CARPE NOCTEM – vitrun

Es gibt ja Leute, die können eine Black Metal Band aus Island heraushören und von anderen unterscheiden. Nun, diese Jungs aus Reykjavik haben sich aus solchen  Bands aus dem Staat zusammengetan, lesen die Augen. Und tatsächlich können die Ohren Dinge erkennen, die man aus dieser Region schon mal gehört hat. Zum Beispiel im Gesamtsound eingebaute, unverzerrte Gitarren. Für “Og Hoflö Fylltist Af Reyk” dürfen sie gleich einführen und große Teile der Melodiebögen übernehmen, womit wir mal bei Solstafir wären. Carpe Noctem können diese Enden auch noch deutlich nach unten biegen, was noch schräger wirkt. Disharmonien sind auch mit drin, doch noch mehr Wert wird auf Dunkelheit gelegt, sonst würde das Gegenteil von Carpe Diem auch keinen Sinn machen. Während man sich in den sechs Tracks bei Okkultem, aber auch der nordischen Mythologie bedient, kann man daran teilhaben wie sich durch Torf gebohrte Grollvocals noch an etwas Hall erfreuen. Und weil nicht in einem durchgedroschen wird, sondern sich steigernde Aufbauten und interessante Soundlücken entstehen, fallen Schlagzeugarbeiten auf, die sich mehr einfallen lassen als an der Schnur gezogenes Speedgeprügel und sich nebenbei noch auf einen angenehm organischen Sound berufen können. “Vitrun” beherbergt kein Material von der Stange, hält höheren Ansprüchen stand und trifft den Nerv.

Wertung: 8,5/10
Autor: Joxe Schaefer