ATTICK DEMONS-daytime stories, nightmare tales

Die Attick Demons gibt es bereits seit 1996 und „Daytime Stories, Nightmare Tales“ ist bereits ihr dritter Longplayer. Ich muss zu meinem Bedauern gestehen, dass die Portugiesen bislang leider komplett an mir vorbeigegangen sind. Und das überrascht mich, gehört doch der klassische Metal, speziell die NWOBHM eindeutig zu meinen persönlichen Vorlieben.

Und genau das ist die Richtung, in die der Sound der Metaller aus Lissabon geht: Melodiöser Powermetal mit kraftvollen Gitarrenriffs und vielen Anleihen an das goldene Metal-Jahrzehnt. Hinzu kommt mit Artur Almeida ein Frontmann, der mit seinem Gesangsstil in frappierender Art und Weise an einen gewissen Bruce Dickinson erinnert. Aus ihrer Vorliebe für die eisernen Jungfrauen macht die Band dann aber auch gar kein Geheimnis, zählen sie die Band neben Manowar und Helloween lt. eigner Aussage zu ihren stärksten Einflüssen. Ja, das ist einfach so: Legt man „Daytime Stories, Nightmare Tales“ zum ersten Mal auf, kommt relativ schnell die Assoziation zu Iron Maiden auf. Während ich in den ersten Sekunden des Openers „The Contract“ und auch bei „Make Your Choice“ stellenweise vielleicht sogar noch ein bisschen Overkill und Bobby „Blitz“ Ellsworth oder Helloween im Hinterkopf hatte, dauerte es nicht lange und die Assoziation zu Iron Maiden war da. Artur Almeida ist ein starker Sänger, keine Frage, und er klingt halt immer wieder wie Bruce Dickinson. Wie immer man das bewerten mag. Dass der Mann es gesangstechnisch drauf hat, wird wohl niemand ernsthaft bezweifeln. Nun sollte man aber nicht so weit gehen, die Attick Demons als reinen Maiden-Klon abzutun. Der Sound der Band ist sicher nichts weltbewegend Neues, aber man muss das Rad ja auch nicht unbedingt immer wieder neu erfinden. Die beiden Gitarristen Nuno Martins und Dario Antunes bieten erstklassige Riffs und Soli der typisch britischen Machart, hin und wieder mit Anleihen an den US-Metal und immer sehr harmonisch und melodiös. Sehr gute, kräftig klingende Arbeit.

Zusammen mit der Rhythmusabteilung um Bassmann Joao Clemente und Schlagzeuger Ricardo Oliveira sorgt das Ganze für einen klassischen, aber durchaus auch nicht altbacken klingenden, druckvollen Sound, der mir gut gefallen hat. Mid-Tempo-Rocker („Renegade“) wechseln mit Songs, die geradezu Hymnen-Qualitäten aufweisen („Headbanger“) und alles immer schön mit doppelläufigen Gitarren umspült: mein Ding, ganz klar.

Textlich dreht sich bei „Daytime Stories, Nightmare Tales“ alles um Okkultismus und die heimische, portugiesische Geschichte, wobei es sporadisch zum Einsatz traditioneller heimischer Instrumente kommt und der Titel „O Condestável“ gleich mal komplett auf Portugiesisch gesungen wird. Auch das sich wohltuend vom Einheitsbrei schwerterschwingender Heroen abhebende Albumcover hat bei mir dazu beitragen, dass trotz bekannter Zutaten keine Langeweile aufkam und das Album für mich durchaus abwechslungsreich klingt. Einige Songs haben absolut Wiedererkennungswert. Wenn man einem tollen Sänger zugesteht, dass er stark nach einem anderen, außergewöhnlichen Sänger klingt, wenn man auf melodiösen Powermetal der Marke NWOBHM im zeitgemäßen Gewand und mit schön strukturierten, harmonischen, melodiösen Songs steht, dann sollte man den Attick Demons eine Chance geben. Maiden-Fans sowieso.

An der Produktion gibt es absolut nichts zu meckern und man muss der Band ganz klar zugestehen, dass sie um Eigenständigkeit bemüht ist. Sie treffen meinen Nerv. Trotzdem mag ich keine Top-Bewertung raushauen. Dafür stehen sie Maiden für meinen Geschmack trotz aller Bemühungen dann doch einfach zu nahe.

Tracklist:
1. The Contract
2. Make Your Choice
3. Renegade
4. The Revenge Of The Sailor King
5. Hills Of Sadness
6. Headbanger
7. Devil’s Crossroad
8. O Condestavel
9. Running

Wertung: 7,5/10
Autor: Wolfgang Haupt