ABHORRATION, STRESS ANGEL, TAIFUN
Essen, Don’t Panic, 21.05.2025
Heute Abend Abhorration zu gucken, war definitiv Pflicht. Das Billing mit Stress Angel macht auch Sinn, nur den Openingact mit dem Namen Taifun sagt uns erstmal gar nichts, soll aber etwas von Punk haben, konnten wir irgendwo aufschnappen. Und so ist es auch, denn schon die ersten Takte sind punkig, auch Core ist mit drin. Der Shouter des Vierers nutzt den ganzen Raum vor der Bühne zum Hin- und Herrennen, wo bislang nur eine handvoll Gäste vor Ort sind. Ebenfalls als optisch auffällig muss die leuchtrote Gitarre bezeichnet werden; der Gitarrist macht zwischen den Songs auch Tricks mit den Effektgeräten zu seinen Füßen. Die Songs werden vom sich noch füllenden Backyard Clubs im Don‘t Panic angenommen, und ihr Brüllvokalist performt in den hohen Tempi noch immer nur vor der Stage umherlaufend. Nach dreißig Minuten haut er sich das Mikrofon vor die Stirn, wirft es auf den Boden und läuft nach draußen. Ende der ersten Band.
Für die zweite Band dieses Abends ist die Hütte schon wesentlich voller geworden. Stress Angel treten mit einem Gitarristen an und dieser Dreier aus Brooklyn macht gleich amtlich Vollgas. Ihre neue Scheibe „Punished By Nemesis“ kam bei uns sehr gut an und ihr Sound macht hier und heute gleich schon zu den ersten Tönen Laune. Obwohl wir das schon zigmal erlebt haben, wenn der Drummer singt, macht es noch immer ein ungewohntes Bild, wenn vorn kein Frontmann steht. Manny zieht bei seiner Doppelbelastung, mit Hall in den Vocals, auch in den Ansagen, alle Aufmerksamkeit auf sich. Das Trio liefert sonst eine ziemlich statische Performance; wesentlich mehr Bewegung ist in der Menge vor der Bühne auszumachen. Dass Speedstrecken durch wenige langsame Parts unterbrochen werden, wirkt nicht kontraproduktiv. Der gespendete Applaus steigt von Song zu Song und mit dem letzten Stück wird alles abgerissen. Das hätte gerne noch länger so gehen können, als diese doch recht knappen dreißig Minuten. Doch sind wir mal zufrieden, denn durchschnittlich oder gar schlecht ist definitiv etwas anderes!
Erst klingt noch „Iron Man“ als Anheizer aus der Konserve, dann endlich die mit Spannung erwarteten Abhorration live. Die norwegischen Deather haben grad ihr erstes Album „Demonolatry“ raus, davor kam bloß das Demo „After Winter Comes War“, welches nun schon vier Jahre alt ist. Dennoch wollen viele Fans diesen Vierer sehen und füllen die Location bis kurz vors Limit. Aber die Begrifflichkeit ‚sehen‘ passt nicht so ganz, denn die Protagonisten wollen mit sehr wenig Licht über der Bühne auskommen. Das wird schwer für Fotografen. Doch für die Besucher kommt es ja sowieso eher darauf an, was die Lauscher aufnehmen. Wir erleben eine amtliche Darbietung der Norweger, die munter mit Rückkopplungen einsteigen und auch eben solche zwischen den Songs platzieren. Plus einer präsenten Ausgewogenheit im Sound, dass ihre Handschrift authentisch rüberkommt, haben sie auch etwas von Morbid Angel mit drin. Nach dreiundvierzig Minuten wird massig Applaus gespendet, und wird dürfen feststellen, das war zwar etwas kurz, aber auch gar nicht so schlecht für einen Mittwochabend. Der lokale Soundmann spricht anerkennend von einem ‚Brettchen‘, obwohl das so gar nicht seine Musik gewesen wäre. Also alle Daumen hoch!
Autor & Pics: Joxe Schaefer