NITROGODS, THE HELLBOYS, WOLFSKULL

20.08.2021, Oberhausen, Kulttempel


Genau zum Gong der Tagesschau geht es superpünktlich los. Der Fünfer von Wolfskull holt sich sofort die ersten Arme nach oben und die schlicht in Schwarz Gekleideten kommen musikalisch gruftig rüber, wenn auch nur zunächst. Denn Wolfskull rifft und rockt ganz schön, wenn auch nicht weit über Midtempo hinaus. Ihr Sänger mit der Brian Johnsson Mütze tritt in die Luft, springt, hockt und hat auch Hüftschwünge drauf, fast wie Danny Bowes von Thunder. Er mischt Deutsch und Englisch in den Ansagen und spricht von einer neuen Scheibe, von der nun ein Song mit dem phonetischen Namen „Nocturnal Blue“ zum Besten gegeben wird. Ein cooles Twinsolo fällt noch auf und ein besonders amtlich groovender Song, bevor man zum Schluss mit „Echo Muerto“ dann mal Uptempo zeigt und unter Applaus eine dreiundvierzigminütige Stagetime zu Ende geht.


Die nächste Band war zwei Jahre nicht mehr auf den Brettern und lässt den Knoten platzen. Die frisch aufspielenden The Hellboys sind ein Vierer mit nur einer Gitarre und das bedeutet, während der Soli fehlt das Riff. Bei den Velbertern ist das nicht so schlimm, denn es wird mehr gerockt als soliert. Und zwar richtig gerockt. Es fliegt das Propellermikro und es heizen drei kurzhaarige Frontleute im Uptempo ein. Sie bekommen immer wieder die Hände der Audienz nach oben; es geht einfach ab, könnte man auch sagen. Songs mit klangvollen Titeln wie „Evil And Horny“ und „Hey Hey … Hate“ wird man wiedererkennen. Eine Flüstertüte, im Volksmund auch Megaphon genannt, ersetzt stellenweise showeffektmäßig das Mikro. Wie der Arsch auf den viel zitierten Eimer passt das Cover „Live Wire“ von Mötley Crüe zur Band und lässt noch einen Ruck durch die Sitzreihen gehen. Ebenso funktionieren Mitklatsch- und Mitsingspiele. Die Bandvorstellung nach „Fire, Fire, Fire“ beendet den Dreiviertelstundenauftritt einer Band, die ganz offensichtlich richtig Bock hatte. So kann es weitergehen. In der Umbaupause gelangt der überraschte Verfasser dieser Zeilen an ein The Hellboys Vinyl des 2019er Albums “Save Your Souls 4 Us”. Ist bei einem seiner zahlreichen Besuche am Merchandisestand auf dem Mist vom begeisterten Jensenmann gewachsen.


Für den Headliner Nitrogods stehen gut 90 Minuten Auftrittszeit zur Verfügung. Wie wir noch über ein Personalgefälle nachdenken, weil heute von der ersten bis zur letzten Band immer ein Bandmitglied weniger im Line-up steht, hat das Trio aus Hannover längst angefangen. Und wieder sehen wir eine Brian Johnsson Mütze, dabei lieferte an sich eine ganz andere Band Vorlagen, aber dazu später. Erstmal gehen bei Gitarrist Henny Solo und Riff ineinander über. Der Mann hat bei Thunderhead gespielt, der kann sowas. Zu „Lip Sync Stars“ dürfen wir ein Bierflaschensolo von Drummer Klaus Sperling erleben, und wie Bangen im Sitzen offensichtlich auch geht. Noch mehr Motörhead-Attitüde, und jetzt kommen wir zur vorlagengebenden Band, zeigt sich in „Boogie Man“, doch in der Richtung kommt noch mehr. Shouter Oimel meint, heute übrigens sehr leise und vorsichtig mit seiner Stimme: “Früher wurden wir immer mit Motörhead verglichen, heute finden wir das nur noch geil, „Damn Right“! und der Song klingt noch viel mehr nach Lemmy und Co. Nach „It‘s Not Your Rock ‚n‘ Roll“ kommt noch einmal die andere bereits erwähnte Band zum Zug, weil “Take It To The Highway“ auf dem Speiseplan steht. Henny singt den Song auch, was im Original sehr rau Ted Bullet tat. In meinen Notizen steht noch der Slowdownrocker „Get Lost“, den ich noch gut in Erinnerung habe und deswegen in diesem Bericht auch Erwähnung finden soll. Im erwarteten M’head Cover, es wurde zünftig “Overkill“ gezockt, fand der Auftritt und der Konzertabend einen würdigen Abschluss, auch wenn das Solo etwas anders interpretiert wurde und für die songschreibende Lautstärkeband die Gitarre zu leise war. Hat aber niemanden interessiert, gemessen daran, wie die Stühle rockten. Damit soll dieser Artikel jetzt auch enden, mit der Hoffnung, dass die vom Sitzplatz aus gemachten Fotos ausreichen.

Autor & Pics: Joxe Schaefer