 – Waste Land” leicht orientalisch, währenddem “Landscape 3 – Inharent” ein echter, stampfender Metalsong geworden ist. Die verbleibenden sechs Songs sind sehr abwechslungsreich und beinhalten sehr heavy und auch schnell gehaltene Songs wie auch deutlich ruhigere Momente. So stellt die Abrissbirne “Mindeater” ein echtes Highlight dar. Auf den ruhigeren “When All Hope Is Gone” und “A Farewell To Eternity” kann auch Sänger Martin LeMar zeigen, was gesangstechnisch alles in ihm steckt. Vor allem “When All Hope Is Gone” erinnert mich stark an Savatage der frühen 90er Jahre. Ganz großes Kino!

Mekong Delta schaffen es auch mit diesem Album wieder, mich auf’s Neue von ihrer genialen Musik zu überzeugen und mich an das Album zu fesseln, ein Aspekt, bei dem Dream Theater trotz ihrer unbestrittenen musikalischen Qualität immer wieder gescheitert sind. Ein weiteres Album für die Ewigkeit!

Wertung: 8,5/10
Autor: Steph Bachmann