PRIPJAT, ANTIPEEWEE, DEVASTRUCTION, SOUND SYSTEM

Kamen, JKC, 10.03.2018


So ein Stau wegen einer Nachtbaustelle sollte man seinem Navi schon glauben, wenn man die ersten beiden Bands wirklich nicht verpassen will. Und während der deutsche Autofahrer, gar nicht mehr weit des Venues, mit dem Verfasser dieser Zeilen das Reißverschlussverfahren übt, stehen schon Sound System auf der Bühne, eine Coverband, die auch “Red Flag” von Billy Talent in der Setlist gehabt haben soll. Zum Glück ist schon wer von X-CRASH am Start, der sich die thrashenden Westfalen zieht, die heute als nächstes aufspielen:

Überaus livebegierig zeigen sich Devastruction in der letzten Zeit allemal, zumindest eröffneten sich einem zahllose Möglichkeiten, die Ruhrpott Thrasher leibhaftig und in Farbe zu bewundern. So findet sich das Vierergespann aus den Raum Dortmund und Umgebung auch heute im Billing wieder und knallt dem Publikum eine amtliche Dosis E.T. Thrash Metal der guten alten Schule um die Ohren. Devastruction fokussieren hierbei stets ihren grundsoliden Sound, puristisch, angenehm roh und schnell. Angereichert durch die persönlichen Referenzen, die diese Band tragen, kann man den Sound von Devastruction auch durchaus in den 80er Jahren datieren oder ihn zumindest dort vermuten. Die Darbietungen des heutigen Abends finden wie gewohnt den nötigen Anklang bei Publikum und die kürzlich erschiene EP „Alien Thrash Force Attack“ wird mit der bekannten Spielfreude und Inbrunst live kredenzt und trägt so zur entsprechenden Resonanz bei. Bis auf kleine technische Komplikation, die dem Gig jedoch keinen frühzeitigen Abbruch bescherten oder sonst noch irgendwie nennenswert erscheinen könnte, war es ein durchweg gelungener Beitrag des heutigen Abends, der echt Bock gemacht hat. Immer wieder gerne, Jungs! (Fabian Blackout).


Die nächste Band mit dem unkonventionellen Namen Antipeewee betont heute Abend, sechs Stunden Autofahrt hinter sich zu haben. Dafür dauert es gar nicht lange, bis der Fünfer durch seinen zackigen Tempothrash für Mische in den ersten Reihen sorgt. Der Dank folgt auf dem Fuße, dass sich schon nach zwei Songs die weite Anreise aus Abensberg in Bayern gelohnt habe. Ebenso vergisst der Verfasser dieser Zeilen gerade seine Erlebnisse seiner Anfahrt. Nach „The Misanthrope“ werden zwei neue Songs angesagt und „Taker“ verursacht weiter Mähneschütteln und Gebange vor der Bühne, die physisch eigentlich gar nicht da ist, da die Musiker nebenbei gesagt zu ganz sicher nicht zuviel Beleuchtung ebenerdig mit der Audienz auf einer Höhe spielen. Völlig egal, denn zum Schluss zu „Separate (The Head From The Body)“ und „Cool Guy Cthulhu“ gehen wieder alle Arme hoch und es folgen noch einmal Circle Pits. Deutliche Rufe nach Zugabe lässt noch „Attack The Brewery“ anschließen, das den Auftritt auf verdiente 55 Minuten streckt. Die Bayern bekommen verdient massig Applaus für ihren oberanständigen Auftritt. (Joxe Schaefer).


Die nächste Stunde wird der absolute Abriss. Ein heller Schrei und sofort Vollgas. Einfach überwältigend, mit was für einem hohen Energielevel das Quartett von Pripjat losfeuert, da bleibt kein Kopf unbangend. Die schonungslose Gangart der Kölner fordert ein erstes Opfer, denn gleich im Opener reißt eine Saite. Gitarrist und Shouter Kirill wechselt seine Klampfe, lässt den Schaden aber auch flugs von den Vorbands beheben. Das ist Teamwork, geil! Die kurze Unterbrechung gibt bemerkenswerterweise keinen Break, das hohe Level wird gehalten. Das neue Stück „Take The Law“ zeigt ebenfalls, mit was für einer Power vorangegangen wird. Gitarrist Eugen performt Barfuß und erinnert mit seinen Moves etwas an Rob Cavestany von Death Angel, der für gewöhnlich ähnlich flink auf den Brettern unterwegs ist. Das neue Album erscheint erst Ende April, doch neue Tracks wie „The Seed“ und „Survival Of The Sickest“ kommen bestens im Jugendkulturcafe an. Für den Track „Born To Hate“ werden sie doch mal etwas leiser und langsamer, was natürlich nicht lange hält. Dann folgt mit „Chain Reaction“, dem Titelstück des kommenden Albums, natürlich wieder ein Oberspeedkiller vor dem Herrn.

Laute Rufe nach Zugabe sind die logische Konsequenz, die mit einem weitern Song erfüllt wird. Das war locker mal die beste Thrashband seit langem. Doch ein Kritikpunkt muss noch angeführt werden. Für so eine mächtige Show ist das Logo auf dem Backdrop einfach zu mickrig. Pripjat haben ordentlich Eindruck gemacht und hoffentlich haben ein paar Veranstalter mehr diese Band auf dem Zettel, die auch eine Bereicherung für jedes Festival sind! (Joxe Schaefer).

Autor: Fabian Blackout & Joxe Schaefer
Pix: Joxe Schaefer