Spirit Of Metal IV

Hamburg, Bambi Galore, 15.09.2018


Die Festivalsaison neigt sich dem Ende entgegen und es ist Zeit, von der grünen Festivalwiese in die Hallen dieser Nation umzuziehen, um die Indoor-Festivalsaison einzuläuten. In der vergangenen Woche war ja bereits eine kleine Delegation unserer Redaktion im beschaulichen Andernach, im Landkreis Mayen-Koblenz, zum Ironhammer Festival angereist; was wäre das Leben ohne Abwechslung. An diesem Wochenende lädt Poser667 Productions und der HMFC Metalheads e.V. zu einem Wochenende der besonderen Art. Bereits zum zweiten Mal geht dieses Doppelpack in Hamburg an den Start. Am Freitag, den 14.9. beginnt das „Spirit Of Steel“-Wochenende mit der „R-Evolution Of Steel Thrashes Hamburg“ Konzertreihe in der Bar227. Es sind die in der Hansestadt mittlerweile gut bekannten Thrasher von Full Assault dabei, die ein ordentliches Tempo vorlegen und schnell wieder viele Die-Hard Thrasher in ihren Bann ziehen und vor der Bühne zum Headbangen motivieren. Langsam aber sicher füllt sich der kleine Veranstaltungsladen an der Stresemannstraße. Die Stimmung ist ausgelassen und irgendwie kennt sich hier wohl jeder, auch wenn es teils nur vom Sehen ist. Weiter geht es an diesem Abend mit Infected Union aus der Hansestadt Rostock. Diese doch recht junge und in Hamburg noch recht unbekannte Band, was sich wohl nach diesem Abend ändern wird. Das Trio ist mächtig abwechslungsreich und macht mit seinem groovenden Thrash Gewitter mächtig Laune, auch wenn der Sound leider etwas mau war. Das ändert sich aber schlagartig, nachdem die neue Hamburger Thrash Metal Hoffnung Empiresfall die Bretter betritt. Brachial, kraftvoll und so voller Energie, als hätten die vier Hamburger einen jahrzehntelangen Winterschlaf absolviert und alle aufgestauten Gefühle müssten wieder raus. Totale Eskalation ist hier vor der Bühne die Folge. Der halbe Saal bangt sich um Kopf und Kragen, als würde es kein Morgen geben. Absolutes Highlight des heutigen Abends, was hier geboten wird. Für mich persönlich eine der besten neuen Thrash Metal Bands des Landes und ich prophezeie diesem Quartett mal eine rosige Zukunft. Wie ihr meinen Worten schon entnehmen könnt, war dieser Abend ein würdiger Auftakt in ein metalreiches Wochenende und eine wahnsinnige Warm-Up Show für den kommenden Tag.


Der Samstag beginnt verheißungsvoll, denn der HMFC Metalheads e.V. veranstaltet bereits zum vierten Mal sein „Spirit Of Metal“ Festival in Hamburgs Kult-Location für Underground Konzerte, dem Bambi Galore. Wie der Name schon vermuten lässt, liegt der Schwerpunkt auf traditionellem Heavy Metal und die Metalheads wären nicht die Metalheads, wenn sie sich nicht wieder liebevoll ein erstklassiges Line-Up zusammengestellt hätten. Wie in jedem Jahr hat sich der Club auf die Fahne geschrieben, nicht nur größere Namen auf die Bretter zu holen, sondern auch ganz bewusst den Hamburger Nachwuchs zu fördern und ihnen an solch einem Abend eine Bühne zu bieten, im wahrsten Sinne des Wortes. In diesem Jahr sind die True Metal Recken von Aggregator dem Hamburger Publikum des Öfteren positiv im Gedächtnis geblieben und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass diese fünf Recken den Abend eröffnen. Positiv schon mal vorweg, dass die Jungs auch am Merchandisetisch vertreten sind und mit einer Promo EP und einem schlichten, schicken Shirt und zwei Logo Patch Varianten eine kleine Auswahl für den geneigten Fan vorzuhalten haben. Musikalisch legt man sich heute mächtig ins Zeug und selbst die beiden aus Holland angereisten Bands Steel Shock und Martyr haben lobende Worte für den Opener übrig, wie ich im Verlauf des Abends mitbekomme. Starker Sound und sehr kraftvoll kommen Aggregator rüber und haben sich zu Recht wohl doch so einige neue Fans erspielt. Dank einer super Stagecrew und eines eigens für dieses Event eingeflogenen Stagemanagers geht der Umbau flott vonstatten und die nächste Band kann pünktlich auf die Bühne.


Steel Shock aus Holland haben sich ebenfalls klassischem Heavy Metal verschrieben. Alleine schon die Bühnenoutfits lassen ahnen, was jetzt auf die reichlich vorhandene Meute wartet. Nieten und Leder ist hier das vorherrschende Bild und so klingen die fünf Jungs auch. Keine Kompromisse und voll auf die Zwölf gibt es bei dem Quintett. Ebenfalls mit von der Partie ist der Vortex Saitenhexer Martjo, der altersmäßig nur leicht aus der Reihe tanzt. Als Huldigung an diese großartige Band, die nächstes Jahr übrigens ihr vierzigjähriges Jubiläum feiert, gibt es zum Abschluss noch den größten Hit der Band: “Open The Gates” und die Halle tobt! Starker Auftritt von Steel Shock, die zum ersten Mal in Hamburg sind und gleich mächtig abräumen. Die Zeit rast immer dann wenn es am schönsten ist, wer kennt das nicht?


So auch bei der dritten Band des Abends: Shadowbane. Diese dynamische Power Metal Band ist für viele heute das Highlight und schnell zeigt sich auch, warum. Das Quintett hat auf dem H:O:A dieses Jahr als Opener schon abgeräumt wie nix und heute wollen sie genau dort anknüpfen. Mit Krachern wie “Traitor” ist das auch für die Jungs absolut ein Leichtes. Auch “Mr. Radiator” darf an solch einem Abend natürlich nicht fehlen und standesgemäß werden wieder grüne Reagenzgläser verteilt. Bei “Under Bleeding Skies” grölt wohl das halbe Bambi mit und spätestens zu “Dystopia”, bei dem wie gewohnt die Bühne gestürmt wird, gibt es dann kein Halten mehr. Basser Moritz ist es scheinbar zu eng auf der Bühne und so zockt er einfach auf dem Tresen weiter-Hammer! Tja, Shadowbane sind einfach eine Bank was Liveauftritte angeht.


Nach einer weiteren kurzen Umbaupause biegt der Abend dann auch schon auf seine Zielgerade ein. Der Hamburg / Holland Abend findet mit einer niederländischen Metal Legende seinen Abschluss. Martyr haben vor einigen Jahren das letzte Mal in der Hansestadt gespielt und auf einem Sonntagabend doch ordentlich Leute begeistert – so soll es auch heute sein. Mit ihrem aktuellen Rundling “You Are Next” im Gepäck hat das Quintett schon etliche Shows weltweit geheadlinet. Eröffnet wird die Setlist von der kleinen Johanna, die mit ihrer mexikanischen Todesmaskenbemalung die Menge vor der Bühne in die richtige Stimmung versetzt. Dann geht es auch gleich richtig los mit einem Doppelpack aus “Into The Darkest Of All Realms”, zu dem es auch ein cooles Video gibt und “Infinity”, beide vom aktuellen Album. Dann geht es mit “Snow And Fire” zurück in die glorreichen 80er, der heute mit der aktuellen Besatzung um einiges kraftvoller klingt als zu seinen Entstehungstagen. Wo wir gerade beim Thema sind: Seit wenigen Wochen haben Martyr mit Marcel einen neuen Gitarristen in ihren Reihen. Dieser hat extra für diesen Auftritt seinen Urlaub in Südfrankreich unterbrochen, um hier heute zu spielen. Was eine geile Aktion – Hut ab!!! Mit “Afterlife” und “Inch By Inch” spielt man sich in die Herzen der zahlreich anwesenden Fans. Fronter Rob hat die Menge zu jeder Zeit im Griff und agiert super mit dem Publikum. Sein Einsatz am Megaphone ist auch etwas besonderes und verleiht der Show etwas Modernes, ohne dabei aber die Wurzeln zu vernachlässigen. Über “Unborn Evil” geht es dann dem erwarteten Höhepunkt entgegen. Der wohl bekannteste Song der Holländer ist “Speed Of The Samurai”, über eben jenen habe ich Martyr auch vor vielen Jahren entdeckt. Ebenfalls aus den Achtzigern hat auch dieser Song heute um Nummern mehr Dampf und Power als zu seinem Erscheinen auf der großartigen “For The Universe” im Jahre 1985. Mit Monster und dem zweiten Teil von “Snow And Fire”, sowie einigen Soloeinlagen kommt der Abend dann auch so langsam an sein Ende und alle, aber auch wirklich alle sind begeistert von Martyr und dem gesamten Event. ‘Super’ und ‘Hammer’ waren wohl die häufigsten Worte, die ich an diesem Abend aufschnappe. Aber damit niemand so nach Hause muss und der Abend an sich noch jung ist, gibt es, wie es sich für einen Heavy Metal Fan Club gehört, noch eine ordentliche Aftershowparty, die von DJ Poser667 musikalisch untermalt wird. Schon jetzt freue ich mich auf das nächste „Spirit Of Metal“, welches wohl im nächsten Jahr bereits Ende März stattfinden wird. Haltet die Augen und Ohren offen – es lohnt sich! In diesem Sinne: In Union We Stand!!!

Autor: Tino Sternagel-Petersen
Pics: Andreas Mrowczynski