ATLANTEAN KODEX – the course of empire

Man ertappt sich dabei, auf “The Course Of Empire” die Hits, die großen Momente zu suchen. Doch ganz so einfach will das nicht gelingen. Bis man nach wenigen Durchläufen feststellt, dass dieses gesamte Album ein einziger großer Moment ist. Das geht bereits beim mächtigen “People Of The Moon” los. Doch auch eingängig wie bei “Lion Of Chaldea” und zackig können Atlantean Kodex, wie bei “Chariots”, diesem Song mit einem Refrain der sich unerwartet öffnet und so für einige Überraschung sorgt. Dabei bleibt das Album im Rahmen des zugrundeliegenden historischen Kontextes um den Fall von Zivilisationen recht abwechslungsreich. Wer über die Stücke hinaus Anknüpfpunkte für Geschichtsexkurse sucht, wird hier reichlich fündig: Steinzeit, Kriege, Europa – alles drin. Der Gesang verdient dabei eine Sondererwähnung: Markus Becker wird von Platte zu Platte besser. In leisen Momenten bringt er die Erzählungen gefühlvoll-klagend, dann wieder rau und kraftvoll rüber. Klasse! Ab der Hälfte der gut einstündigen Spielzeit hat das dritte Studioalbum der Band mitunter seine Längen, bleibt aber insgesamt spannend. Mit dem gelungenen Titelsong schließt sich gegen Ende auch thematisch der Kreis. Produktionstechnisch haben sich die Bayern etwas vom dumpf-verhallten Proberaum-Sound gelöst, was aber keineswegs bedeutet, dass die Hörer hier glattpolierter Bombast erwartet. Trotz oder gerade weil Atlantean Kodex im bandeigenen Studio aufgenommen und produziert haben, klingt die Mixtur aus Heavy-Metal und epischem Doom zeitgemäß (aber nicht modern), kraftvoll und eigenständig. Nachdem die Band bereits vor den Aufnahmen zu diesem Album vor der Auflösung gestanden haben soll, könnte “The Course Of Empire” das letzte Werk der Band sein. Einerseits wäre das eine Schande. Andererseits würden Atlantean Kodex auf dem Zenit abtreten. Als bislang stärkste Epic-Metal-Band dieses Jahrhunderts.

Wertung: 9/10
Autor: Florian Forth