Borne To Be Loud

Unna, Freibad Bornekamp, 16.07.2022


So langsam scheint sich das Freibad Bornekamp zu einer coolen Livelocation zu entwickeln, sehr zur Freude der Fans härterer Klänge. Unter dem Banner „Borne To Be Loud“ geben sich heute fünf Bands die Ehre und den Anfang machen Assorted aus Essen. Das Quartett verarbeitet sicher ein paar Stonereinflüsse, liebt aber auch das Uptempo … und noch mehr. Das sich noch füllende Freibad schaltet langsam auf Konzertbetrieb um, einige Badegäste, die offensichtlich nichts mit guter Musik zu tun haben, gehen heimwärts. Dafür entern mehr Freunde der lauten Gitarren die Wiese vor den Becken. Skurril dazu der Anblick von Kindern mit Gehörschutzmickymäusen im Planschbecken, fast wie die Banger auf dem der Detze Rockt Open Air. Gut so, denn die nicht leisen Assorted burnen sich ohne viel Action vierzig Minuten mal rhythmischer und mal grooviger durch die Nachmittagssonne, allerdings mussten wir bei den sehr leise gesprochenen Ansagen die Ohren spitzen.


Wer bei der nächsten Band Probleme mit dem Lesen des Logos hat, ist nicht allein. Mit der Band Malvort aus dem Pott, die gerade ihr zehnjähriges Bestehen feiern, sollten wir jetzt Groovemetal mit klaren Gesängen und rougheren Shouts hören, während das Publikum beharrlich auf den eigentlichen Beginn des Fünfers wartet. Der legt aber erst nach einem depressiv brummenden und sehr langen Fade-in los. Und als sich das Publikum gerade eingegroovt hat, zwingt uns ein plötzlicher Stromausfall alle zu einer Reparaturpause von zehn Minuten. Danach muss erstmal der Sound neu justiert werden, denn die Gitarren waren zunächst kaum hörbar. Doch die Technik bekommt alles behoben und die Band bekommt schließlich auch das Publikum. Es wird bis in die letzten Reihen applaudiert und ohne die Unterbrechung wäre der Beifall sich noch größer ausgefallen.


Es geht weiter im Programm mit Distraction aus Hamburg, der Band, der ein Pokal für die weiteste Anreise gerecht werden würde. Oder für die abgeworfenen Druck ginge auch. Auf jeden Fall schießt endlich das Tempo am heutigen Nachmittag bis in obere Regionen. Die Jungs berufen sich auf munteres Drumming eines tighten Schlagwerkers und schalten zwischen Vollgas und Gebremst und können das Freibad wachrütteln, dass sich so einige Banger vor der Bühne versammeln. Ein modernerer Anstrich tritt zu Gunsten von Härte und Durchschlagskraft zurück. Der Fünfer spielt schon unter dem Sober Truth Backdrop, ein eigenes haben sie gar nicht aufgehangen. Dann gibt es eine ganz kurze Pause wegen einer gerissenen Saite, fällt aber nicht ins Gewicht. Auch nicht die überwiegend englischsprachigen Ansagen, weil Sänger Eric noch nicht lange genug in Deutschland wohnt. Die Hanseaten haben mächtig Spaß gemacht und wir würden das Quintett gerne wieder live sehen.


Die nächste Band haben wir schon häufiger live gesehen, natürlich auch im vergangenen Jahr hier in diesem Freibad. Und jetzt endlich spielt die richtige Band unter dem Sober Truth Banner. Die Profis aus dem Pott haben diesmal mit „Laissez Faire, Lucifer“ eine aktuelle Scheibe dabei, die promotet werden will. Langsamere Parts nehmen etwas den Schwung raus – ist aber auch schwierig nach der Wucht der Band zuvor zu punkten. Die Menge kommt zwar bis zur Bühne vor, bewegt sich aber nicht so sehr, während die Sonne grad hinter den Bäumen verschwindet und wir uns durch den Erwerb von Putenbrustbrötchen und Bratwurst die Veranstaltung unterstützen.


Was nun auf dem Headlinerslot folgt, ist die reinste Metalband des Billings. Und Depraved Entity ist heute zum dritten Mal hier. Gestartet wird zwar mit einem Schunkelintro, aber darauf folgt weder Powermetal noch Angefolktes, sondern ziemlich melodischer Metal. Es wird voll vor der Bühne und das Publikum wird Zeuge wie der neue Gitarrist Simon einen anständigen Job hinlegt. In den Ansagen wird sich ordentlich beim Freibad bedankt, aber wir verstehen immer „Dankeschön Boonekamp“. Eigentlich keine schlechte Idee, die Bitterspirituose in der Getränkekarte aufzunehmen. Die Hagener bringen ordentlich Bewegung in die Reihen vor der Bühne, auch wenn Shouter David einige Lyrics abliest. Wir werden beim nächsten Mal wieder dabei sein, dann aber auch die Badehose einpacken.

Autor & Pics: Joxe Schaefer