German Swordbrothers Festival

Lünen, Lükaz, 24.02.2018


Ja sind wir denn alle mit dem Hammer gepudert? Also was das in dieser Band aus Kaiserslautern betrifft, wird gerne mit Übertreibungen gearbeitet und man nimmt sich selbst nicht soo besonders ernst. Von daher kann schon mal Entwarnung gegeben werden. Musikalisch ordnet man das sonst als Ivory Night unterwegs befindliche Quartett im manowarischeren Power Metal ein und so galoppeln die Jungs tight durch ihre Setlist. Was als nächstes noch deutlich auffällt, sind die nicht zu kurzen Ansagen von Shouter Patrick (ex Ross The Boss), der dabei Deutsch und Englisch mischt. Die beiden Worte des Bandnamens stellen die Hauptvokabeln der Lyrics dar. Wenn man also ihr Hammer King Backdrop gelesen hat, sollte man das Gros der Songs mitgrölen können. Das passiert auch in den ersten Reihen; oft genügt dabei auch ein Ohoho, das sich zwischen den Songs zu „Hammer King“ Sprechchören wandelt. Zum Abschluss des vierzigminütigen Gigs holt „I Am The Hammer King“ noch einmal alles aus den Fans heraus, die sich in Kürze auf ein drittes Album ihrer Helden freuen dürfen.


Wer die kleinen Metal Festivals besucht, weiß bei den Franzosen Hürlement sofort Bescheid. Zuletzt haben wir sie gesehen, als sie 2015 das Headbangers Open Air in Brande-Hörnerkirchen eröffnet haben. Inzwischen floss viel Wasser durch die Seine und man hat mit „La Mort Sera Belle“ das dritte Album raus. Heute klagt man draußen über Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Shouter Roy, beim Auftritt Lederhandschuhe tragend, agiert selbstbewusst und interagiert mit den ersten Reihen. Seine hohe Stimme trifft nicht alle Peaks, doch die Pariser haben viel Undergroundattitüde, womit sie das locker wieder wett machen. Man nimmt ihnen den Melodiereichtum eher ab, als den bei der Band zuvor. Vor allem wissen Hürlement auch, wie man hohes Tempo macht, ohne dauernd die Doublebass zu treten, was ja im Genre eine hohe Kunst zu sein scheint. Kultige Sache für Undergrounder, schön sie hier gesehen zu haben.


Ganz offensichtlich haben Them bereits einige Fans auf ihrer Seite. Ihr „Sweet Hollow“ Album konnte nicht wenige Metaller überzeugen, wie man bei Gesprächen im Foyer des Lükaz erfährt. Allerdings muss man nach Attic nicht gleich alles mit King Diamond vergleichen, was mit hohen Vocals arbeitet. Shouter Troy, vielen vielleicht von Coldsteel bekannt und hier als alter Mann mit Gehstock die Bühne betretend, hat das auch gar nicht nötig, verfügt über eine eigene Stimmfarbe und schreit viel dünner und beängstigend hoch. Außerdem ist man in Sachen Härtegraden weniger auf Höhe vom klassischen Heavy Metal. Power Metal trifft das ganz gut, und mit dem Variantenreichtum und der nahezu perfekten Tightness darf auch das Wörtchen ‘progressiv’ fallen. Die Verkleidungen der Protagonisten sind nur ein Teil der optischen Show, die mit einem weißen Altar, Laterne und einem Skelett am Keyboardständer umgesetzt wird. Für die Anhänger von Them war es vielleicht eine kleine Enttäuschung, dass ihr Auftritt bereits nach knapp vierzig Minuten vorbei war.


Ob man die helle Stimme bei Emerald jetzt auch mit King Diamond vergleichen will? Aus Würzburg drang es letzte Woche zu uns herüber, die Holländer sind derzeit ziemlich gut drauf. Als ähnlich geil wie auf dem Metal Assault Festival darf auch ihre Darbietung auf der Lükazbühne beschrieben werden. Mit „Iron On Iron“ nimmt der Abriss seinen Lauf und die Energie überträgt sich. Der sympathische Dauergrinser, der Dave Murray Lookalike mit Links-Flying V, kann nicht still stehen und ist auf jedem Zentimeter der Bretter unterwegs. Ebenso wie Sänger Bert, der mit ihm beim Acting mehr als einmal kollidiert, obwohl sich beide schon aus alten Zeiten kennen. Er besitzt eine kraftvolle Stimme, die besonders in einer völlig schmalzfreien Ballade zur Geltung kommt. Die Holländer überzeugen die Menge, haben richtig Bock und punkten sogar mit teils deutsche Ansagen. Grandioser Auftritt, die beste Band bis jetzt.


Visigoth sind derzeit in aller Munde. Während es so einige Fans des Amimetals gibt, die diese Band schon Wochen vor Release ihres neuen Albums „Conqueror’s Oath“ abfeierten, tun sich andere mit dem neuen Album schwerer. Oftmals liegt der Hase irgendwo in der Mitte im Pfeffer, jedoch nicht heute. Gar nicht, denn die Jungs aus Salt Lake City bringen live wesentlich mehr Metal als auf Platte rüber und liefern ein Stahlfest erster Güte. Und das, wo ihr in den Ansagen leise röchelnder Shouter im Moment gar nicht der Gesundeste ist. Der nietenbehangene Jake, besonders cool sein Shirt von Aria, ist weder im Gesang, noch im Acting ohne Tadel und legt professionell eine so klasse Performance ab, dass man ihm nichts anmerkt. Außerdem hält er zu „The Revenant King“ sehr zur Freude der anwesenden ‚Metalheads‘ das Shirt des Heavy Metal Fan-Clubs hoch und zeigt der Audienz den Spruch darauf: „If it’s not in your blood, you’ll never understand“. Die ganze Band zeigt Spielfreude ohne Ende und wird abgefeiert mit Armen hoch bis hinten zum Tresen. Das gibt ordentlich Beifall und es werden Visigoth-Sprechchöre angestimmt, dass man noch eine Zugabe raushaut. Superklasse Auftritt!


Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum gegen Ende der New Wave Of British Heavy Metal haben Cloven Hoof noch mal richtig Wirbel gemacht. Nicht umsonst wurden sie von Roxxcalibur gecovert, die sich den Song „The Gates Of Gehenna“ vornahmen, der sich heute auch in der Tracklist befindet. Schön, dass die Truppe um Urgestein Lee Payne noch sehr aktiv ist, allerdings hat man sich mit dem schon recht starken 2006er Album „Eye Of The Sun“ soundtechnisch etwas amerikanisiert, mit dem Einstieg von den Aska-Leuten Danny White am Schlagzeug und Sänger George Call auch personell. Wie schon beim Xmas Rocka Festival 2016 in Sheffield werden in diesem Gig beide Epochen verbunden, aber für Fans dieser Bewegung gibt es keine zwei Meinungen. Nach dem Opener „Star Rider“ (aus 2017) bringen sie ihr Anthem (1983) gleich an zweiter Stelle. Dann wie „Kiss Of Evil“ vom 2006er Album (wenn auch moderner ausgerichtet in eine klasse Platte) wird bis kurz vor Schluss wieder mehr aktuelleres Zeug gezockt. Es ist nicht mehr viel vom Sound der Bewegung übrig, aber trotzdem kein schlechter Auftritt. Nur kann der Fünfer in seinen neunzig Minuten nebenbei gesagt das hohe Energielevel der Audienz bei Visigoth nicht ganz beibehalten, bekommt aber mit den alten Klassikern „Crack The Whip“ und dem unverzichtbaren „Laying Down The Law“ nochmal etwas Aufschwung. Es werden die geilsten Reaktionen geerntet, wenn der routinierte Aska Sänger wie zum Rauswerfer „Reach For The Sky“ das Publikum dazu animiert. Aber aus genannten Gründen müssen Visigoth zugegebenermaßen als die Gewinner des Abends genannt werden.

Autor & Pics: Joxe Schaefer