DELIRIOUS, TONY GORILLA

Lünen, Stadtpark, 11.07.2021


Um es vorweg zu nehmen, die Verbindung Freiluft Kultur 2021 und Alternative Stage hat funktioniert. Kaum sind die Inzizahlen wieder so weit unten, dass kleine Konzerte stattfinden können, baut man in Lünen eine Bühne in den Stadtpark und lässt mal zwei Bands der härteren Gangart spielen. Ziemlich pünktlich geht es an diesem Sonntag um 17:00 Uhr auf der Wiese hinter dem Ringhotel los. Tony Gorilla, die seit Ende 2019 zum ersten Mal wieder auf einer Bühne vor Publikum stehen, haben mächtig Spaß und dem sitzenden Publikum auf den unterbrochenen Stuhlreihen ist das zunächst gar nicht so anzusehen, dafür fällt der Applaus umso lauter aus. Es bekommt ja schließlich auch zackige Gitarren mit coreschwangerem Druck und einem herrlich nagelnden Bass auf die Omme. Weil sein Sparringspartner an der zweiten Gitarre heute krankheitsbedingt ausgefallen ist, steht der Gitarrist für die Riffs allein im Mittelpunkt. Und das noch mit leuchtend königsblauer Gitarre plus rotem Shirt, sticht schon ins Auge. Kurz und knackig kommen Songs wie “Like The Wind“ und ein paar neue Nummern wie „Face Off“ rüber, die Menge abzuholen. Trotz mächtig Applaus und auch Rufen nach Zugabe bleibt es beim pünktlichen Schluss um 17:45 Uhr. Wem das gefallen hat, geht zur Bühne und holt sich sein Bandshirt aus Bio-Baumwolle, welches für nen Zehner auch ohne Merchandisestand den Besitzer wechselt.


Nach einer kurzen Pause kracht die nächste Band herein. Mit Rauchsäulen bis unters Dach, als ob die Bühne brennen würde, legen Delirious aus Hamm los. Allerdings wegen Krankheit auch nur mit einem statt mit zwei Gitarristen. Als ob sich da beide Bands abgesprochen hätten, freiwillig zum Quartett zu schrumpfen. Trotz weißer Riesenaufsteller der Band wäre für den zweiten Gitarristen noch genügend Platz auf den Brettern gewesen. Noch ungewohnter erleben wir den Umstand, ein Thrash Metal Konzert sitzend auf Gartenstühlen absolvieren zu dürfen. Shouter Markus fordert die Arme der Audienz nach oben, was den meisten der knapp 150 Besuchern auf den Stühlen jedes Mal hervorragend gelingt. Sehr zur Freude aller grüßt Markus auch die Hotelgäste auf ihren Balkonen gegenüber. „Psychotic Disarray” bringt den Thrashern mächtig Beifall ein, ebenso wie „Toxic Trace“, das kein Cover von Kreator war, sondern vom jüngsten Album “Moshcircus” aus 2015 stammt. Da man grad kein Geld in der Bandkasse habe, preisen Delirious noch ihre Bandshirts an, die allerdings wohl nicht aus Bio-Baumwolle seien. Zum Schluss ertönt „Drowning In Your Blood“ und noch zwei Zugaben inklusive einer Verthrashung des uralten Iron Butterfly Klassikers „In A Gadda La Vida“. Um 19:15 Uhr werden die Verstärker ausgeschaltet und diese zum Vierer Geschrumpften haben gut eine Stunde gezockt. Das soll für alle Beteiligten auf jeden Fall noch zeitig genug sein, wer zu Hause auf das Endspiel der Fußball Europameisterschaft umschalten will.

Autor & Pics: Joxe Schaefer