Rock Hard Festival Warm-up Show

Lünen, Lükaz, 05.05.2017

Das längst etablierte Rock Hard Festival, ab 02. Juni 2017 für drei Tage das Amphitheater in Gelsenkirchen beschallend, jährt sich zum fünfzehnten Mal. Darauf zur Vorbereitung finden Warm-up Shows statt. Eine davon im Lükaz in Lünen, wo sogar Rock Hard DJ Robert zwischen den Bands und nach dem Headliner metallischen Volldampf gibt.

Teutonic Slaughter

Als erste Band tritt Teutonic Slaughter aus Gladbeck an, den Abend mit Thrash zu eröffnen. Der Stil hat sich auch auf dem Rock Hard Festival als Eröffner sehr geeignet gezeigt, die Menge schon früh aufzuwecken. Die Band war im Oktober 2015 mit ihrem Demo als “Tipp des Monats” im Rock Hard. Songs wie „Unleash The Terror” vom aktuellen Album „Witches Terror“ klingen hier und heute noch recht verhalten, denn die bekannten Aggressionen der Gladbecker kommen soundtechnisch noch nicht voll rüber. Jedoch werden die Jungs schon mit anständigem Applaus bedacht. Dem Verfasser dieser Zeilen ist noch gut in Erinnerung wie sie unsere Stammkneipe in Dortmund phonmäßig zerlegt haben und auch hier gibt es heute die volle Flying V Attacke durch einem bestens aufgelegten Philip. Der vergibt seiner Band zwar selbst das Prädikat, heute die Aufwecktruppe zu sein, was mit ihrer Präsenz aber auch gelingt. Im Juli zum Nord Open Air in Essen werden sie eine Splitsingle mit den alten Recken von Darkness veröffentlichen, den Obertemposong “Damnation And Violence” mit ein paar pikanten Breaks stellen sie heute schon in Lünen vor. Nach einer Dreiviertelstunde Teutonic Thrash Terror wird die Flying V hoch in den Thrashhimmel gereckt und Schluss. Cooler Auftritt, der noch explosiver gewesen wäre, wenn der Soundmann mehr roughes Gesäge zugelassen hätte.


Lizzies

Eine deutlichere Gitarre wird danach auch bei den Madrileninnen Lizzies vermisst, ebenso auch Drummerin Saray. Dieser Vierer, derzeit mit Ersatzdrummer Denny unterwegs, der mitten im Set schon Nachschub für einige zerbrochene Sticks fordert, überzeugt mit Show und Acting. Seit ihrem Auftritt auf dem Muskelrock 2014 hat sich daran auch einiges getan. Die Mädels rocken wesentlich fideler und selbstbewusster, allen voran Elena mit Pfiffen a la Biff von Saxon und ihren Ansagen. So lässt sie den Worten “Rock Hard” noch ein “Ride Free” folgen und deutet dabei auf ihren Backpatch von Judas Priest. Besonders im dynamischen “Mirror Maze” entfaltet sich ihre schneidige Stimme auf breiterer Ebene. Ob Thomas aus Scharnhorst als beinharter U.D.O.-Fan bemerkt hat, dass “Russian Roulette” kein Accept Cover ist, als der hier im Lükaz bereits zum Inventar gehörende Hausstagediver wieder seiner Lieblingstätigkeit nachgeht und sich wie ein Crowdsurfer über die Köpfe der Audienz tragen lässt? Die Damen um Gitarristin und Songwriterin Patricia zocken derweil überzeugende Versionen von “Night In Tokyo” und “Viper”, bis im Finale auf dem Boden kniend die Instrumente gekreuzt werden. Diese volle Stunde lässt erahnen, was sie sich für den morgigen Tag vorgenommen haben, wo sie das “A Chance For Metal” Festival in Andernach headlinen werden.


Screamer

Als Fan der ersten Stunde hat man heuer mit Screamer so seine Probleme, weil auf den Ohren ein Christoffer Svensson einfach fehlt. Vor allem mit seiner markanten Stimme war er das Aushängeschild der aufstrebenden Schweden. Dennoch bleibt es der alten Garde nicht verborgen, dass sich die Band mit Einstieg von Basser Fredrik und Sänger Andreas quasi neu erfunden und ein cooles neues Album vorgelegt hat. Der bescheidene Drummer Henrik hängt seine Becken nicht mehr ganz so hoch, kann aber trotz kleiner aber schmerzhafter Handverletzung voll reinhauen. Die Band ist schon früh am Merchandise und in der Crowd zu sehen, begrüßt alle Bekannten. Screamer haben sich hier auch schon den Arsch abgetourt; die Saat geht langsam auf. Die alten Stücke klingen einfach anders, ergeben jedoch gemischt mit dem Material der neuen Platte “Hell Machine” beste Voraussetzungen für ein amtliches Metalkonzert. Es erarbeitet sich das Quintett in weißen Shirts einen Sieg in Lünen mit Schweiß und Adrenalin. Die Sau ist los, permanente Action und Gepose sind auf beiden Seiten der Bühnenkante die logische Folge. In “Monte Carlo Nights”, dem besten Stück des neuen Albums, führt Andreas vor, dass er auch Halford Screams drauf hat. Schön ebenfalls die Members der anderen Bands, wie sie in der Menge mit abfeiern, so muss das. So ist dies das beste Screamer Konzert, das ich in der neuen Besetzung gesehen habe. Und wer nach der anständigen Aftershowparty mit DJ Robert noch immer nicht genug hat, der begibt sich ins benachbarte Bikers Home uns lässt es dort mit den deejayenden Screamer-Jungs krachen.

Autor & Pics: Joxe Schaefer