RAVEN, GIRLSCHOOL, ALCATRAZZ, AIRFORCE

Newcastle (UK), Trillians, 15.02.2024


Auf geht es für uns in den englischen Nordosten, um diesem sehr ansprechenden Billing beizuwohnen. Es wurde inzwischen ein „Sold Out“ vermeldet und als wir nach dem Warten in einer langen Schlange den Trillianskeller entern, legt der Opener Airforce schon los. Die Location füllt sich noch, während die in 1987 Gegründeten natürlich mit einigen Querverweisen zu Iron Maiden auftrumpfen. Die Vocals von Sänger Flavio kommen ähnlich einem Bruce Dickinson und es werden auch maidenmäßige Leads gezockt. Das kommt natürlich sehr gut an und schon zu „Heroes“ gibt es erste Mitklatscher. Man bewegt sich gerne im Midtempo und so ist „Sniper“ der letzte Song. Flavio stellt darin zu Anfang die Band vor, und im Rhythmus wird von einigen in der Menge auch Black Sabbaths „Heaven And Hell“ erkannt und angesungen. Leider blieb für Airforce bloß gut eine halbe Stunde Spielzeit, aber wir erlebten dennoch einen sehr gelungenen Auftritt. Es ist einfach so, Protagonisten aus der NWoBHM Zeit sind live immer ein Garant.


So wirklich was ganz Exklusives ist das nicht, nach Newcastle Upon Tyne zu reisen, wenn die zu sehenden Bands kurze Zeit später auch noch bei uns zu Hause in der Heimatstadt spielen. Vielleicht schon im Falle von Alcatrazz und Girlschool, die grad zusammen auf Tour sind und in zehn Tagen im Ruhrpott Station machen, wenn man es nicht erwarten kann. Nach einer sehr kurzen Umbaupause stehen die Fans dicht vor der Bühne und mit noch mehr Punch als bei der Band zuvor erleben wir Songs wie „Sword Of Deliverance“ und ältere Klassiker. Durch erwartungsgemäß viel Rainbow Attitüde ist die frühachtziger Phase von Blackmore und Co. musikalisch auch ein guter Vergleich. Die Aktionen mit seiner weißen ESP Gitarre ebenfalls, die Joe gerne blackmoremäßig behandelt und an den Amps reibt. Dass die Keyboards lauter als die Gitarre gemischt werden, spielt dem Fünfer jedoch genauso wenig in die Karten, wie der teilweise schräge Gesang von ex-Rainbow Sänger Doogie White, der sich wahrscheinlich auf dem Monitor selber nicht richtig hört. Dennoch macht der Profi mit seiner inbrünstigen Performance und passenden Gesten einiges wieder wett. Im Gesamtresümee bleibt für die Kalifornier heute leider nur der vierte Platz, aber dennoch sind wir gespannt, wie sie sich auf der Tour weiter schlagen werden.


Wenn das Intro zum Opener „Demolition“ ertönt, und es bei „C‘mon Lets Go“ noch voller in den ersten Reihen wird, dann weißt du, Kim, Jackie, Tracey und Denise sind am Zug. Zwar hatten wir gehofft, dass Girlschool heute auf dem zweiten Abend ihrer Tour den Headlinerslot hätten, den die drei letzten Bands auf der Tour durchtauschen, aber das ist plötzlich egal, wenn du Tracks wie „The Hunter“ vorgespielt bekommst. Auch so ein Stück wie „Guilty As Sin“ hat der Vierer gebracht, sehr cool. Kommt nicht häufig vor, dass sie neuere Tracks in die Setlist packen. „Future Flash“ kommt gleich nahtlos hinterher. Und siehe da, wir verzeichnen doppelt so viel Stimmung wie bei der Band zuvor. Das Quartett hat auch richtig Bock; es gäbe sie nicht umsonst fast 50 Jahre, meint unser Kumpel mit dem neuen Womo. Nach einer Rückkopplung geht es zum Klassiker „Kick It Down“ und mit animiertem Klatschen zur Bassdrum rüber zu „Nothing To Lose“. Inklusive Mitsingparts, die hier und heute bei dem Publikum richtig gut funzen. Ebenso im Opener „It Is What It Is“ ihres neuen Albums. Zuerst noch „Race With The Devil“, doch der Raketenabschuss quer durch den Trillianskeller war der Motörhead Song „Bomber“, den sie 1981 schon coverten. Leider kamen die vier Mädels auf bloß 45 Minuten Spielzeit, aber dennoch haben sie einen Megaauftritt hingelegt.


Der hier in der Stadt heimische Dreier zelebriert dieser Tage sein fünfzigjähriges Jubiläum. In dieser Zeit haben wir die Jungs von Raven schon häufiger live gesehen, zum Beispiel zuletzt in Hamburg zusammen mit Air Raid und Split Heaven, oder in Essen zusammen mit Hirax. Das geht stramm los, die Gallagher Frontbrüder machen wie gewohnt irre Action und kriegen das Publikum, jedoch steht man vor der Bühne nicht mehr ganz so dicht, aber stehenden Fußes auf Draht, zum Mitgrölen und um die Faust zu recken. Geil auch, wie „Rock Until You Drop“ mit zünftigen Mitsingparts versehen wurde. Leider lichten sich die Reihen weiter und um kurz nach elf Uhr gibt es nach dem letzten Song einen Riesenabschied. Angenehm hier im Trillians die Tatsache, nach dem Gig nicht gleich rausgefegt zu werden, wie anderswo üblich. So hatten wir noch Gelegenheiten für den einen oder andere kleinen Schwatz mit den Protagonisten des Abends. Doch Raven blieben leider deutlich unter einer Stunde Spielzeit. Das war einfach zu wenig, das haben wir noch auf dem Heimweg zu Fuß zum Hotel diskutiert. Dabei müssen wir uns nicht beeilen, denn mit trockenen elf Grad ist es hier fühlbar wärmer als in heimischen Gefilden.

Autor: Joxe Schaefer
Autor & Pics: Stefan Knöpker, Joxe Schaefer