Frost & Fire IV

Ventura, CA (USA), Majestic Theatre, 04.-06.10.2018


Wie letztes Jahr nach dem geilen Frost & Fire III „angedroht“, pilgerte ich auch dieses Jahr ins kalifornische Ventura um richtig abzurocken. Im Gegensatz zum letzten Jahr sollte das Frost & Fire IV komplett im Ventura Majestic Theatre stattfinden, was aufgrund von nur einer verfügbaren Bühne etwa zu einer Halbierung des Line-ups führte, und weshalb „nur“ 21 Bands zum Handkuss kamen, anstelle von über 30 Bands wie im vergangenen Jahr. Von Vorteil war dabei, dass ich alle 21 Bands kannte, allerdings auch keine Möglichkeit hatte, neue Bands zu entdecken. Die anderen Nachteile der diesjährigen Ausgabe waren alle mit der Lokalität verbunden. Es gab keine Möglichkeit, das Theatre zu verlassen, um im Anschluss wieder rein zu kommen. Wer raus ging, kam nicht mehr rein, d.h. man war gute 8-10h in der Lokalität „gefangen“. Zudem war das Essensangebot eine mittelgroße Katastrophe und die Bierpreise mit 10 US$/Bier waren eine absolute Frechheit. Die mir unverständliche Grundaggressivität der lokalen Securitycrew war auch nicht gerade stimmungsfördernd. Es bleibt anzumerken, dass Night Demon als Veranstalter leider keinen Einfluss auf diese Missstände hatten, denn sonst wären diese sicherlich adressiert worden. Notabene wurden sie als Veranstalter mehrfach fast aus der Lokalität geworfen. Wie war das mit dem „don’t bite the hand that feeds?“. Es bleibt anzumerken, dass dort, wo die Organisatoren Einfluss nehmen konnten, alles im dunkelgrünen Bereich war. Night Demon stellten die Backline (ihr Equipment) und auch die Sound/Light Crew. Dementsprechend fanden alle Bands von den Opener bis zu den Headlinern nahezu perfekte Bedingungen vor. Da die Musik auf einem solchen Festival ganz klar im Fokus steht, sind für mich diese Aspekte bedeutend wichtiger als die oben erwähnten Negativpunkte im Zusammenhang mit der Location. Daher gilt es Jarvis, Armand und Dustin und ihren zahlreichen Helfern für die Organisation einer weiteren gelungenen Ausgabe dieses mittleiweile etablierten Events zu danken. Leider wurde das Frost & Fire IV als finales Kapitel in der Geschichte des Festivals angekündigt. Es wäre echt schade, wenn dieser tolle Event von der Festivallandkarte verschwinden würde. Der US Undergroundmetal, speziell an der Westküste der USA, braucht dieses Festival! Mal schauen, vielleicht ist hier ja das letzte Wort noch nicht gesprochen…

Nachdem ich im Vorfeld des Festivals bereits eine knappe Woche in Kalifornien herumgegondelt war, kam ich doch einigermaßen ausgeruht im Surfer’s Paradise an. Nicht nur aufgrund des Frost & Fire Festivals ist Ventura eine Reise wert. Der gut 100.000 Einwohner zählende „Vorort“ von L.A. hat durchaus seinen Charm, da direkt am Meer gelegen und auch durch einige touristische Attraktionen ausgestattet. Zudem gibt es hier einige gute Microbreweries, die sehr gutes Bier zu halbwegs brauchbaren Preisen anbieten. Das Majestic Theatre ist eine schöne Lokalität, die im spanischen Kolonialstil gehalten wurde und 1928 eröffnet wurde. Gemäß Homepage weist das Theatre ein Fassungsvermögen von 1.200 Besuchern auf, und war am Frost & Fire im Maximum zu 2/3 gefüllt. Nach der obligaten, detailgetreuen Eingangskontrolle und des Fassens des Festival- und Trinkbändchens (in den USA bekommt man ein Armband, das einen als alkoholtrinkberechtigte Person identifiziert), war es Zeit die erste Begrüßungsrunde mit einigen bekannten Gesichtern aus Nah und Fern in Angriff zu nehmen. Es war speziell toll, Kit, Chris, Sean, Mike & Sandra und natürlich die Jungs von Night Demon (speziell das Wiedersehen mit Armand fiel sehr herzlich aus) wieder zu treffen. Es gab durchaus Unterschiede zu früheren F&F Ausgaben. So wurde dieses Jahr zwischen General Admission und Pit Access unterschieden, wobei letztere in den Innenraum direkt vor der Bühne eingelassen wurden, währenddem die anderen das Geschehen aus der Ferne betrachten mussten…


Tag 1, Donnerstag, 04.10.2018: Haunt, Lady Beast, Screamer, Tanith, Gygax, Slough Feg, Cirith Ungol.

Circa dreißig Minuten nach Einlass und noch vor dem ersten einverleibten Gerstensaft, wurde das Festival bereits von der ersten Band eröffnet. Haunt aus Fresno, rund drei Autostunden von Ventura entfernt, durften das diesjährige Frost & Fire Festival eröffnen, und sie taten dies erstaunlich routiniert. Der traditionelle, teils sehr melodische Metal kam bei den leider erst spärlich anwesenden Zuschauern sehr gut an. Das Quartett wirkte dabei eingespielt und gut aufeinander abgestimmt, und legte ein sehr agiles Stageacting an den Tag. Die Songs wurden alle sehr sauber und druckvoll dargeboten, wobei die starke Performance von Haunt deutlich mehr Zuschauerzuspruch verdient gehabt hätte. Außer dem Rausschmeißer in Form von „Luminous Eyes“ von der Debüt-EP (2017) stammten alle anderen Songs vom aktuellen Longplayer „Burst Into Flame“, welcher erst diesen Sommer veröffentlicht wurde. Leider war der gute Auftakt ins diesjährige Festival nach sechs Songs und einer knappen halben Stunde bereits vorüber. Ein guter, qualitativ hochstehender Start.

Setlist: Burst Into Flame; Reflectors; Crystal Ball; Frozen In Time; Wanderlust; Luminous Eyes.


Lady Beast gehören auf Tonträger sicherlich nicht zu meinen bevorzugten Bands. Trotzdem muss ich ihnen attestieren, dass sie live doch amtlich Arsch treten können. Das Arschtreten übernahm in erster Linie Frontfrau und Blickfang Deborah, die im Vergleich zum eher statisch agierenden Rest der Band permanent in Bewegung war. Ihre positive Ausstrahlung mit einem permanenten Lächeln auf den Lippen wirkte dabei sehr ansteckend, und so kam amtlich gute Stimmung auf im Majestic Theatre zu Ventura. Mit einer ausgewogenen Setlist, welche die ganze Schaffensphase der Band berücksichtigte, wusste die Band tatsächlich zu überzeugen. Mir blieb lediglich „Vicious Breed“ vom gleichnamigen aktuellen Album langfristig positiv in Erinnerung. Ihre Fans hat die Band mit dem Auftritt am Frost & Fire sicherlich nicht enttäuscht. Ich werde die Band auf Tonträger weiterhin nicht lieben lernen, bei Festivalauftritten aber sehr gerne weiter verfolgen. Ein solider, guter Auftritt des Quintetts aus Pennsylvania.

Setlist: Seal The Hex; Forest Of The Impaled; Lone Hunter, Devil’s Due; Vicious Breed; Every Giant Shall Fall; Get Out, Lady Beast.


Screamer aus Schweden durften als nächste die Bretter entern. Sie taten dies mit einer sehr energiegeladenen Show und durften durchaus das agilste Stageacting des ganzen Abends verbuchen. Die Saitenfraktion war eigentlich permanent in Bewegung und Basser Fredrik Svensson legte ein Posing in typischer Steve Harris Manier an den Tag. Der sehr eingängige, traditionelle Metal der fünf Nordeuropäer heimste die bisher klar besten Publikumsreaktionen ein. Auch wenn die Band bei mir nie zu den ganz großen Favoriten zählen wird, muss ich ihnen respektvoll attestieren, dass an diesem Donnerstagabend amtlich Gas gegeben haben und dabei sichtlich Spaß in den Backen hatten. Im Mittelpunkt des Sets stand dabei das aktuelle Album „Hell Machine“ (2017), obwohl auch Songs der anderen Alben zum Zuge kamen. Mir hat v.a. „Rock Bottom“ vom Debütalbum „Adrenaline Distractions“ sehr gut gefallen. Ohne großes Gefasel spielten sich die Nordmänner tight und sauber durch die gute halbe Stunde ihres Sets und konnten am Schluss deutlich mehr als nur Höflichkeitsapplaus einfahren. Langsam aber sicher kam das Publikum in Fahrt.


Mit Tanith folgte dann die unkonventionellste Band des Abends. Das Side Project von Satanklampfer Russ Tippins und Cindy Maynard am Gesang wollte bei mir nicht richtig zünden. Kein Wunder, fröhnte die Band doch eher dem Rock oder allerhöchstens dem Hardrock. Mir war es jedenfalls zu eintönig und einschläfernd, auch wenn die Songs sauber und qualitativ hochstehend zum Besten gegeben wurden. Um es kurz zu machen: not my piece of cake. Die Setlist umfasste mehrheitlich unveröffentlichtes Material, da von der Band bisher nur die 7”-Single „Citadel“ kommerziell erhältlich ist. Die beiden 7“-Tracks „Citadel“ und „Eleven Years“ wurden natürlich ebenfalls zum Besten gegeben. Dem Publikum gefiel das ruhigere Intermezzo von Tanith sichtlich, mir blieb dabei etwas Zeit, um Kräfte für den zweiten Teil des Abends zu sammeln und mich dem deutlich überteuerten Bier zu widmen.

Setlist: Cassini’s Deadly Plunge; Book Of Changes; Under The Wing Of The Owl; Eleven Years; Mountain; Dionysus; Citadel.


Auch Gygax stammen aus Ventura und genossen damit ein Heimspiel. Die ex-Band von Night Demon Klampfer Armand legte an diesem Abend einen sehr guten Auftritt auf’s Parkett, auch wenn mich die sehr NWoBHM lastigen Soundelemente eher langweilten als mitrissen. Dies könnte auch am sehr statischen Stageacting der vier Lokalmatadoren gelegen haben. Die Setlist berücksichtigte beide bisherigen Alben in etwa ebenbürdig, und die Songs wurden alle sauber und druckvoll gespielt. Bei mir wollte das Dargebotene aber nicht wirklich zünden. Einzig das tolle Black Sabbath Cover in Form von „Air Dance“ (vom „Never Say Die“ Album) konnte mich zumindest etwas begeistern. Immerhin wählte die Band einen eher unkonventionellen Sabbath Song und verpackte ihn in ein eigenes Soundgewand, so dass ich einen Moment brauchte, um den Track zuzuordnen. Zumindest hier haben die Jungs alles richtig gemacht. Sehr cool! „Chain Lightning“ vom Debütalbum „Critical Hits“ beschloss dann die Dreiviertelstunde. Guter Auftritt, auch wenn der Sound nicht ganz mein Ding war.

Setlist: Second Wind; The Lascivious Underdark; Song Of The Silverhands; Draw Breath; Mage Lust; Worldbreaker; Air Dance, Mirror Image; Chain Lightning.


Slough Feg aus San Francisco sind schon eine sehr eigenartige Band, schaffen sie es doch auf der einen Seite sehr geradlinige, teils eingängige Songs zu komponieren, auf der anderen Seite aber auch solche, bei denen man einen Taschenrechner braucht, um sie analysieren zu können. Dementsprechend vielfältig war dann auch die Setlist. Es wurden die meisten Referenzwerke der Band in der Setlist berücksichtig, einzig die Frühphase der Band (1990-1997) wurde leider ignoriert. Das letzte Mal live gesehen hatte ich die Band auf dem Headbangers Open Air 2011, daher war ich gespannt wie sich das Quartett im Vergleich zu diesem Gig in den letzten Jahren entwickelt hatte. Um es kurz zu machen: im Westen nichts Neues. Die Band ist und bleibt obskur, und so kamen des Öfteren auch die Ansagen von Sänger/Gitarrist und einzig verbliebenem Urmitglied Mike Scalzi daher. Trotz der musikalisch teils schwerer verdaulichen Kost war es ein technisch sauber gespielter, abwechslungsreicher und durchaus sehenswerter Auftritt. Zum Abschluss wurde der ganze Set des im Sommer verstorbenen Mark „The Shark“ Shelton gewidmet und die Band spielte zu dessen Ehren zusammen mit Manilla Road Sänger Brian Patrick den Klassiker „Street Jam“ vom Manilla Road Debütalbum „Invasion“, dem man bereits auf dem 2007er Album „Hardworlder“ die Ehre erwies. Ein sehr schöner und würdiger Abschluss dieses Auftrittes.

Setlist: Uncanny; Liquid Night; Eumaeus The Swineherd; New Organon; Warriors Dawn / Frankfurt-Hahn Airport Blues; The Wickerman; Traders And Gunboats; Death Machine; The Final Gambit; Street Jammer.


Als Headliner standen heute die Lokalmatadoren von Cirith Ungol mit ihrem fast schon obligaten Frost & Fire Heimspiel auf dem Plan. Nach dem üblichen Intro („Toccata In D Minor”) startete die Band in fast gewohnter Manier mit „Atom Smasher“ in ihren knapp 90 minütigen Set. Große Überraschungen gab es in der Setlist gegenüber den mittlerweile zahlreichen Auftritten der vergangenen zwei Jahre kaum. Im Gegensatz zu den vergangenen Festivalauftritten in Europa im Mai dieses Jahres (Frost & Fire London, Rock Hard Festival) agierte wieder Urklampfer Greg Lindstrom auf der Bühne, was der Soundqualität keinen Abstrich tat, jedoch bleibt sein Stageacting weiterhin sehr hüftsteif. Mir persönlich haben die Auftritte mit Night Demon Klampfer Armand besser gefallen, da Armand mit seiner Agilität sehr viel Wind auf die Bühne gebracht hatte. Die Band spielte sich sauber und solide durch die Klassiker der drei Alben, wobei man diesmal auf das The Crazy World of Arthur Brown Cover „Fire“ verzichtete und dafür im Zugabenteil den frisch veröffentlichten, starken Song „Witch’s Game“ einbaute. Auch wenn die Zuschauerresonanzen sich bei diesem Song etwas in Grenzen hielten, fügte sich der Song ansonsten nahtlos in den Set der fünf Venturianer ein, was schon ein starkes Qualitätszeug darstellt. Grundsätzlich hat der Song alles, was einen guten Cirith Ungol Song ausmacht: er ist ähnlich obskur wie der Rest des Materials und mit über acht Minuten Spielzeit tanzt er überhaupt nicht aus der Reihe. Nach „Master Of The Pit“ beschloss das obligate „King Of The Dead“ einen sehr soliden Auftritt und einen qualitativ guten ersten Festivaltag. Zu erwähnen bleibt, dass der Securitymann zur linken Hand der Bühne wohl nicht viel mit dem Sound anfangen konnte, ertappte ich ihn doch zu Ende des Sets beim Schlafen. Ermüdend mag der erste Tag durchaus gewesen sein, einschläfernd war der Set von Cirith Ungol aber bei weitem nicht.

Setlist: Toccata In D Minor; Atom Smasher; I’m Alive; Join The Legion; Black Machine; Frost And Fire; Finger Of Scorn; Blood & Iron; Chaos Descends; War Eternal; Chaos Rising; Fallen Idols; Paradise Lost; Witch’s Game; Master Of The Pit; King Of The Dead.


Tag 2, Freitag, 05.10.2018: Vandallus, Thrust, Cloven Hoof, Destructor, Night Demon, Warbringer, Midnight.

Vandallus aus Cleveland bestehen mehrheitlich aus Mitgliedern von Eternal Legacy, wobei Klampfer Shaun Vanek zumindest an der Livefront bei Midnight spielt, am Frost & Fire IV auch mit Sacred Few auftrat und somit auf total drei Auftritte an diesem Festival kam. Das sind tatsächlich mehr als Hans-Dampf-in-allen-Gassen Jarvis Leatherby, der lediglich zwei Mal aktiv auf der Bühne stand! Basser Tim Frederick brachte es mit dem Gig seiner Hauptband Destructor immerhin auch auf zwei Auftritte. Nach dem Opener „Infected“ vom aktuellen Album „Bad Disease“ widmete sich die Band dem Debütalbum „On The High Side“, bevor zum Abschluss mit dem Titeltrack des aktuellen Albums nochmals ein neuer Track folgte. Die Band wirkte eingespielt und aufeinander abgestimmt, und mir haben die sechs Track sehr gut gefallen. Das Publikum war leider erst sehr spärlich eingetrudelt, so dass nicht einmal die erste Reihe ganz gefüllt war. Dem kompakten und guten Auftritt von Vandallus tat dies zum Glück keinen Abstrich, und so wurde auch der zweite Festivaltag sehr positiv lanciert.

Setlist: Infected; Break The Storm; On The High Side; Who’s Chasing Me; Get Out; Bad Disease.


Thrust aus Chicago eröffneten ihren Frost & Fire Set mit „Deceiver“ vom starken aktuellen Album „Harvest Of Souls“. Leider waren die Reihen vor der Bühne noch sehr dünn besetzt, was sich im Laufe des Gigs zum Glück aber ändern sollte, so dass Thrust die verdiente Aufmerksamkeit und den nötigen Respekt erhielten. Das Schwergewicht des Auftritts lag auf dem aktuellen Album „Harvest Of Souls“, welches mit stolzen fünf Songs berücksichtigt wurde. Da die Songs auf diesem Album außergewöhnlich stark sind, konnte man musikalisch keinen Abfall in der Qualität der Songs erkennen. Einzig die Stimmung im Publikum war bei den Klassikern deutlich besser als bei den neueren Songs. Zwischen die neuen Songs wurden immer wieder Klassiker eingestreut und so kamen natürlich auch „Fist Held High“ und „Overdrive“ zum Zuge. Die Band wirkte eingespielt und tight; lieferte eine sehr gute Darbietung ab. Der Sound war wie bei allen Bands des Festivals ausgezeichnet, und so durften die fünf Boys aus Chicago ihren diesjährigen Auftritt in Ventura durchaus als Erfolg verbuchen, wenn auch das Publikum noch etwas verschlafen wirkte. Der Rausschmeißer „Posers Will Die!“ vom legendären Debütalbum „Fist Held High“ schüttelte dann das Publikum nochmals kräftig durch, so dass nun wirklich alle wach sein sollten. Ich liebe diesen Song! Ein würdiger Abschluss eines musikalisch starken Auftritts. Bitte mehr davon!

Setlist: Deceiver; Sorceress; Fist Held High; Immortal; Overdrive; Shadow Of The Cross; Blood King; Feel The Pain; Posers Will Die!


Cloven Hoof hatte ich in der Vergangenheit mehrfach gesehen (Keep It True, Swordbrothers, …) und war immer begeistert von deren Liveperformance. Allerdings hatte ich die Band bisher noch nie mit dem Aska-Fronter und ehemaligem Omen Sänger George Call gesehen. Und George kann die alten Cloven Hoof Songs definitiv geil singen. Zudem ist er ein agiler und guter Frontmann, der das Publikum steht’s im Griff hat, und falls nötig auch entsprechend anstacheln kann. Zum Zeitpunkt des Frost & Fire IV Festivals waren Cloven Hoof bereits gute vier Wochen auf US Tour, und diese Liveerfahrung in der aktuellen Besetzung konnte man definitiv spüren. Die Band wirkte eingespielt und tight, und packte bei diesem Festival eine Setlist aus, die es wirklich in sich hatte. Einzig der Opener „Inquisitor“ vom „Eye Of The Sun“ Album aus dem Jahre 2006 konnte keine 1980er Vergangenheit aufweisen. Die restlichen Songs stammten alle von den drei legendären Alben der kreativen Hochphase des Heavy Metals. Dementsprechend ausgelassen und gut war die Stimmung vor der Bühne. Der starken Darbietung von Thrust konnten Cloven Hoof jedenfalls deutlich einen oben drauf setzen.

Setlist: Inquisitor; Cloven Hoof; Nova Battlestar; Highlander; The Gates Of Gehenna; Crack The Whip; Laying Down The Law; Reach For The Sky.


Destructor aus Cleveland leben und atmen Heavy Metal förmlich. Das Quartett um die zwei verbliebenen Gründungsmitglieder Dave Overkill (v, g) und Matt Flammable (dr) machten relativ schnell klar, dass man in Kalifornien keine Gefangenen machen wollte. Nach dem Opener „Tear Down The Heavens“ vom „Forever In Leather“ Album aus dem Jahre 2007, wurde gleich der Debütklassiker von 1984 in Form von „Pounding Evil“ hinterher geschoben, und schon hatten Dave & Co die Meute hinter sich. In gewohnt sicherer, spieltechnisch sauberer und trotzdem tighter Manier walzten sich Destructor durch ihren 45minütigen Set, der fast alle Alben der jüngeren Vergangenheit, aber natürlich auch das Klassikerwerk „Maximum Destruction“ berücksichtigte. Da die Songs neueren Datums mit den alten Granaten gut mithalten konnten, merkte man bei Destructor keinen Stimmungsabfall im Publikum, wie bei anderen Bands der legendären 1980er Jahre. Das alleine ist ein tolles Qualitätsmerkmal für die Cleveland Metallegende. Und genau deshalb hätte der Auftritt von Destructor mehr Aufmerksamkeit an diesem Festival verdient gehabt. Nichtsdestotrotz rotzten sich die vier souverän durch ihren Set, dessen Highlight für mich der Klassiker „Iron Curtain“ darstellte. Zum Schluss zerlegte Dave seine schöne Axt in ihre Einzelteile, welche in der ersten Reihe als Souvenirs verteilt wurden. Auf meine Frage hin, ob die Aktion denn geplant gewesen sei, oder doch spontan zustande kam, erwiderte Dave: „A kind of“… Geiler Auftritt, so geht Metal!

Setlist: Tear Down The Heavens, Pounding Evil, Keep The Faith; World Of War; Metal Spike Deep; Blackest Night; Sonic Bullet, Iron Curtain, Dominate.


Das dritte Heimspiel an diesem Wochenende gaben die Festivalorganisatoren von Night Demon. Und sie taten dies eindrücklich und souverän. Die Maschinerie ist mittlerweile sehr gut geölt und die Drei haben ein nahezu blindes Verständnis auf der Bühne. Ohne Schnörkel und ohne großartige, verbale Kommunikation mit dem Publikum walzte das Trio so ziemlich alles in Grund und Boden und dies musikalisch sehr hochstehend. Passend zum Song „Full Speed Ahead“ drückte das Trio amtlich auf’s Gaspedal, denn die drei Dämonen kennen eh kein Morgen (nicht wahr Armand?!). Neben der Power und der eindrücklichen Bühnenpräsenz beeindruckt mich einerseits die Kompaktheit und die musikalische Qualität der Band als Ganzes, wie auch das filigrane Gitarrenspiel ihres agilen Klampfers immer wieder auf’s Neue. In der Setlist gab es keine großen Überraschungen, auch wenn ich nicht unbedingt mit zwei Coverversionen in Form von „Overkill“ (Motörhead) und „In Trance“ (Scorpions) gerechnet hätte. Speziell „In Trance“ wurde sehr gelungen dargeboten. Ansonsten lieferte die Band das ab, was man von ihr erwartet: eine Auswahl der besten Songs der bisherigen Schaffensphase, wobei für mich der zweite Teil des Sets mit „Screams In The Night“, „The Chalice“ und dem Rausschmeißer in Form von „Night Demon“ das Highlight darstellte. Bei „The Chalice“ kam natürlich das Bandmaskottchen „Rocky“ zu seinem obligaten Einsatz. Um es kurz zu machen: Night Demon siegten auf allen Ebenen und waren eines der Highlights des Festivals, auch wenn ich die drei Recken nun doch bereits etliche Male live gesehen habe.

Setlist: Welcome To The Night; Full Speed Ahead; Maiden Hell; Overkill; Dawn Rider; The Howling Man; Hallowed Ground; Life On The Run; Stranger In The Room; Screams In The Night; The Chalice, In Trance; Night Demon.


Eigentlich hätte die deutsche Thrash Metal Legende Exumer an dieser Stelle die Bühne entern sollen. Aber einer (oder gar mehrere) der Herren um Mem von Stein durfte aufgrund von Visaproblemen nicht in die USA einreisen. Trotz intensiver, kostspieliger Bemühungen von Jarvis und seinem Team konnten die Visaprobleme nicht behoben werden, worauf der Exumer Gig wenige Wochen vor dem Festival gecancelt werden musste. Was kann man dann als Ersatz kurz vor dem Festival noch aufbieten? Genau, die lokale Thrasheminenz in Form von Warbringer, die das vierte und letzte Heimspiel des Festivals gaben. Die fünf Lokalmatadoren lieferten einen tighten, musikalisch astreinen Auftritt ab, wobei das Publikum die Securirty erstmals amtlich an den Anschlag brachte. Vor der Bühne ging kräftig die Post ab, wobei vor allem die Latinos unter den Zuschauern steil gingen. Leider kenne ich das Material zu wenig, um eine detaillierte Kritik zur Setlist zu geben, aber basierend auf den Songs, die ich herausfiltrieren konnte, wurde jedes der fünf Alben mit mindestens einem Song berücksichtigt. In typisch 80er Thrash Manier und deutlich von Kreator beeinflusst, wurden die Songs technisch sauber über das Publikum hinweg gewalzt. Bei mir haben vor allem der Titeltrack des aktuellen Albums „Woe To The Vanquished“, die an Slayer erinnernden „Prey For Death“ vom „Walking Into Nightmares“ und „Combat Shock“ vom Debütalbum „War Without End“ bleibenden Eindruck hinterlassen. Ob Exumer eine derart agile und geile Show hätten abziehen können? Aufgrund der Keep It True Show, die ich 2009 gesehen hatte, wage ich dies zu bezweifeln!


Midnight hatte ich das erste und bisher einzige Mal am Keep It True 2013 live gesehen. Bereits damals hatte mich die Band nicht aus den Socken gehauen. Daran sollte auch der Frost & Fire IV Auftritt nichts ändern. Mir ist der Sound des Quintetts aus Cleveland einfach zu primitiv strukturiert. Zudem finde ich das optische Erscheinungsbild mit der Maskierung mehr als nur peinlich. Trotzdem darf man der Band attestieren, dass sie das Ventura Theatre ordentlich durchgeschüttelt haben, und dass das Publikum die Security Crew mit Crowdsurfing und Stage Diving endgültig überforderte. Frontmann Athenar forderte das Publikum zum Stagediving auf, was in den USA meistens verboten ist und auch im Ventura Theatre zu ordentlich Trouble mit der Security Crew führte. Generell war das arrogant-aggressive Verhalten der Security Crew das absolute Lowlight des ganzen Festivals und kam speziell beim Midnight Gig am ausgeprägtesten zum Tragen. Den elenden Posern hätte man echt mal ordentlich den Arsch versohlen sollen! Aus der Sicht eines konzert-/festivalerprobten Europäers war das jedoch reinster Kindergeburtstag! Aber zurück zum Geschehen auf der Bühne. Das Quintett um Sänger Athenar sorgte für ziemlich Alarm auf der Bühne und war während des ganzen Sets permanent in Bewegung. Das Schwergewicht der Setlist lag auf dem 2011er Album „Satanic Slaughter“, wovon die Mehrheit der Songs stammte, inklusive dem Rausschmeißer in Form des Black Ax Covers „T.A.P.“. Ein guter Auftritt einer Kapelle, mit der ich zwar nie richtig warm werden werde, die aber ordentlich Arsch treten kann.

Setlist: Penetratal Ecstacy; Endless Slut; Satanic Royalty; You Can’t Stop Steel; Rip This Hell; Necromania; Black Damnation; Lust Filth And Sleaze; Violence On Violence; Savage Dominance; Holocaustic Deafening; Shock Til Blood; Evil Like A Knife; TAP.


Tag 3, Samstag, 06.10.2018: Sacred Few, Vicious Rumors, Attacker, Eternal Champion, Visigoth, Ashbury, Satan.

Ich hätte bis vor kurzem nicht im Traum darauf gehofft, dass ich Sacred Few jemals live auf einer Bühne bewundern könnte. Die Band war nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums im Jahre 1985 für Jahrzehnte von der Bildfläche verschwunden. 2016 enterte man zwar wieder die (kleineren) Bühne dieser Welt, neue Songs wurden allerdings keine veröffentlicht. Die „Band“ aus Cleveland, besteht auch nur noch aus Sängerin Sandy Krüger, die sich für das Frost & Fire allerdings eine schlagkräftige Backing Band in Form von Midnight um sich zu scharen wusste. Dementsprechend hüftsteif war das Stageacting des Quartetts. Allerdings darf man Sandy getrost attestieren, dass sie nach wie vor gut bei Stimme ist. Die gewählte Setlist umfasste die beiden 7“-Single Tracks „Sacred Few“ und „Low Rider“, kombiniert mit den besten Songs des Debütalbums. Es war toll, diese Songs einmal live zu hören, und hoffentlich bleiben uns Sacred Few noch für eine Weile erhalten. Ob es dafür ein neues Album braucht, wage ich einmal zu bezweifeln. Jedenfalls waren Sacred Few ein sehr gelungener Start in den letzten Festivaltag.

Setlist: Wildlife; Last Chance; Sacred Few; Low Rider; Children Of The Night; Screamin‘ Guitars; Beyond The Iron Walls; Coming To Your Town.


Auf Vicious Rumors war ich dann sehr gespannt. Einerseits sollte die Band das komplette „Digital Dictator“ Album zum Besten geben, andererseits auch wieder einen guten Sänger an Bord haben. Beide Tatsachen wurden an diesem frühen Samstag Abend bestätigt. Der neue Vokalakkrobat Nick Courtney machte seine Sache sehr gut und sang nicht nur die Songs sehr stark, sondern passte auch optisch perfekt ins Bild. Generell steht dem Oldie Duo Geoff Thorpe und Küchenchef Larry Howe die jüngst vollzogene Frischzellenkur mit den drei Neulingen sehr gut zu Gesicht. Die Band wirkte gewohnt tight und agierte musikalisch auf sehr hohem Niveau. Zur Freude der leider erst relativ spärlich anwesenden Fans spielte die Band tatsächlich das komplette „Digital Dictator“ Album von A-Z und in der gewohnten Songabfolge des Albums durch. Gewisse Songs habe ich tatsächlich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gehört. Das war eine ganz tolle Aktion, der Abend war endgültig lanciert und Vicious Rumors bewiesen mit ihrem tollen Frost And Fire Auftritt, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, sondern immer noch amtlich Arsch treten können. In dieser Form dürfen uns die Jungs noch lange erhalten bleiben. Die Latte für Attacker lag doch recht hoch.

Setlist: Replicant; Digital Dictator; Minute To Kill; Towns On Fire; Lady Took A Chance; Worlds And Machines; The Crest; R.L.H.; Condemned; Out Of The Shadows.


Dann kamen meine Jersey Boys von Attacker und walzten alles nieder, das sich ihnen in den Weg stellte. Die von Vicious Rumors hoch gelegte Latte übersprang das Quintett von der US Ostküste nicht nur locker, sondern legte noch amtlich einen oben drauf. Die Band hat eine Power und trotzdem eine erstaunliche Filigranität in ihrem Sound, die ihres Gleichen sucht! Die Songs sind durchwegs komplex und trotzdem hat die Band eine Transparenz in ihrem Sound, die mich immer wieder staunen lässt. Wo andere stolpern und im Soundbrei untergehen, prügeln sich die fünf transparent und mit klar definierten Songelementen durch ihren Set. Die Setlist des ersten Westküstenauftritts von Attacker in ihrer langen und bewegten Bandgeschichte hatte es jedenfalls in sich. Es kamen sehr viele Songs vom zweiten Album „The Second Coming“ zum Zuge, ohne dass die Band ihre sehr gute jüngere Vergangenheit außer Acht lassen würde. Der Aktivposten auf der Bühne übernahm der stets mattenschüttelnde Mike Benetatos, angetrieben vom Powerdrumming vom Gründungsmitglied Mike Sabbatini und getragen von der Götterstimme eines Bobby Lucas. Die Band ist in diesem Line-up eine wahre Macht. Aufgrund der Festivalsetlist wurde die neue EP „Armor Of The Gods“ nur mit einem Song („Skinwalker“) berücksichtigt. Die fünf Gladiatoren nutzten ihre einstündige Spielzeit exzellent aus, um beste Eigenwerbung zu betreiben. Für mich ganz klar eine der Top-3-Darbietungen des ganzen Festivals. Die Band gab sich wie immer sehr fannah, und es war sehr cool mit den Jungs abzuhängen, und das eine oder andere Bier zu trinken. Das machen wir demnächst in New Jersey wieder, versprochen Brian!

Setlist: Lords Of Thunder; The Hammer; World Destroyer; Slayer’s Blade; Zero Hour; This Is Power; The Madness; Skinwalker; The End; Octagon; Emanon; The Hermit; Captives Of Babylon; The Glen Of The Ghost.


Nach den fulminanten Auftritten der älteren Garde in Form von Vicious Rumors und Attacker, war es nun Zeit, die Bühne für die jüngeren Metalgeneration freizugeben. Als erste versuchen Eternal Champion die Auftritte der Oldies zu toppen, was allerdings trotz eines guten Auftritts der Band aus Austin nicht ganz gelang. Zu stark waren vor allem Attacker noch ein paar Minuten zuvor. Ich hatte die Band als Samstagsopener des Keep It True 2017 erstmals live gesehen und mich gleich in den Sound verliebt. Das Debütalbum „The Armor Of Fire“ gehört für mich zu den stärksten Veröffentlichungen in 2016 und ich mag dieses Album sehr. Bis auf das kurze Instrumental in Form von „Blood Ice“ wurde auch das komplette Album zum Besten gegeben. Gegenüber dem Keep It True hat sich die Band bühnentechnisch stark verbessert und legte in Ventura eine deutlich verbesserte Bühnenpräsenz an den Tag als noch in Lauda-Königshofen vor 1,5 Jahren. Das Majestic Theatre war mittlerweile amtlich gefüllt und das Publikum feierte die Band gut ab, was das Quintett auf der Bühne sichtlich anstachelte. Ein toller Auftritt. Mit einer solchen neuen Generation muss man sich um die Zukunft des traditionellen Metals keine Sorgen machen.

Setlist: Shade Gate; The Armor Of Ire; The Last King Of Pictdome; Invoker; Sing The Last Song Of Valdese; I Am The Hammer.


Kaum eine Band hat mich live als Nachmittagsband eines Festivals derart umgehauen wie Visigoth aus Salt Lake City letztes Jahr auf dem Keep It True. Spätestens seit diesem Auftritt bin ich ein großer Anhänger der Band, vor allem da ihre Liveauftritte deutlich mitreißender sind als ihre Beiträge auf Tonträger. Am diesjährigen Frost & Fire IV konnte die Band jedenfalls auf eine zahlreiche Fangemeinde zählen, welche die melodiösen Gesangspassagen lauthals mitsang, was mir doch die eine oder andere Gänsehaut über den Rücken jagte. Die Band hat durch die vielen Auftritte der jüngeren Vergangenheit deutlich an Routine zugelegt, was sich in einer deutlich verbesserten Bühnenpräsenz und einem guten Stageacting widerspiegelte. Sänger Jake Rogers hat leider immer wieder mal mit stimmlichen Problemen zu kämpfen, wenn er gesundheitlich angeschlagen ist, heute war er aber prächtig bei Stimme und wusste voll umfänglich zu überzeugen. Was der Typ mit seinen Stimmbändern anzufangen weiß, beindruckt mich immer wieder. Zur Mitte des Sets wurde mit einem gelungenen Manilla Road Cover in Form von „Necropolis“ (stand als Coverversion bereits auf „The Revenant King“), welches zusammen mit Manilla Road Sänger Brian Patrick zelebriert wurde, nochmals der Metal Legende Mark „The Shark“ Shelton gedacht. Der Rest der Setlist berücksichtigte natürlich die besten Songs der bisherigen beiden Alben, wobei vor allem „Steel And Silver“ vom aktuellen Album sowie auch der Titeltrack des Debütalbums „The Revenant King“ vollumfänglich zu überzeugen wusste. Bei letzterem Song enterte Eternal Champion Sänger Jason Tarpey die Bühne, um den Song gemeinsam mit Jake Rogers zum Besten zu geben. Eine coole Aktion, welche einen sehr guten Auftritt dann leider schon beschloss.

Setlist: Steel And Silver; Warrior Queen; Outlive Them All; Dungeon Master; Blood Sacrifice; Necropolis; Hammerforged; Traitor’s Gate; The Revenant King.


Ashbury habe ich nun mittlerweile mehrmals gesehen in den vergangenen paar Jahren. Der Sound ist für mich eher Sofamusik als Musik zum Abgehen auf einem Festival. Trotzdem ist die Stimmung vor der Bühne gut und die Reihen sind dicht besetzt. Ashbury sind wohl die einzige Band, die alle vier Ausgaben des Frost & Fire Festivals gespielt haben, und gehören somit zum Festivalinventar. Die diesjährige Darbietung konnte es nicht ganz mit dem tollen über zwei Stunden langen Set des letzten Jahres mithalten, war aber trotzdem sehenswert und qualitativ hochstehend. Der letztjährige Sonntag Nachmittag-Gig im kleinen Club war halt etwas besonderes. Ich kenne das Material der Combo leider zu wenig, um mich zu den einzelnen Songs äußern zu können und ich werde auch nie ein Fan der Truppe werden. Dazu ist der Sound zu Rock/Hardrock lastig. Trotzdem war es ein guter Auftritt, der beim mittlerweile doch recht zahlreichen Publikum sehr gut ankam. Ganz cool war, dass die Band für einen brasilianischen Fan noch auf der Bühne die mitgebrachten Platten signierte. That’s Rock ’n’ Roll!


Als für die Umbaupause zum Satan-Gig der Vorhang vor Bühne zugezogen wurde, füllte sich auch der Innenraum vor der Bühne sehr dicht, was bereits das Chaos ansagte, welches nach Öffnung des Vorhangs dann vor der Bühne losbrechen sollte. Los ging’s wie erwartet mit „Trial By Fire“ dem Opener des Debütalbums „Court In The Act“, welches passend zum 35. Geburtstag komplett und in der exakten Songreihenfolge des Albums durchgespielt wurde. Auch wenn der Opener der deutlich bekannteste und für mich beste Songs des Albums darstellt, war es schön,  einige sonst weniger beachtete Songs einmal live erleben zu können. Dem Publikum gefiel es jedenfalls und der einzige Kritikpunkt bleibt das teils etwas nervige Gefasel von Sänger Brian Ross. Am besten hätte man das Klassikeralbum ohne Kommentar einfach runtergebrettert. Die Klassiker brauchen keine Erklärung und die Fans kennen die Songs eh. Nach diesen ersten ca. 45 Minuten verließ die Band etwas überraschend bereits die Bühne. Ein Headlinergig von nur 45 Minuten? Denkste! Die Band kam nach ein paar wenigen Momenten wieder zurück auf die Bühne, um nochmals 45 Minuten anzuhängen. In der zweiten Hälfte des Sets wurden auch einige neuere Songs dargeboten, wobei das sackstarke, eben erschienene Album „Cruel Magic“ nur mit „The Doomsday Clock“ und „Into The Mounth Of Eternity“ berücksichtigt wurde. Die Band spielte am folgenden Tag im legendären Whiskey A Go Go in L.A. einen Headlinergig, wobei deutlich mehr aktuelle Songs gespielt wurden. In Ventura kamen auch einige ganz alte Demoklassiker in Form von „Heads Will Roll“, „Oppression“ und der Zugabe „Kiss Of Death“ zum Zuge. Die fünf Briten waren ein würdiger Headliner dieser eventuell letzten Ausgabe eines tollen Festivals.

Setlist: Trial By Fire; Blades Of Steel; No Turning Back; Broken Treaties; Break Free; Hunt You Down; The Ritual; Dark Side Of Innocence; Alone In The Dark; Siege Mentality; Incantations; The Doomsday Clock; Twenty Twenty Five; The Devil’s Infantry; Into The Mouth Of Eternity; Oppression; Heads Will Roll; Testimony; Kiss Of Death.


Im Anschluss an den Satan Gig stellte Jarvis vor versammelter Festivalgemeinschaft eine fünfte Ausgabe des Events in den Raum! In welcher, möglichen Form wurde mir zwar in einer persönlichen Diskussion näher gebracht, ist jedoch bei Weitem noch nicht spruchreif. Warten wir einmal ab, ob die Jungs es wirklich hinkriegen werden,  eine nächste Ausgabe zu lancieren. Als Profimusiker ist eine solche Festivalorganisation schon zeitraubend. Ich habe jedoch vollstes Vertrauen, dass wenn eine weitere Ausgabe folgen sollte, es sicherlich wieder ein tolles Festival werden wird. Sollte es keine weitere Ausgabe mehr geben, so bin ich froh und dankbar, bei der letzten Edition dabei gewesen zu sein. Zudem möchte ich Jarvis und Co. herzlich danken für ein Festival, das seinesgleichen sucht. Value and Quality for Money! Dann war es Zeit, sich von der Mehrheit der Fans und auch von den meisten Musikern zu verabschieden. Es war wiederum ein tolles Festival, das einerseits von tollen Darbietungen der Bands, als auch durch das Treffen von Freunden, die für mich teils wie Familie sind, geprägt wurde. Rock On Ventura!

Autor & Pics: Steph Bachmann