Spacefest 4

Münster, Sputnikhalle, 18.10.2018


Mit der vierten Auflage des Spacefestes tingeln vier Extremkaliber durch die Nordhälfte der Republik und starten heute hier in der erprobten Sputnikhalle, wo der Opening Act auch gleich ein Heimspiel hat. Dismalfucker nennen sich “Brutale Dampfwalze from Münster”, mal sehen, wie genau das wohl gemeint ist. Jedenfalls können sie das Wort Gemetzel unfallfrei buchstabieren, soviel stellt sich in ihrem wilden Stilmix früh heraus. Sicher sind Coreanteile in Überzahl vertreten; Punk ist auch mit drin. Unter allem liegt ein fetter Groove mit tieferer Gitarre, und Vollgas können sie auch. Also alles halb so schlimm eigentlich. Ob das debile Gehampel ihres Shouters auf Dauer sehr anstrengend ist? Die Frage wird meinem Hintermann nicht so schnell beantwortet. Während mit dem 1-2-3-4 das finale Stück gleich mehrmals angezählt wird, war nach sechsundzwanzig Minuten schon alles gesagt. Kurzer Applaus und volles Hallenlicht wird angeknipst.


Wenn Endseeker nur halb so fett kommen, wie ihr protzig großes Logo auf dem Backdrop anmutet, wird der Gang zu ihrem Merch zur Pflicht. Sie werden morgen ihr Heimspiel in Hamburg haben, müssen aber jetzt erstmal die Westfalen beeindrucken. Die lassen anfangs noch einen Hubschrauberlandeplatz vor der Bühne frei, doch das gibt sich noch. Vielleicht überrascht es doch einige, dass auf dem Spacefest nicht nur Thrashbands spielen, aber dennoch taut das Gros langsam auf. Schön breitbeinig wird der Arschtritt im HM-2 Sound geliefert, dazu ein paar knappe Posen, nicht mehr als es OIdschool Death zu erlauben vermag. Die vielzitierten Dismember Vergleiche treffen auf den Fünfer stellenweise schon zu, lassen die Menge aber auch aus dem Kreuz kommen. Bei der spärlichen Beleuchtung sind die Grimassen von Shouter Lenny noch soeben erkennbar, der sich noch bei den Death Metallern Devastator für Vocals zuständig sieht und die Ansagen aber leise und clean bringt. Im Vordergrund ihres etwa siebenunddreißig-minütigen Auftritts steht ihr Album “Flesh Hammer Prophecy” aus dem vergangenem Jahr, von dem das knackige “Black Star Rising“ und das finale “Possessed By The Flame” stammt. Schade nur, dass keines ihrer vielen Shirts am Merch einen Backprint aufweist, so beschränkt sich der Einkauf auf einen dünnen Patch.


Nach dem Splitalbum mit Space Chaser lag der Schritt für Distillator nahe, beim Spacefest mit dabei zu sein, das Teil zusammen zu promoten. Für unseren Redakteur Tino übrigens schon jetzt eines der Jahreshighlights in der 2018er Veröffentlichungsflut. Die Niederländer aus Enschede konnten bislang immer mit Highspeedgethrashe mitten ins Mett hauen, ob auf dem Underground Remains Open Air in Göttingen, oder auf dem Der Detze Rockt Open Air in der Eifel. Mit Distillator ist auch heute wieder zu rechnen, auch wenn sie kein eigenes Backdrop aufgehangen haben und nun schon als dritte Band unter dem monströsen Endseeker-Logo auftreten. Noch mehr ins Auge sticht jedoch so eine Art Vespa-Roller Kühlergrill Chromgestell Gebilde, für den mittig aufgestellten Mikrofonständer zusammengeschweißt. Als wären das zwei Rückspiegel, taucht dazwischen der Kopf von Gitarrist und Shouter Laurens ‘Desecrator’ auf, ähnlich wie bei einer Kasperbude. Nee, das ist nicht so die super Dekoidee, zumal das die ewigen Vergleiche zu Evil Invaders noch anheizt, die derzeit auch am Mikroständer angeschweißte Metallteile verwenden. Auf jeden Fall werden damit die anfänglichen Verdachtsmomente gekillt, das Trio wäre wegen drei aufgebauten Mikroständern zum Quartett angewachsen. Man rennt einfach sehr viel den vorderen Bühnenrand ab und kann so flexibel von jedem Punkt aus Vocals bringen. Dazu gibbet im Oberspeed fette Raseriffs und ziemlich exakte Flitzesoli, Rauchsäulen und haufenweise “Münster”-Rufe, allerdings auch laute Synthieuntermalungen aus dem Back, die zum gitarrentechnisch bedingt, versemmelten Start zum letzten Track „Megalomania“ unkaschiert ins Licht kommen. Mit nur etwas über einer halben Stunde war das wieder nur ein sehr kurzer Auftritt der Holländer, allerdings auch ein ziemlich dickes Brett, das deutlich Laune machte.


Kann man eigentlich Space Chaser zu oft live sehen? Nach Meinung von uns Tino sicher nicht, der mit einer kleinen Abordnung Der Detze Rockt Veranstalter extra aus Hamburg angereist kam und die Jungs heuer bereits fünfundzwanzig Male live gesehen hat. Schnell wird allen Anwesenden klar, warum die Berliner den Headliner geben. Das inzwischen dichte Gedränge vor den Monitorboxen spricht keine andere Sprache. Außerdem macht das breite Backdrop mit dem perspektivischen Logo schon optisch was her, und endlich mal Abwechslung für die Hintergrundoptik. Für ein Thrashevent stehen auch auffällig viele Mädels vor der Bühne, sogar in mit Patches von Genregrößen verzierten Kutten, das darf auch mal erwähnt werden. Da wundert es auch niemanden, dass schon zum Opener “Virus” (keine Coverversion von Iron Maiden) ein Fan die Bühne stürmt und zusammen mit Siggi textsicher mitsingt. Der wiederum hat seinen Humor nicht verloren, begrüßt das erste Spacefest in Münster und das bislang beste Publikum auf der Tour, haha. Auch sonst liefert der Fünfer in einem knallvollen Moshsaal ab, wie man es von ihm gewohnt ist. Heute übrigens in der für den Besucherandrang an einem Donnerstagabend angemessenere kleinere Sputte. Die Zeit verfliegt und wir haben grad keine Ahnung wie lange die Chaser nun gezockt haben. Auf jeden Fall zu kurz und eine Zugabe war auch zu wenig. Wer morgen noch dem Event in Hamburg beiwohnen will, ist sich schon jetzt sicher, das bleibt nicht so. Dennoch sieht man nur zufriedene Gesichter und der Merchstand wird stark frequentiert, wo sich die Band selbstredend noch ausgiebig blicken lässt.

Autor & Pics: Joxe Schaefer