Dying Victims Attack Vol. 2 Warm-Up

Essen, Don’t Panic, 11.04.2024


Endlich ist wieder Dying Victims Attack, wir fieberten diesem Tag entgegen. Die erste Band beginnt bei angenehmen Temperaturen draußen eine halbe Stunde später, das war im vergangenen Jahr beim ersten Dying Victims Attack auch so. Neu ist allerdings, dass es nun zwei Haupttage gibt, die beide nebenan im Turock stattfinden. Während noch „Ausgebombt“ von Sodom aus dem Back läuft, wird die Rückkopplung auf der Bühne immer lauter und Sacrifizer aus Mülhausen legen mit angeschwärztem Speed und Thrash los. Das Mädel am Bass mit dem Pseudonym ‚Slaughterwytch‘ bringt einige zusätzliche Shouts, aber nicht die helleren Schreie, die liefert der Shouter mit dem Klangvollen Spitznamen ‚Sexumer‘ selbst. Das Gemosche vor der Bühne fällt fast so deftig aus wie beim Opener Gallower im vergangenen Jahr. Wir erleben achtunddreißig Minuten kurzweilige Minuten und die fünf Franzosen dürfen den Abend für eröffnet erklären. (Joxe Schaefer)


Die nächste Band kommst aus Leipzig und bestimmt eine Dreiviertelstunde lang über das Geschehen auf der Bühne. Der Vierer groovt sich schon im Soundcheck ein, dann stonert und doomt er sich breitwalzend durch den Set. Die Jungs von Goat Explosion stehen genau für diesen Sound, und haben nicht, wie der Name vermuten lässt, irgendwas mit Black Metal zu tun. Sänger Basti wimmert sich mit seinen Vocals gekonnt quälend durch die Songs. Akustische Klänge bringen immer wieder Auflockerung, was aber nicht gleich heißt, dass nicht mal für den einen oder anderen Part Gas gegeben wird. Rhythmisch haben sie ganz schön was auf der Pfanne, recken gern die Hälse ihrer Saitenapparate und lassen sich auch schon mal zu etwas Synchrongepose hinreißen. Gar nicht so übel, wenn auch nicht so deftig wie die Band zuvor, aber immer noch mehr als die Band danach. (Joxe Schaefer)


Vor wenigen Wochen habe ich gerade erst das Review zur neuen Tarot „Glimpse Of The Dawn“ geschrieben und war beim Hören doch ziemlich geflasht, was sich in fetten neun Punkten niederschlug. Haben sie doch gefühlt im Vergleich zum Erstlingswerk „Reflections“ ihre Nische gefunden und füllen diese auch inzwischen auf ganzer Linie aus. Der atmosphärische Heavy Rock mit Keyboard ist natürlich ein echtes Kontrastprogramm bei den heutigen Bands wie Sacrifizer und Vulture, aber die Band lässt das gut gefüllte ‚Don’t Panic‘ in eine ruhige Dynamik verfallen. Ja klingt komisch, aber genau so habe ich es empfunden. Die Menge ist ebenso von der Atmosphäre und Ausstrahlung des Quintetts begeistert und die Stunde Spielzeit vergeht viel zu schnell. Auch wenn dem ein oder anderen der Punch fehlte, sind die Aussies nicht nur für mich das Tageshighlight, wie man an der Reaktion des Publikums ablesen kann. Für mich hätten sie heute auch gerne den Headliner Slot besetzen können, aber dafür sind andere altbekannte Recken zuständig. (Tino Sternagel-Petersen).


Vulture aus Dortmund habe ich das letzte Mal auf der 2019er Tour mit Indian Nightmare und RAM gesehen. Auch wenn die Show der Dortmunder dort schon energiegeladen und roh rüber kam, konnte man mit der brachialen Bühnenpräsenz von RAM nicht ganz mithalten. Rechtzeitig zum „Dying Victims Attack 2“ wird morgen das neue Album namens „Sentinels“ erscheinen. Die Band beginnt dann auch mit der Opener-Doublette ihres neuen Albums, namentlich „Screams From The Abattoir“ und „Unhallowed & Forgotten“ den heutigen Set. Generell liegt der Fokus des heutigen Gigs stark auf dem neuen Album. Ein mutiger Schritt, wenn man bedenkt, dass die Anwesenden das Material noch nicht kennen. Nach dem tollen Auftritt von Tarot war das ‚Don’t Panic‘ dann auch nicht mehr so prall gefüllt bei Vulture. Nichtsdestotrotz gibt die Band wie immer von Anfang an Vollgas, manchmal zwar etwas gar holprig, aber mit einer unbändigen Energie und Spielfreude. Mit „Clashing Iron“ greift man dann erstmal auf einen Klassiker vom Debütalbum „The Guillotine“ (2017) zurück. Jetzt herrscht endgültiges Chaos vor der Bühne und die Stagediver und Crowdsurfer sind kaum zu halten. Nun wechseln sich neue Songs und Klassiker stetig ab, währenddem die Band weiterhin richtig Dampf macht. Leider ist der Sound vor der Bühne ziemlich matschig, was dem Publikum aber ziemlich egal ist. Den Abschluss des heutigen Sets bilden dann nur noch Klassiker. Einerseits das sich durch die Gehörgänge fräsende, brutale „Electric Ecstacy“, welches mit seinen mitreißenden Gitarrenriffs niemanden ruhig stehen lässt. Mit dem toll zur Speedgranate gesteigerten „Volture“ und der Abrissbirne „Victims To The Blade“ beschließt die Band ihren fulminanten Set mit zwei Songs des 2016er Demos „Victims To The Blade“. Ich denke, heute haben die Fans bekommen, was sie sich von der Band gewünscht haben. Einerseits eine gute handvoll Klassiker, aber auch einen guten Querschnitt durch das neue Album. Für meinen Geschmack ist das Songmaterial etwas zu monoton, so dass ich oft Mühe hatte, die einzelnen Songs auseinander zu halten. Daher haben mir Tarot deutlich besser gefallen, da bei den Aussies der Sound abwechslungsreicher und vor allem transparanter und besser war. Trotzdem konnten Vulture ihre zahlreich mitgebrachten Fans hinter sich scharen und für amtlich Rabatz im Club sorgen.

Setlist: Der Tod Trägt Schwarzes Leder (Intro); Screams From The Abattoir; Unhallowed & Forgotten; Clashing Iron; Transylvania (Intro); Realm Of The Impaler; Vendetta; Star-Crossed City; Sentinels; Oathebreaker; Electric Ecstacy; Volture; Victims To The Blade. (Steph Bachmann).

Autoren: Tino Sternagel-Petersen, Steph Bachmann
Pics: Joxe Schaefer