WARPATH

So gut wie böse


Warpath aus Hamburg sind wieder da und haben mit dem Album “Bullets For A Desert Session” ein sehr starkes Comeback hingelegt. Dirk Weiss war mein erster Interviewpartner für X-CRASH und ich hoffe, wir können bald mal wieder plaudern, wenn es News über Warpath zu berichten gibt.


Bernd: Hallo Dirk, du bist mit „Warpath“  und einen neuem Line-Up wieder am Start. Stell uns deine neuen Bandkollegen mal kurz vor!

Dirk: Da haben wir am Schlagzeug Norman Rieck, der hat vorher bei einer Death Metal Band gespielt, die auf Rügen ansässig war. Er ist unser Kücken. Der jüngste, noch frisch. An der Gitarre: Flint Razorhead von den Razorheads, dort spielt er Gitarre und singt. Rock ‘n’ Roll / Schweinerock! Ich kannte ihn vom Sehen her und von Facebook, aber richtig kennengelernt haben wir uns erst bei Warpath. Und den Bass hält und spielt Sören Meyer, seines Zeichens ehemaliger Bassist der Doom Thrasher Alien Limb Sign, bei denen ich auch das Mikro geschwungen hab.

Bernd: Euer neues Album „Bullets For A Desert Session“ ist seit einiger Zeit erhältlich. Das Album hat viele gute Reviews erhalten und Auftritte wie z.B. auf dem Bang Your Head Festival habt ihr auch schon hinter euch. Bist du zufrieden  wie der Neustart mit „Warpath“ bis jetzt läuft ?

Dirk: Das Bang Your Head war schon abgefahren. Die erste Show, zu der wir mit nem Flugzeug geflogen sind…haha. Wir haben alte Bekannte wiedergetroffen, u.a. Felix und Markus von Crematory. Wir hatten eine ganz gute Show vor ca. 800 Leuten und das, obwohl wir schon zwanzig Jahre kein Album mehr herausgebracht haben. Zu dem Zeitpunkt war “Bullets …”  erst aufgenommen, aber noch nicht gemixt. wir haben trotzdem “Believe” und “I Donエt Care” gespielt. Die Songs sind ganz gut angenommen worden. Auf jeden Fall ne runde Sache der Gig, obwohl mir gegen Ende des Sets die Stimme abhaute und wir eigentlich ein ganz schweres Brett für so ein Festival sind. Immerhin haben nach uns Tyketto gespielt, haha. Das Album hat gerade bei den Onlinemags mega Reviews eingefahren! Das ist natürlich klasse für uns, nach so langer Zeit und trotz des neuen Line-Ups. Das macht schon stolz! Wacken liegt noch vor uns, ebenso wie das Riverside und Stormcrusher Festival.

Bernd: Wie ist das Songschreiben und die Aufnahme des Albums bei euch so gelaufen, gibst du als Chef alles vor?

Dirk: Wir sind ins Studio gegangen und die Platte lag da fertig! Wir mussten nur wieder nach Hause fahren und konnten uns das Ergebnis direkt anhören, haha. Nein, wirklich war es so, dass wir von Herbst 2015 bis in den Sommer 2016 mit dem Songwrtiting beschäftigt waren. Nicht permanent, da wir auch Shows gespielt haben oder anderweitige Verpflichtungen hatten. Ein paar Songs, genauer gesagt zwei, sind noch aus dem Schaffensprozess des Reunion Line-ups. Den Großteil der Songs habe ich geschrieben, den Rest Flint und ich und wir alle nicken die Lieder dann ab, ob ja oder nein.

Bernd: War es schwierig, nach so langer Zeit wieder Songs in eurem Sound zu schreiben, der sich auf Thrash, Hardcore und Doom bezieht? Dadurch hebt ihr euch von den normalen Thrash Bands sehr ab und habt einen extrem brutalen wuchtigen Sound.

Dirk: Zu Anfang vielleicht! Dann war es aber auch mehr die Arrangementfrage. Aber nein, eigentlich fällt es mir nicht schwer, neue Songs zu komponieren. Höchstens bin ich auf der handwerklichen Ebene, auf dem jeweiligen Instrument nicht so versiert, aber das machen dann ja auch die Jungs an ihren Instrumenten. Ich mag diese verschiedenen Richtungen von Musik, die sich in unserem Stil wiederfinden und vereinen. Manches passiert fast von alleine, außerdem raste ich selber vor Freude und Spaß an manchen Riffs aus. Wenn dann die Gänsehaut dazukommt, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin! Klar wird überlegt und durchdacht.  Manches geschieht spontan, anderes nicht. Ich mag den Entstehungsprozess eines Albums. Es baut sich sehr viel über einen längeren Zeitraum auf, und das Endresultat ist dann nochmal was anderes! Der Sound von “Bullets For A Desert Session” ist eigentlich so wie ich es mir theoretisch vorgestellt hatte. Aber als ich das Album letztendlich fertig gehört habe, hab ich das Lächeln nicht aus meinem Gesicht bekommen! Wuchtig, brutal….ein verzerrter Bass, der Tiefe hat, aber nicht die Gitarren beiseite schiebt. Passend zur Musik! Es war uns wichtig, unsere Trademarks beizubehalten, ohne “wie damals” zu klingen. Wir haben 2017, nicht mehr 1994. Die Technik ist heute einen andere, aber die Musik und unsere Einflüsse sind geblieben. Dazu kommt noch, dass wir älter sind und alles ein bisschen einen anderen Blickwinkel bekommen hat.

Bernd: Eure Texte stammen größtenteils von dir, Frieden Freude Eierkuchen Texte hatte ihr nie, woher nimmst du deine Ideen für die Texte?

Dirk: ” Believe” handelt vom Glauben der Adventisten. Sören hat sich, da er direkt davon betroffen war, mit diesem Thema auseinandergesetzt! Der Text ist komplett von ihm. “Offensive Behaviour” ist von Flint und mir, und beschreibt Charaktereigenschaften, Handlungsweisen. Gute wie schlechte…..die einem zu dem machen was man ist. Ich bin nicht perfekt, mache auch Fehler, aber who cares? Die Leute, die mich deswegen nicht verstehen oder verurteilen, sollen sich gehackt legen. Keiner ist perfekt! Versuche deinen Traum zu leben, sei du und real! Ähnlich ist es bei “I Don´t Care”. Tu was du tust und tun willst. Lass dir von niemandem erzählen, wer Du bist und was du wert bist. Das Leben ist Dir geschenkt worden, mach das Beste daraus. Respektiere, toleriere, akzeptiere, aber habe keine Angst, deine Meinung zu haben. Vertrete sie und zeig denen den Mittelfinger, die es Dir vermiesen und schlecht machen wollen. “Unseen Enemy” ist von Flint und mir. Es geht um den inneren Schweinehund, der einen mit schlechten Gedanken und Miesmachereien aufhält oder bis zum Umkippen vorantreibt, dich von dir fern hält. “God Is Dead” hab ich mit einem gut übertriebenem Augenzwinkern getextet, hat aber in einigen Passagen einen durchaus ehrlichen Grundtenor. “Reborn” und “When War Begins” setzen sich mit dem Zeitgeschehen, Politik, Kriegstreiberei und dem ganzen korrupten Verstrickungen auseinander, die sich in der heutigen Zeit, dank Überinformation, Meinungsmache, Staatskontrolle, aber auch mit möglichen Lösungen, bzw. optional möglichen Ausgängen beschäftigt.

Bernd: Kann man den Song “No One Can Kill Us“ als eure Kampfansage an alle halten, die euch Steine in den Weg legen wollen?

Dirk: Ja, eigentlich ja! Als ich den Text geschrieben habe, hatte ich aber keine bestimmten Personen im Kopf. Für mich war es wichtig, das diese Band nicht noch einmal untergeht, und wir zurück sind! Auf den Bühnen, und mit unserer Musik.

Bernd: Deine Stimme klingt noch genau wie damals, auch auf der Bühne röhrst du noch wie früher, machst du bestimmtes Training dafür, z.B. zu Hause den Kindern sagen wo es lang geht?

Dirk: Ich probe ein bis zweimal die Woche, rauche Tabak, keine Joints und trinke gerne Whisky (vorzugweise gurgel ich gerne irischen Whisky oder Jack Daniels und dazu ne Chili Schote … und Bier)! Das hält frisch und macht munter. Und Sport, Fitness. Aus Konditions -und gesundheitlichen Gründen!

Bernd: Die gute alte Schallplatte ist bei Metal Fans ja wieder stark begehrt, wollt ihr „Bullets For A Desert Session“ noch als Vinyl veröffentlichen?

Dirk: Hmm … Vinyl ist eine Sache der Nachfrage. Ich denke, wenn wir mit ” Bullets…” genug Einheiten absetzen, das sich das selbst für ein kleines Label lohnt, dann wird es das Album auch noch auf Vinyl geben.

Bernd: Durch das Internet, z.B. Facebook, kann man sehr gut Kontakt zu seinen Fans halten, was ja früher schwieriger war, und Neuigkeiten der Band schnell verbreiten. Wie stehst du zu diesen Sachen ?

Dirk: Eigentlich ist das Medium Internet so gut wie böse! Mir ist es mal passiert, dass ich mir bei Youporn nen Video ansehen wollte, und ne Minute später gabs nen Bild von mir, das mit meiner Handycamera von mir in dem Moment gemacht wurde, inclusive einer 300,- Strafandrohung. Virus Spam Mist! Eigentlich zum Lachen….beim Onanieren fotografiert zu werden, andererseits ist diese Snowden Sache keine Lüge. Die gucken dich in deinem Wohnzimmer an, im Schlafzimmer auf deine Eier, wenn du dein Handy oder Laptop mit ins Bett nimmst! Das finde ich persönlich äußerst schlecht und zum Kotzen. Aber wenns darum geht, es als Medium für die Band oder persönlich zu nutzen, gehört das Net einfach dazu, genauso wie der ganze andere Kram wie Whats App, Messenger usw. Leider wird heut viel weniger telefoniert, zumindest ist das bei mir so.

Bernd: Du hast mit der Band „Evil Riot“ mit dem Album „Wasteland“ noch ein zweites gutes Eisen im Feuer, ist diese Band mehr als Hobby gedacht ?

Dirk: Evil Riot haben sich im vergangenen November 2016 aufgelöst. Das ist zwar bis heute nicht publik gemacht worden, aber die Band ist tot. Geile Gigs, coole Platte,  klasse Truppe. Aber irgendwann hatte jeder einer andere Vorstellung von der Band, der Zukunft, dem wie, wann und wohin.

Bernd: Wäre eine Tour mit beiden Bands machbar für dich gewesen ?

Dirk: Ja….gedanklich hatte ich mich schon damit beschäftigt, aber jetzt ist es eh kein Thema mehr!

Bernd: Im August spielt ihr zwei Shows mit „Overkill“, was steht sonst noch bei “Warpath“ an bis Ende des Jahres?

Dirk: Wir touren im September mit Disbelief, deren neues Album auch gerade draußen ist. Supporten werden die Kieler Death Metaller Noise Forest und die Wacken Metal Battle Deutschland Gewinner Detraktor! Die Jungs hab ich im Januar diesen Jahres das erste Mal live in Hamburg gesehen und sofort auf die Tour eingeladen! Dann spielen wir im Herbst noch einige Shows im Norden und die ersten Festivals für 2018 sind auch schon bestätigt, wie das Chronical Moshers! Ein zweiter Teil der Disbelief Tour steht auch noch in naher Zukunft auf dem Plan.

Bernd: Hier habe ich noch ein flotten Dreier für dich. Ich gebe drei Wörter vor und du antwortest was dir auf die Schnelle in den Kopf kommt: Bier

Dirk: Lecker, Krombacher, Veltins!

Bernd: Hamburg

Dirk: Kiez, Party, Astra, Mexikaner, Grotte, Tipsy Apes, Heimat!

Bernd: Idole

Dirk: Pete Steele, Gene Simmons, Terence Hill & Bud Spencer.

Discographie Warpath Alben:
– When War Begins… Truth Disappears 1992
– Massive 1993
– Against Everyone 1994
– Kill Your Enemy 1996
– Bullets For A Desert Session 2017

Autor & Pics: Bernd Henksmeier