Unholy Metal Mayhem

Overhausen, Helvete, 18.03.2023


Mortuary Drape, Anael, The Night Eternal, Incarceration, Diabolic Night, Nuctemeron, Zwielicht, Nuclear Magick

Wenn es im Ruhrpott um den Dangerous Metal Cult geht, den Nuctemeron beschwören, kommt man um die Konzert/Festivalreihe „Unholy Metal Mayhem“ nicht herum. Nach der dritten Verschiebung ist es 2023 endlich wieder soweit.

Los geht es um 15:30 Uhr mit Nuclear Magick. Wer glaubt, dass Ruhrpott Bands nur über Kohle & Stahl singen, irrt sich, denn die vier Musiker liefern eine radioaktive Mischung aus walzenden Doomparts, gepaart mit schwarzer & toter Raserei. Textlich gibt es alles was der nukleare Teil des Physikbuches hergibt. Die Band will nach eher kurzer Spielzeit noch eine mit dem neuen Drummer ungeprobte Zugabe raushauen und fragen ihn, ob er den Ablauf „8 x langsam, 8 x schnell, 8 x langsam, 8 x mal ganz langsam“ spontan hinkriegt. Das Publikum ist trotz ausverkaufter Veranstaltung leider noch sehr überschaubar. Vor der Bühne gibt es aber definitiv guten Zuspruch für die Band. (Matze Fittkau).


Das letzte Album war das Debüt „With Love From Sinister“ und das hat fast zehn Jahre auf dem Buckel. Aber bei Zwielicht aus Wanne Eickel tut sich was, zum Beispiel durch Neuzugang Luca an der Gitarre, der sich hier dem Black Metal unterwirft und sich M. nennt. Mit Maske vorm Gesicht und Knochen am Mikrofonständer krächzt LCF’s Saw seine Vocals. Die Ruhrpottler kommen mit mehr Tempo um die Ecke als die Band zuvor und müssen einen geilen Einstieg attestiert kriegen. Eine grummelnde Basslast dröhnt permanent durch den Helvete Keller und Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Die Menge kommt drauf definitiv klar, denn es gehen die ersten Arme hoch. Der Fünfer baut Atmosphären auf und macht auch sonst alles richtig, dass der allergrößte Teil mitgenommen wird. Durch eine Rückkopplung beendet das Quintett seinen fünfunddreißig minütigen Auftritt und gibt eine Visitenkarte für weitere Gigs ab. (Joxe Schaefer).


Um 17:35 Uhr betreten die Maniacs von Nuctemeron die Bühne und liefern ein Black/Speed Metal Massaker vom feinsten ab! Komplett in Leder, Nieten, Nägeln und Ketten gehüllt, wird hier dem Dangerous Metal Cult gehuldigt. Drummer Christhunter will von den Maden im Publikum mehr Action und vor allem Blut sehen! Die Songs wie „Victim In Chains“, „Beastfuck“ oder „Hexenhammer“ werden vom durchdrehenden Publikum völlig abgefeiert. Sänger Lunatic Aggressor besudelt sich und die erste Reihe im Publikum zur Feier des Tages mit frischem Rinderblut. Mit „Fuck Off In The Name Of Satan“ gibt es auch das Titelstück der aktuellen Splitsingle mit Nunslaughter. Nach dem Konzert gibt es noch einen großen Schluck Blut und ein geiles Poserfoto mit Volcanic Slut. Völliger Abriss und das absolute Highlight am heutigen Abend. (Matze Fittkau).


Ein paar Minuten früher im Zeitplan bekommen wir jetzt eine deftige Fuhre vor den Latz. In der brütenden Hitze des Der Detze Rockt Festivals haben wir diesen Vierer im vergangenen Jahr abgefeiert. Daran erinnern wir uns gerne, und auch heute wird bewegungsfreudig agiert, und zwar mit wahrscheinlich mit mehr Metalattitüde, als bei allen anderen Bands des hiesigen Billings. Diabolic Night aus dem Lande berufen sich noch immer auf ihren aktuellen Longplayer „Beyond The Realm“, bringen aber auch noch den EP-Song „Hordes Of Darkness“. Nach dem Oberspeedster „Satan“ vom Demo musste nach einer halben Stunde Spielzeit schon Schluss sein. Auch diesmal, eben wie auf dem oben bereits erwähnten Festival, darf Gitarrist Henry später noch einmal zu The Night Eternal in die Saiten hauen, die hier noch aufspielen werden. (Joxe Schaefer).


Auf die Recken von Incarceration haben wir uns besonders gefreut. Zuletzt noch auf dem Eifel-Festival Der Detze Rockt live gesehen, damals noch in Zweierstärke, tritt man jetzt als gemischtes Doppel an, da das Line-up auf Quartettstärke angewachsen ist und nun aus Brasilianern und Deutschen besteht. Violator Gitarrist Capaca ist fest mit dabei. Nach einem längeren Soundcheck wird pünktlich losgelegt. Die groben Death Metaller mögen es, permanent unter Rotlicht zu performen, da muss niemand befürchten, der Lichtmeister wäre frisch verliebt. Bei hohem Aggressionspotential und rohem Kratzfaktor bleibt dennoch eine positive Ausstrahlung vorhanden, vor allem durch den sich die Seele aus dem Leib brüllenden Fronter Daniel, der zwischen den Songs häufig seinen Rickenbacker stimmt und immer wieder die Audienz hochpeitscht. Die Menge macht mit und es ergibt mächtig Gebange, auch bei dem neueren Stück  „Beneath The Chains Of Existance“ der aktuellen EP und natürlich „Chaos And Blasphemy“. Die Band erweist sich als wahrer Glücksgriff in diesem Billing, zwischen Black Metal und Oldschool für vierzig Minuten etwas Todesblei zu verballern. „Das hat gesessen“, meint die Frau im Batushka Shirt neben mir. Daniel schmeißt seinen Bass hin und verlässt die Bühne in kerzengerade wie ein Sieger. (Joxe Schaefer).


Um 20:35 Uhr geht es weiter mit The Night Eternal. Ich habe mich im Vorfeld total auf diesen Gig in sehr kleinem Rahmen gefreut, da ich die Band bereits mehrfach auf deutlich größeren Bühnen gesehen habe. Im Keller der Helvete kommt die sowieso schon total emotionale und atmosphärische Musik noch ein ganzen Stück intensiver rüber. Das macht sich auch bei der Band bemerkbar, die eine absolut coole Liveperformance abliefert und vom Publikum überschwänglich bejubelt wird. Sänger Ricardo ist mittlerweile ein souveräner Frontmann, der das Publikum gut mitreißt. Musikalisch ist die Band sowieso über jeden Zweifel erhaben. Besonders schön ist es, dass es beim UMM fast immer eine Band gibt, die musikalisch eher heraussticht wie in diesem Fall The Night Eternal. Der Auftritt wird mir auf jeden Fall noch lange in Erinnerung bleiben und macht große Lust auf das neue Album „Fatale“, das im Juni erscheinen soll. (Matze Fittkau).


Wie die Zeit vergeht, denn wir sind nun schon bei der vorletzten Band des Abends angekommen. Wir hoffen nun auf Großes, denn ihr vor zwei Jahren erschienenes „Mare“ Album kam bei uns gut an. Anael aus Thüringen haben vier Longplayer raus und geben sich bevorzugt finster und ungerade, mit Disharmonien und leiseren Parts. Ihr getragenes Material dient eher genauerem Zuhören, denn zum Abfeiern, hat aber schon was und immerhin wechselt ein Gitarrist mal Bühnenseiten. Rückkopplungen können Songs verbinden, tun sie aber zu selten. Die Ansagen werden geflüstert, wenn überhaupt welche kommen. Denn die Lücken zwischen den Songs sind etwas lang und es ist dann sehr ruhig im Keller, zu ruhig. Besonders Songs wie „Into The Dark“ wirken schön unbehaglich und auch andere mit vielen coolen Parts, doch so wirklich mitgerissen wird man nicht. Ihre Dreiviertelstunde als Co-Headliner war insgesamt leider etwas mager, besonders nach einem solchen Auftritt der Band zuvor. (Joxe Schaefer).


Als Headliner spielen heute die Italiener von Mortuary Drape um Mastermind Wildness Perversion. Nach einem verspätetem Flug sowie einigen kleinen Unstimmigkeiten am Merchandisestand und beim Aufbau der Bühne beginnt Wildness Perversion das Ritual. Die Musiker sind sehr gut aufeinander eingespielt und liefern ein tightes Liveset ab. Das Publikum ist völlig im Bann der Band, auch wenn nach acht Bands und einem langen Tag ein wenig das Feuer erloschen ist. Dennoch gibt es großen Zuspruch für die Band und deren schwarze Messe. Hoffentlich wird diese geniale Veranstaltung in Zukunft weitergehen! Vielen Dank für den geilen Abend an Vasili und Jeremy und alle anderen, die sich um alles gekümmert haben! (Matze Fittkau).

Autor: Matze Fittkau & Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer