V O J D

Schüsse im Nirgendwo


Als sich die All Star Band Black Trip aus Schweden 2016 auflöste, war ich doch schon ziemlich traurig und enttäuscht. Hatte diese Band sich doch nach leichten Anlaufschwierigkeiten in kürzester Zeit zu einer meiner absoluten Lieblingsbands gemausert. Geraume Zeit später wurde dann die Fortführung der Band, nur unter dem Namen Vojd angekündigt und mein Leben hatte wieder einen Sinn. Kaum verwunderlich also, dass das Debut „The Outer Ocean“ für mich jetzt schon ein absolutes Jahreshighlight ist, was dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein sollte. Grund genug, sich mal mit dem umtriebigen Bandkopf Joseph Tholl (Voc & Bas) über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft seines neuesten Babys VOJD mal etwas zu unterhalten.


Tino: Hi Joseph und erst einmal Gratulation zu „The Outer Ocean“. Für mich jetzt schon eines der besten Alben 2018. Wie zufrieden bist Du mit dem Album?

Joseph: Vielen Dank! Ich bin zu 90 Prozent zufrieden, haha. Nun, 90 Prozent ist schon sehr gut, was bedeutet, dass ich sehr zufrieden damit bin. Bis jetzt habe ich noch nie ein Album gemacht, mit dem ich 100 Prozent zufrieden war, denn das würde bedeuten, dass es nichts zu verbessern gibt und es gibt immer Raum für Verbesserungen.

Tino: Ok, das klingt einleuchtend und zeigt, dass Du ein wahrer Perfektionist bist. Meine Lieblingssongs von dem Album sind der Titeltrack „The Outer Ocean“ und „Dream Machine“- welches ist dein Lieblingssong und warum?

Joseph: Ich bin froh das zu hören, weil beide Songs etwas anders sind zu dem, was wir normalerweise machen, besonders „Dream Machine“ ist wahrscheinlich die hervorstechendste Nummer auf dem Album. Ein Song, der mir besonders viel bedeutet ist „To The Light“, in den ich viel Mühe gesteckt habe.

Tino: Haha, ja das ist meine Nummer drei auf dem Album. Was ist eurer Meinung nach der größte Unterschied zwischen Black Trip und Vojd?

Joseph: Für mich gibt es keinen Unterschied, es ist die selbe Band mit einem anderen Namen und wir hatten einige Wechsel im Line-up, aber ich sehe „The Outer Ocean“ als unser drittes Album. Es hätte genauso geklungen, wenn wir es unter dem Namen Black Trip veröffentlicht hätten. Das Album ist der Unterschied zu den Vorgängern.

Tino: Joseph, erzähl doch bitte mal wie ihr euch für Vojd zusammengefunden habt!

Joseph: Wie bereits eben erzählt, ist Vojd einfach die Fortsetzung von Black Trip. Johan und Sebastian haben die Band verlassen und so holte ich Linus als Gitarristen. Das gleiche wäre auch passiert, wenn wir den Bandnamen behalten hätten. Es ist noch immer die gleiche Band und als Black Trip hätte „The Outer Ocean“ genauso geklungen.

Tino: Ok, damit kann ich mir meine nächste Frage, ob euch der Vergleich zwischen Black Trip und Vojd stört, selber wohl mit einem Nein beantworten. Nun müssen wir nur noch mal den Namenswechsel klären. Warum habt ihr das gemacht, zumal ihr mit Black Trip doch einen erfolgreichen Namen hattet?

Joseph: Das mussten wir wegen einer amerikanischen Band, die ebenfalls Black Trip heißt. Sie beanspruchten den Namen für sich und drängten uns zu einem Namenswechsel. Um juristische Probleme zu vermeiden, haben wir uns umbenannt.

Tino: Schade, aber nachvollziehbar. Erkläre doch bitte mal kurz, was euer Name Vojd bedeutet?

Joseph: Eigentlich sehr einfach – es ist das Wort Void (Leere – Anm. d. V.) mit einem anderen Schreibweise und das „J“ macht unseren Namen einfach eigenständig, das ist alles.

Tino: Das war wirklich kurz und simpel. Was ist denn euer musikalischer Haupteinfluss bei Vojd?

Joseph: Einflüsse können heutzutage aus jeder Musikrichtung kommen. Es muss nicht zwingend Hard Rock oder Heavy Metal sein, auch wenn wir eine Hard Rock Band sind. Ich denke, dieses Etikett ist eher eine Form oder ein Werkzeug, unser Grundstein, unser Sound. Aber Inspiration für einen Song kann von überall her kommen, von Smashing Pumpkins bis hin zu Kreator, sobald du was hörst, was Du interessant findest.

Tino: Du bist ja in vielen Bands aktiv wie Enforcer, Merciless, CC Company und Black Trip und hast schon viele Shows gespielt und auch sicher viel erlebt. Was war dein kuriosestes Tourerlebnis?

Joseph: Auf Tour sind mir über die Jahre viele sonderbare Sachen passiert. Aber eines der kuriosesten Erlebnisse hatte ich, als ich mit Enforcer vor zwei Jahren durch Südamerika getourt bin. Wir mussten die Grenze zwischen Bolivien und Peru überqueren, es gab einen Streik und die Straße vor dem Grenzübergang war blockiert. Unser Bus konnte die Grenze also nicht passieren und wir warteten Stunden, bis uns gesagt wurde, wir sollten unsere Ausrüstung nehmen und zu Fuß weitergehen, was wir dann auch taten. Wir liefen drei Kilometer bis nach Bolivien und trugen unsere Gitarren und unser Equipment. Jetzt standen wir mitten in der Landschaft und Banditen versteckten sich hinter Felsen und feuerten Schüsse in die Luft… Das war sicher mein außergewöhnlichstes Tourerlebnis.

Tino: Boah, was für eine Geschichte… Da bleiben wir gleich beim Touren. Mit Black Trip habt ihr leider nicht sehr häufig live gespielt. Das letzte Mal musste ich 300 km nach Rheine fahren, um euch zu sehen. Plant ihr mit Vojd mehr Auftritte?

Joseph: Klasse zu hören, dass Du so weit gefahren bist, um uns zu sehen – Vielen Dank! Wir wollen mehr live spielen, wir müssen erst einmal abwarten, wie groß das Interesse ist, nachdem das Album veröffentlicht ist. Wir versuchen auch schnellstens wieder unsere Show nach Deutschland zu bringen.

Tino: Das sind sehr gute Nachrichten. Nun zum nächsten Thema: Euer Label ist High Roller Records. In der Vergangenheit habt ihr mit Black Trip für die Shadowline bei Steamhammer unterschrieben. Warum habt ihr euch für deutsche anstatt eines schwedischen Labels entschieden?

Joseph: Unser Hauptmarkt liegt in Deutschland und so verkaufen wir letztlich dort auch die meisten Platten. Schweden ist zu klein, um sich auf den dortigen Markt zu fokussieren. Außerdem hat High Roller Records uns ein sehr gutes Angebot gemacht, so machte es einfach Sinn, sich für sie zu entscheiden.

Tino: Eingebogen auf die Zielgerade noch eine persönliche Frage, die auch andere interessiert: Ihr habt auf Facebook gepostet, dass ihr Shirts gedruckt habt. Nachdem ich zum ersten Mal „The Outer Ocean“ gehört habe, wollte ich unbedingt eines bestellen, habe außer dem Post nichts gefunden und euch angeschrieben (übrigens schon zum zweiten Mal, davor habe ich bereits nach einem Black Trip Tourshirt gefragt, was ich verpasst hatte zu kaufen). Bis heute habe ich keine Antwort auf meine Fragen bekommen. Wo kann ich Vojd-Shirts bestellen?

Joseph: Sorry, wir haben bis jetzt noch keinen neuen Webshop fertig, aber wir arbeiten dran. In Kürze wird es aber welche geben und natürlich dann auch für Deutschland.

Tino: Na, dann ich bin ich ja mal gespannt und hoffe das Beste. Nun aber zur allerletzten Frage: Da ich bekannt dafür bin, ein Shirtfreak zu sein, möchte ich meine letzte Frage ebenfalls diesem Thema widmen: Was ist dein liebstes Bandshirt und was verbindest Du damit?

Joseph: Das „Scum“ Shirt von Napalm Death. Das habe ich seit vielen Jahren und trage und wasche es wöchentlich.

Tino: Wirklich ein sehr schönes Teil, damit sind wir auch schon am Ende. Danke, dass Du dir die Zeit genommen hast für dieses Interview und alles Gute für die Zukunft.

Autor: Tino Sternagel-Petersen