MASTER, ARROGANZ, ZEIT

Essen, Don’t Panic, 09.06.2024


Auf jeden Fall haben wir mit mehreren darüber gerätselt, wer denn heute wohl die opening Band sein könnte, denn ihr Logo konnten wir nicht eindeutig lesen. Und dazu haben wir eine Menge Zeit, denn der Einlass verzögert sich gut eine Stunde. Die erste Band nennt sich tatsächlich auch Zeit, und ist nun die erste von drei Trios heute. Die Leipziger kommen unter viel Nebel auf der kleinen Bühne ohne Ärmel, aber mit Kapuzen und ackern sich ihre Dreiviertelstunde straight, erdig und ambitioniert durch ihren doomigen und leicht atmosphärischen Black Metal Set. Der kleine Club im Don’t Panic ist noch nicht zu voll, aber füllt sich weiter. Dem Dreier kann man gespannt zuhören und einige bangen mit. Es wird auch etwas applaudiert, während zwischen den Songs der Lärmwall durchgeht. Der hört erst zum Schluss auf und markiert dann auch den Ende des Auftritts deutlich.


Auch die neue Arroganz-Scheibe „Quintessenz“, ihr inzwischen sechstes Album, ist nicht durch leichte Eingängigkeiten geprägt. Diesen schwer eingängigen Black und Death Metal aus Cottbus haben wir noch aus der Reithalle vom alten Stormcrusher Festivals im Kopf, und sperrig fangen sie auch heute unter viel Nebel an. Dabei ginge anfängliches Gewirbel an den Drums schon fast als Schlagzeugsolo durch. Na ja, so eine Art Solo vom Bass folgt ja später auch noch. Im Shirt von Celtic Frost kann Basser und Shouter mit dem Pseudonym ‚K‘ für „The Origin Of Fire“ vom neuen Album einige Banger bekommen, doch der große Jubel bleibt an diesem Sonntag, es wird auch am ungünstigen Wochentag gelegen haben, aus. Für die Breaks und Disharmonien muss einem auch der Sinn stehen. Als für „Another God, Dead“ Zingultus von Endstille mit auf die Bühne steigt, entlockt man der Audienz mühsam ein paar Reaktionen mehr ab. Arroganz kommen aber später besser und eine Zugabe ist noch drin. Wir werden gefragt, ob wir ein schnelles oder ein langsames Stück wollen. Die meisten Antworten sind natürlich ‚schnell‘ und es folgt zum Ende der fünfzig Minuten „Tod Und Teufel“.


Den Headliner haben wir zuletzt auf dem Malta Doom Metal Festival gesehen, auf dem sie als die ‚Pioneers Of Death Metal‘ angekündigt wurden. Inzwischen haben Master mit „Vindictive Miscreate“, dessen Titeltrack sie später spielen, und „Saints Dispelled“ weitere Alben rausgetan, und zocken heute Abend mal wieder in Essen. Natürlich haben sie reichlich Merch mitgebracht, ihre jüngsten Vinyls sind natürlich dabei. Der Laden ist nun etwas voller als zuvor, offensichtlich wollten sehr viele Gäste nur den Headliner sehen. „Good evening, we are Master!“ geht das endlich vom Soundcheck in den Set los und wir bemerken, Master sind schon eine ganz andere Hausnummer als die Bands zuvor. Mit Klassikern wie dem alten „Judgement Of Will“ und natürlich „Pledge Of Allegiance“ mit selbst gekeiftem Spoken Word Intro macht man auch nichts verkehrt. Sehr geil auch „Terrorizer“ vom ersten Demo aus dem Jahr 1985. Der Nackenbrecher von „Pay To Die“ verursacht noch einmal mehr Gebange und Paul sagt scherzhaft „Freebird“ von Lynyrd Skynyrd als Zugabe an, wofür er aber nicht betrunken genug sei!“ Na klar, nachvollziehbar. Tatsächlich gibt es nur einen Song mehr, die Menge hat an diesem Sonntagabend auch nicht zu überschwänglich und enthusiastisch mitgefeiert, dass die Spielzeit von einer Stunde deutlich verlängert werden würde. Egal, dafür folgen noch lange Gespräche am Merch, wo Paul an sich schon den ganzen Abend anzutreffen war. Letztendlich gab es an diesem Abend in der Gegend für 25 Euronen keine bessere Veranstaltung zu besuchen.

Autor & Pics: Joxe Schaefer