Frost & Fire Warm-up Show

Ventura, Kalifornien (USA), The Majestic Ventura Theatre, 05.10.2017


Die Warm-up Show hatte es vom Line-up her für mich in sich. Einerseits habe ich sowohl Cage (KIT X, 2008) als auch Ruthless (KIT XII, 2009) seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr live gesehen, andererseits, war ich gespannt auf die Performance von Tyrant, nach dem völlig verpatzten UTH 2017 Auftritt. „Abgerundet“ wurde der Tag durch kleinere aber feine Bands wie etwa Pounder aus L.A. Nach der kurzen Fahrt von Montecito nach Ventura verbrachte ich den Nachmittag mit Kit und Jen aus Mobile, Alabama. Wir lernten uns beim Up The Hammers 2013 in Athen kennen, trafen uns am Bang Your Head 2015 wieder und verbrachten hier das erste Festival zusammen auf US Boden. Die ersten Biere wurden in der Ventura Coast Brewery gleich um die Ecke verhaftet. Wer einmal nach Ventura reisen sollte, dem sei die Lokalität sehr ans Herzen gelegt. Die hausgemachten Biere sind durchwegs lecker und es ist für jeden Geschmack, von leicht bis deftig, etwas dabei. Allgemein gibt es mehrere solcher kleinen Brauereien in Ventura, die Topa Tapa Brewery (ebenfalls gleich um die Ecke des Konzertvenues) hat ebenfalls eine sehr gute Auswahl. Im Anschluss halfen wir Night Demon dabei, das Equipment (alle Bands spielten darüber) und Merchandise auszuladen und auf die Bühne bzw. den Vorraum zu bringen, und schwupps war der Nachmittag auch schon vorbei.


glare

Nach einer leicht verspäteten Türöffnung und einem ersten Schwatz mit Sean Peck von Cage, ging die Warm-up Show ziemlich pünktlich um 06:30 pm mit Glare aus Kanada los. Mir war die Band gänzlich unbekannt und auch auf Metal Archives lassen sich keinerlei Informationen finden. Der punkige, Motörhead und Venom lastige Sound hat mir wirklich nicht zugesagt, auch wenn sich das Quartett amtlich abmühte. Den ca. 50 Anwesenden ging es nicht viel anders, und so spielte die Band vor einer Handvoll Eingefleischter in der ersten Reihe. Das abschließende „Heavy Metal Mania“ von Holocaust hat man allerdings derart verhunzt, dass mir die letzten Haare ausfallen wollten. Eine ähnlich üble Version lässt sich auf Youtube finden. Sorry Jungs, aber das geht gar nicht. Wie man’s richtig macht, haben Gamma Ray Mitte der 90er Jahre gezeigt. Nach zirka 20 Minuten war ein etwas durchzogener Konzertstart lanciert. Es konnte nur besser werden und es wurde größtenteils auch besser.


pounder

Mit Pounder aus L.A. wurde dann amtlicher Heavy Metal mit Twin Guitar Leads in bester Iron Maiden Manier zelebriert. Auch diese Band kannte ich nur am Rande, der sehr abwechslungsreiche Set, von Uptempo Nummern bis hin zu Speed Metal Krachern hat mir sehr gut gefallen. Dafür, dass es erst der zweite Auftritt von Pounder überhaupt war, wirkten die vier Rabauken um Sänger/Gitarrist Matt Harvey recht gut aufeinander abgestimmt. Ein Fakt, der in Anbetracht der desaströsen Performance des heutigen Headliners nicht als selbstverständlich hingenommen wurde. Die 30 unterhaltsamen Minuten gingen wie im Fluge vorbei, und die vier Headbanger aus L.A. konnten anständig Applaus einsacken. So durfte es durchaus weitergehen.

Setlist: Give’em The Hammer, Hot ‚n‘ Running, Lonesome Gambler, Sweet Danger, Web Of Fear, Faster Than Fire.


ruthless

Ruthless hatte ich zuletzt beim KIT XII live gesehen. Schon damals gefiel mir ihr Auftritt sehr gut, und auch hier in Ventura machten die Jungs um Sänger Sammy DeJohn von Anfang an keine Gefangenen. Vor allem der Song „Defender“ vom 2015er Album „They Rise“ hatte es mir angetan und kam mit sehr viel Wucht und Präzision aus den Boxen. Generell war der Sound im Ventura Theatre gut und die Band hat ihren ca. 45 min Set sauber durchgespielt, wobei ein sehr guter Mix aus allen Phasen der Band zelebriert wurde. Gänsehautfeeling kam bei „Gates Of Hell“ auf, welches Jack Black, dem eine Woche zuvor an Krebs verstorbenen Ur-Bassisten der Band, gewidmet wurde. Das anschließende „Evil Within“ war brandneu und erlebte heute Abend seine Feuertaufe. Der neue Song passte sich nahtlos in die Reihe der etablierten Songs ein. Sänger Sammy ließ es sich im Anschluss nicht nehmen, in den Fotograben zu steigen, um hautnah mit den Fans abzurocken. Die abschließende Doublette, bestehend aus „Metal Without Mercy“ von der gleichnamigen Debüt-EP und der Titelsong des 1986 Albums „Discipline Of Steel“, beendeten einen sehr guten Gig. Der Abend war endgültig lanciert.

Setlist: Thirteen Skulls, Hang Man, Defender, Gates Of Hell, Evil Within, Laceration, Metal Without Mercy, Discipline Of Steel.


cage

Cage starteten gleich mit amtlich Tempo in ihren Set und ließen die Wände des Ventura Theatre das eine oder andere Mal amtlich erzittern. Die Band legte einen sehr professionellen und voll aufeinander abgestimmten Auftritt aufs Parkett. Blickfang war natürlich Sänger Sean Peck, der aufgrund seiner Rob Halford nicht unähnlichen Optik die Blicke unweigerlich auf sich zog. Was der Herr jedoch gesanglich auf die Bretter zauberte, war nahezu nicht von dieser Welt. Umgeben von klasse Musikern ergab dies ein erstes dickes Ausrufezeichen unter der Bilanz des heutigen Tages. Die beiden Klampfer Dave Garcia (Ur-Mitglied) und Casey Trask (seit 2013) legten ein geniales Riffbrett unter die metallischen Perlen, und auch die Rhythmusfraktion machte ordentlich Dampf. Eine spezielle Freude war es, Drummer Sean Elg auf die Finger zu schauen. Die Setlist war mit „I Am The King“, „Hell Destroyer“ und vor allem der abschließenden Triplette bestehend aus dem Klassiker „Final Solution“ vom Astrology Album,  „Flying Fortress“ von „Supremacy Of Steel“ und dem finalen „Wings Of Destruction“ vom „Darker Than Black“ Album super bestückt. Ein sehr toller Auftritt, der Lust auf mehr Metal gemacht hat.

Setlist: Planet Crusher, I Am The King, Hell Destroyer, Kill The Devil, War Of The Undead, Final Solution, Flying Fortress, Wings Of Destruction.


night demon

Und Metal war das was Night Demon heute Abend zum Besten gaben. Das Heimspiel wurde für das Trio um Festivalorganisator Jarvis Leatherby zum wahren Triumphzug. Sie kamen, sahen und siegten! Mittlerweile hatte sich das Ventura Theatre amtlich gefüllt und es dürften so gegen 350 Besucher dagewesen sein. In typischer „es gibt kein Morgen“ Manier walzte die Maschinerie Night Demon alles in Grund und Boden, was sich ihnen in den Weg stellte, und machte so ziemlich jedem klar (nicht wahr, Herr May?), wer hier der echte Headliner ist. Vom Publikum gefeiert und zu Höchstleistungen angespornt, setzten die drei der sehr starken Performance von Cage noch einen oben drauf. Super Sound, gewohnt ausgewogene Setlist und eine antreibende Spielfreude zeichneten den Gig von Night Demon aus. Nach dem sehr geilen „The Chalice“, wobei auch das Bandmaskottchen wieder zum Einsatz kam, und dem druckvollen „Darkness Remains“ rundete eine solide Version von Maidens „Wasted Years“ als Zugabe das Heimspiel ab. Glasklarer Sieg auf allen Ebenen für Night Demon.

Setlist: Welcome To The Night, Ritual, Full Speed Ahead, Curse Of The Damned, Hallowed Ground, Heavy Metal Meat, Dawn Rider, Mastermind, Black Widow, Screams In The Night, The Chalice, Darkness Remains, Wasted Years.


tyrant

Nach dem energiegeladenen Heimspiel von Night Demon durfte man gespannt auf die Darbietung von Tyrant sein. Um es vorweg zu nehmen, Tyrant haben völlig abgekackt. Zwar haben sie die negativen Zeichen des Auftritts in Athen richtig gedeutet, und den damaligen Drummer in die Wüste geschickt, es hat die Performance in Ventura aber nicht wirklich besser gemacht. Und das lag nicht zwingend am neuen Drummer. Meine Güte, wie kann man auf solch einem Festival quasi nur neue Songs spielen? Okay, ich verstehe, dass man nach der Trennung (Rausschmiss?) von Sänger Glen May einen Schnitt machen wollte, aber die Leute haben die Songs nicht gekannt und auf die Klassiker gewartet. Und wenn man schon nur neue Songs spielt, dann sollten diese zumindest tight und als Einheit rüber gebracht werden. Es wurde zwar eine neue Ära von Tyrant eingeläutet, nur interessiert sich leider niemand dafür! Die wenigen Nasen (zu Beginn des Gigs ca. 100) hat die Band gekonnt auf ein gutes Dutzend runtergespielt und aus der Halle gejagt. Einen so einschläfernden Gig habe ich selten zuvor gesehen. Man hatte eher das Gefühl, einer schlechten Bandprobe als einem Metalkonzert beizuwohnen. Diese Band ist für mich endgültig durch. Niemand braucht in der Verfassung eine neue Scheibe von Tyrant. Gewisse Bandmitglieder sollten primär mal wieder Bodenkontakt suchen. Besinnt euch auf eure Stärken und macht wieder anständig Musik. Und wenn ihr das nicht könnt, dann verschont bitte die Metal Welt mit Darbietungen wie in Athen oder Ventura. Das abschließende „Battle Of Armageddon“ war eine absolute Frechheit. Ein Sänger, der die Texte nicht richtig konnte, und dazu noch die Gesangsmelodien komplett verhunzte und eine musikalisch völlig überforderte „Band“ machten das Debakel komplett. Eigentlich wollten die Herren noch einen weiteren Song spielen, aber Gitarrist Rocky Rockwell hatte die Bühne bereits verlassen. Die heutige Darbietung war der eines Headliners definitiv unwürdig!

Autor & Pics: Steph Bachmann