SADISTIC INTENT, MOONTOWERS

Bonn, BLA, 13.08.2018


Die andere Möglichkeit wäre es heute gewesen, Cannibal Corpse in Bochum einen Besuch abzustatten, aber offensichtlich wirkt dieser Magnet in Bonn stärker. Der aufmerksame Leser von X-CRASH weiß bereits um die Existenz von den Koblenzern, denn wir brachten bereits ein Review ihres ersten Lebenszeichens, einer drei-Track CD. Die findet hier am Merch für ‘nen Fünfer neue Besitzer, bevor Moontowers überhaupt ihren allerersten Set begonnen haben. Scheint schon früh zu ziehen, diese Zusammenkunft aus Koblenz’ Finest. So darf man das nennen, wenn sich Musiker von Metal Inquisitor (Drummer Kratz), Desaster (Gitarrist Kuschke) und Secutor (Gitarrist Baulig spielt hier Bass) mit Sänger und Gitarrist Dommermuth zusammentun. Dementsprechend wird das kleine BLA, das vormals Bla Bla hieß, auch zügig voll. Gespannt auf ihren ersten Auftritt ist auch die Band selbst.

Als plötzlich die Intro-CD hängt, welche über die Hausanlage abgespielt wird, legt der Vierer einfach so los und der am äußeren Bühnenrand stationierte Gitarrist Kuschke, tritt tatsächlich im Oberhemd auf, bangt gleich los und muss einiges an Leuten begrüßen, die an seiner Position auf dem Weg zur Toilette vorbeigehen. Das gemütlich enge Bla lässt der dichter stehenden Menge aber noch Raum, sich etwas bewegen zu können, wie beim akuten Midtempostampfer “The Cold And Mighty Ale“, der jeden ad hoc mitbangen lässt. Kann sein, dass der Begriff ‘Doom’ stellenweise passend ist, aber in erster Linie ist das alles ganz schön Metal, wie man ihn erwarten durfte. Shouter Dommermuth hat seine Gitarre meist nur unbespielt umhängen und fasst sie für einige Soli an, die Riffs und den Rest liefert Kuschke, häufig Doppelhalsgepose mit Linksbasser Baulig suchend und so sauber wie bei Desaster. Sein unverkennbares Spiel ist auch der größte Anteil in ihrem Sound, dass einige Leads an die aus der „Arts Of Destruction” Phase erinnern. Zum Schluss bringen sie noch einen Uptempoklopper mit dem Titel „Moontowers Rise“, ein absoluter Abreißer und grandioses Finale vor dem Hellbangers Backdrop. Moontowers haben fünf weitere Songs gespielt, als sich auf ihrer EP befinden, wobei etwas über eine Dreiviertelstunde Spielzeit zusammen kam. Da ist doch sicher ein ganzes Album nicht mehr weit ….


Ja, es gibt wieder Death Metal in Bonn. Das Bla packt sich ein heißes Undergroundeisen und kündigt Sadistic Intent an. Bei dem Vierer verhält es sich völlig anders als bei vielen ihrer Genrekollegen. Seit Mitte der Achtziger tief im Deathsumpf existent und glücklicherweise auch dort verwurzelt, haben sie noch nicht einen Longplayer rausgetan. Dennoch treffen sie viele Fans auf ihrer Darkness Over Europe Tour, die heute in Bonn stoppt, bevor sie nach Colmar weiterzieht. Sie sind nicht oft in unseren Breiten zu sehen, und dennoch sind heute ein paar Fans hier, welche die Kalifornier schon öfters live gesehen haben. “Germany, ‘Death Is Coming’!” brüllt Bassist und Vocalist Bay Cortez in den Laden und mit eben diesem Track beginnt die Achterbahnfahrt. Die Temperatur im Club steigt. Wir erinnern uns noch an ihre Vergangenheit, als Sadistic Intent die Backingband von Jeff Becerra waren, um 2007 für einen Wacken-Auftritt Possessed wiederzubeleben. “Malignant Spirit“ ist noch ein Track aus der Phase und war für eine neue Possessed-Scheibe gedacht, fügt sich aber auch prima in eigene Setlist ein. Die Nietenbehangenen lassen sich weiter mit “Ancient Black Earth”, “Condemned In Misery” und “Impending Doom” abfeiern. Der trockene und knochige Sound knöppelt genau passend und kommt authentisch rüber, während die Temperaturen in diesem kleinen Club weiter steigen, was Mitveranstalter Dirk Hacker an vorderster Front in der Audienz nur bestätigen kann. Leider rotiert der Ventilator am Bühnenrand nicht, aber die Mädels in der ersten Reihe lassen ihre Haare zum Propeller mutieren und so dürfen wir uns auch angenehm zirkulierender Luft erfreuen. Ein Block von drei Zugaben schließt nahtlos an ihren Set an, darunter “Funeral Obscure” mit geilen Bass Stakkatos und “Morbid Faith”. Absolut starke siebzig Minuten der US Amerikaner, die hoffentlich bald wieder in unserer Gegend auftauchen.

Autor & Pics: Joxe Schaefer