Rock Hard Festival Warm-Up Show

Lünen, Lükaz, 21.05.2022


Irgendwie waren Konzerte und Festivals eine ganze Zeit lang gar nicht am Start, als hätten sich alle Veranstalter und Bands abgesprochen. Zum Glück haben wir unseren Humor nicht verloren und wir freuen uns auf das Rock Hard Festival, das dieses Jahr tatsächlich stattfindet, und für das die 2020er Tickets ihre Gültigkeit behalten. Im Gedanken daran findet heute wieder im schönen Lükaz die Warm-Up Show statt und wird von einem der raren Deathfist Auftritte eröffnet. Zuletzt vor drei Jahren in Holland aufgetreten, geben sie uns hier und heute schon kurz nach halb acht mit „Demons“ auf die Fresse und jedem wird schnell klar, hier werden keine Gefangenen gemacht. Das Publikum erwacht schnell und füllt zusehends den Raum vor der Stage. Auch die Dame im Venom Shirt, von der ich mal das Vinylalbum bekam, feiert den Vierer vorn im Raum zum ersten Mal ab. Es wird mal wieder das Cover „Fallen Saint“ von Exumer gebracht, dass nochmal ein weiterer Ruck durch den Saal geht. Roughshouterin Corinna zeigt mit ihrem Organ noch immer den männlichen Growlern den langen Finger und ist mit absolut authentischem Acting hochgradig für Anerkennung und Zuspruch der Band beim Lüner Publikum mitverantwortlich. Hochmotiviert auch Basser Martin, der zuletzt noch bei den jetzt schon schwer vermissten Metal Inquisitor zockte und jetzt hier seine Energie ablässt. Sein Bass hämmert gut hörbar und er bekommt auf seiner Bühnenseite auch mal Besuch von Gitarrist Markus. Was hier und heute zwischen den noch immer neu aussehenden Aufstellern links und rechts der Stage passiert, die damals schon beim Rock Hard Festival zum Einsatz kamen, als die Band 2012 dort spielte, ist Thrash Metal in Reinkultur. Viel zu schnell sind die Songs ihres nach zwölf Jahren noch immer aktuellen Albums „Too Hot To Burn“ durch, aber sehr geil, „Hell Is Here“, „Booze Brigade“ und „Beast“ wieder live zwischen die Augen zu kriegen. Nach „Slay Her“ finden die Beifallsbekundungen ihren Zenit und Corinna will den letzten Song ansagen, doch Markus ruft ihr zu: „Noch zwei!“ und so bekommen wir noch „Killing Time“ und „World Of Darkness“ auf die Omme. Gut so, denn beide mussten unbedingt noch sein. Mal wieder obergenialer Scheiß, der fast eine Dreiviertelstunde füllte. Freuen wir uns auf Deathfist, die demnächst mit Protector im Bahndamm Wermelskirchen auftreten, und natürlich auch auf eine hoffentlich erscheinende neue Scheibe. (Joxe Schaefer).


Nach dem fulminanten Opener geht es weiter mit den Ruhrpott Jungs von The Night Eternal. Was hat sich seit dem ersten Auftritt in Lünen bei der Band geändert? Nach dem bockstarkem Demo, von dem heute der Titeltrack und “Mark Of Kain” gespielt werden, kam im letzten Jahr das Debütalbum, das den Mittelpunkt des Sets bildet. Die Songs sind weiterhin stark, die Band wirkt eingespielter und Sänger Ricardo hat die Meute im Griff. Der klassische Heavy Metal zieht an diesem Abend gefühlt die meisten Leute und findet im finalen “Moonlith Cross” seinen vorübergehenden Höhepunkt, denn es stehen noch zwei saugute Bands aus. Auf jeden Fall haben The Night Eternal gezeigt, wer derzeit im deutschen Metal Underground die Nase mit vorn hat. Das nächste Mal dann bitte im Halbrund des Amphitheaters zu Gelsenkirchen! (Martin Hil).


Die Umbaupause haben wir mal lustig genutzt, um uns von Ili für sein HM Home-TV interviewen zu lassen. Wer‘s nicht guckt, kanns zwar nicht sehen, aber immerhin hier nachlesen. Um zehn vor zehn erklingt dann das Intro für Bütcher und danach steigen die Belgier mit „45 RPM“ in ihren Set ein. Shouter R. Hellshrieker tritt wieder mit seiner Kriegsbemalung und dem Mikrofon am spitzen Stahlrohrkreuz an. Wir dürfen davon Zeuge werden, wie er die Menge mit jeder Geste kriegt, natürlich auch mit Zuprosten. Ihre ziemlich genialen Slowparts haben auch live Wirkung. Besonders die im markanten Titelstück ihrer aktuellen Scheibe „666 Goats Carry My Chariot“ leben davon und das Lükaz nickt im Takt, während es eine freundliche Eskalation vor der Bühne gibt. Nach der Ansage: „You might know The Oath…!“ wird ein sich passend in die Setlist eingeschmiegtes Manowar Cover interpretiert, sehr zur Freude der Audienz. Gitarrist KK Ripper schmeißt ziemlich grelle bis gefühlvolle Soli rein, besonders im Finale der Songs. Das muss der Menge auch gefallen, denn dann gehen nochmals alle Hände hoch. Und wieder das „Victim Of Changes“ Zitat, da wissen wir, woher sein Pseudonym stammt. Schön, dass sich die Extremisten auch auf klassischen Metal berufen. Kaum war der letzte Ton des Fünfers gespielt, wurde im Lükaz Feueralarm ausgelöst. Dabei wurden gar keine Pyros verwendet. Jedenfalls mussten wir alle raus auf den gegenüberliegenden Parkplatz, und, was soll ich sagen, die Metalheads verließen alle gesittet die Location ohne Murren und Diskussionen. Als sich die Angelegenheit als Fehlalarm entpuppte und die Feuerwehr nach etwa einer halben Stunde die Location wieder verließ, wurde der abfahrende Löschzug von allen Gästen lautstark bejubelt. Ob das bei einer unmetallischen Veranstaltung hier so problemlos verlaufen wäre, wurde unter den Anwesenden diskutiert. (Joxe Schaefer).


Jetzt ging der Einlass zügig und noch problemloser voran und nach kurzer Zeit war der Headliner des heutigen Abends startklar. Die Schweden promoten noch ihr seit drei Jahren aktuelles Album „The Throne Within“, gehören zu den größten Namen im reinmetallischen Underground, haben bereits einen Haufen Songs, den die Fans im Schlaf mitgrölen können und stellen sich auch diesmal als würdiger Konzertabschluss heraus. RAM packen Lünens Ärsche und füllen die Location mit ihrem unverkennbaren Signature-Sound, an dem man den Fünfer immer wiedererkennt. An dieser Stelle sei gleich Basser Tobias erwähnt, der sich optisch noch durch sein mechanisch anmutendes Basshalsgeschwenke einen Namen macht, und natürlich auch wieder durch seinen kurzen Solopart im Finale vom „Ravnfell“. Nach „Judgement And Punishment“ wird „Gulag“ vom „Rod“ Album mitgesungen und wir erleben reichlich Synchrongebange im mächtigen „The Usurper“ vom 2015er „Svbversvm“ Album. Wahrlich macht ihr Auftritt mächtig Laune, als wir die sofort übergreifende Stimmung im epischen „Suomussalmi (The Few Of Iron)“ beobachten. Die Dynamik des Songs macht einiges aus im sonst gleichförmigen Sound, den die Band basslastig mag, was als ihr Trademark erkannt wird. Die Schweden sind halt nicht als die Könige von Breaks oder Tempowechseln bekannt, dass dieser Song im Set immer fulminant auffällt. Was noch fällt, ist erst das Mikrofon aus der Hand von Shouter Oskar, das er sonst lange beidhändig umklammert, und dann die Entscheidung des Rezensenten, schnell noch am Merchandise das komplette Vinyl abzugreifen. Als ob die anderen Formate in der Sammlung nicht genügen würden, aber welchem Metaller muss das erklärt werden? Nach dem unverzichtbaren „Machine Invaders“ verabschiedet sich das Quintett mit Shake Hands und Schluss. Der Feueralarm nahm etwas Zeit ein, doch die Göteborger kommen doch noch auf deutlich über eine Stunde Spielzeit.

Zum Schluss gehört wie immer noch dem Veranstalterteam und allen Beteiligten Lob und Anerkennung für einen reibungslosen Ablauf bis ins kleinste Detail. Das ist nicht überall so und auch nicht selbstverständlich, deswegen hoch die Tassen … auf das Lükaz, und auf das Rock Hard Festival! Schade nur, dass hier so wenig Rock Hard Mitarbeiter mitfeierten … In diesem letzten Absatz soll noch einmal die Großartigkeit des Auftritts von Deathfist herausgestellt werden, der im Folgetag noch reichlich nachwirkte. Für viele die Band des Abends, und das vor drei weiteren Bands mit Hammerperformance! (Joxe Schaefer).

Pics: Joxe Schaefer