WARBRINGER, EVIL INVADERS, SCHIZOPHRENIA, MASON
Essen, Turock, 25.03.2023
Bis auf die Australier Mason haben wir die Bands des heutigen Abends schon mal live gesehen. Trotzdem haben wir uns auf den Weg nach Essen gemacht, denn das Billing ist einfach zu gut, um nicht hinzugehen. Die erste Band sind die Down-Under Thrasher, deren letztes Album bereits sechs Jahre auf dem Buckel hat. Leider konnten wir nicht pünktlich im Turock aufschlagen, stattdessen haben wir von Anfang bis Ende den Stau auf der A40 ausgiebig inspiziert. Den Ausführungen der anderen Konzertbesucher nach haben die Down Under Thrasher gut Action gemacht und es soll sogar zu einem Circle-Pit gekommen sein.
Na prima, da gab es wohl ein anständiges Eröffnungsprogramm. Weiter geht es mit der nächsten Band, die definitiv mehr als bloß ein weiterer Anheizer ist. Von allen Bands auf diesem Planeten, die sich den beliebten Namen Schizophrenia gegeben haben, sind dies hier die derben Oldschool Thrasher aus Belgien. Und die liefern ein sehr amtliches Thrashbrett mit Death Metal Vocals, auch wenn das dennoch beeindruckte Mädel neben mir hauptsächlich Death Metal erkennt. Sicher dazu ist aber die gewohnte Basslast der Location. Bereits im Opener „Souls Of Retribution“ vom aktuellen „Recollections Of The Insane“ Album gibt es einen Pit. Und das schon zu Anfang sagt einiges aus. Wenn die Frisco Millionäre das mal noch so könnten. Das sehen hier wohl alle so, und Arme gehen hoch bis ganz hinten vors Mischpult. Zu Songs wie ihrem Anthem von der „Voices“ EP und Krachern wie „Divine Immolation“ brüllt Bassist und Shouter Ricky auch mal in die Mikros an beiden Bühnenrändern. Bei der Qualität registrieren wir mit sechsunddreißig Minuten Spielzeit leider einen viel zu kurzen Auftritt, aber einen mit riesigem Unterhaltungsfaktor durch astreine Performance. Dabei kommen die beiden Headliner erst noch. Mal sehen, ob Warbringer oder Evil Invaders als nächstes antreten …
Die Schizophrenia Landsleute von Evil Invaders haben das Rennen um den nächsten Slot gewonnen. Die Weiterentwicklung der Extremspeedster brachte nicht nur ausgefeilteres Songwriting mit sich, sondern auch Tempoverzögerungen, auf ihrem aktuellen Longplayer „Shattering Reflection“ nachzuhören. Beides wohl mit ein Grund, warum die letzten Gigs, die wir von ihnen gesehen haben, nicht so gezündet haben wie ihre Panikactionauftritte zuvor. Sehr häufige Wechsel im Line-up taten ihr übriges. Heute erwischt das Quartett einen geilen Start, auch mit Hilfe der erwiesenermaßen sehr gut aufgeheizten Menge. Zwischen den künstlerisch nicht unwertvollen Stahlkonstrukten mit den Bandinitialien an den Mikrofonständern und häufigen Rauchsäulen machen die Belgier heute live aber richtig Tempo. Immer wieder werden infernalisch geile und hallige Soli reingehauen, und jeder Bassanschlag ballert. Besonders der geniale Mitsingchorus von „In Deepest Black“ vom oben angeführten aktuellen Album kommt nach drei Speedkillern genau richtig. Danach verzeichnen wir einen ausgiebigen Circle Pit zu „Sledgehammer Justice“ und noch mehr Rauchsäulen. Das haben wir alles so nicht erwartet, erlebten dafür aber den besten Evil Invaders Gig seit langem. Offensichtlich sieht das auch die Menge so und feiert den Vierer nach fast einer Stunde Stagetime amtlich ab, und zwar mit allem Zubehör wie Wall Of Death und einem riesigen Circle Pit. Sänger Joe besteigt im Finale seinen Mikrofonständer und dirigiert Menge im Abschlusskrach. Alle Daumen hoch!
Auf zum Finale. Warbringer sind Headliner, wie geil. Als das Intro ertönt und die Kalifornier die Bretter entern, ist sofort Randale im Stall. Mit seinen Growls und zigfach erprobten Gesten erreicht Vokalist John die Fans, von denen in der ersten Hallenhälfte niemand still stehen kann. Beim Speedster „Woe To The Vanquished“ beginnt noch einmal die Vollaction im Pulk. Macht auch einfach Laune, bei dem klaren, wuchtigen und genial dunklen Stampfdruck, der in jeder Situation in den Bauch und ins Gemächt geht. Ein noch größerer Circle Pit entsteht zu „Divinity Of Flesh“ danach bedankt sich die Meute mit fordernden Warbringer-Rufen. Natürlich findet wieder „Living Weapon“ den Weg in die Setlist, danach ein kurzer Break, zu dem die Band kurz die Bühne verlässt, um dann zügig in den Zugabeblock einzusteigen. Selbstredend war der Besuch beim Merch Pflicht, schließlich war verschiedenes Vinyl im Angebot, sowie ein endcooles, schwarzes Longsleeve, überall nur in Weiß bedruckt. Trotz lauter „Warbringer“ Rufe musste brutal Schluss sein. Wegen einer Anschlussveranstaltung in hiesigem Saale war zwar ein frühes Ende schon vorher bekannt, aber ein Headlinerauftritt mit gerade mal fünfzig Minuten Spielzeit ist definitiv unangemessen. Nun ja denn, immerhin haben wir schonungslos geile Auftritte gesehen, die während der noch bis Ende April laufenden Ravaging-Europe-Tour ähnlich cool ausfallen werden, auf der noch in Kassel, Arnheim und Rotterdam gestoppt wird … was ja vom Pott aus wahrlich keine Weltreisen sind.
Autor & Pics: Joxe Schaefer