DISCREATION

Zynische Perspektiven


Diese fünf Death Metaller aus Hanau haben wir auf ihrem Headlinergig des Masters Of Cassel 2015 zum ersten Mal live gesehen und es geht für sie noch immer bergauf. Der Weg wird mit dem aktuellen Epos “End Of Days” konsequent fortgesetzt. Weil uns die Jungs in Zukunft noch öfter über den Weg laufen werden, stellen wir sie doch einmal vor und dazu befragten wir Mitgründer und Gitarrist Sebastian Schilling zu den Dingen im Lager von Discreation:


Joxe: Hallo Sebastian! Dies ist dein erstes Interview für X-CRASH. Bitte stell dich und die Members von Discreation doch unseren Lesern einmal vor!

Sebastian: Hallo allerseits, mein Name ist Sebastian Schilling, manche kennen mich vielleicht auch als Rock Hard Schreiber. Zusammen mit unserem Bassisten Peter Frick, habe ich Discreation im Jahr 2001 gegründet. Wir kannten uns aus der Schule, standen beide auf Death Metal und hatten Bock, eine Band zu starten. Über die Jahre hat es einige Wechsel im Line-Up gegeben. Unser zweitältestes Mitglied ist Dave Hübsch (g.), der seit 2009 dabei ist. Es folgen unser Drummer Martin Engels (seit 2012) und unser Sänger Marco. Er ist erst im letzten Jahr zu uns gestoßen, nachdem wir uns von unserem langjährigen Sänger Kai Müller-Lenz einvernehmlich getrennt hatten.

Joxe: Wann hast du zur Gitarre gegriffen und in welchen Bands hattest du deine ersten Gehversuche als Musiker?

Sebastian: Ich habe erst mit 17 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. Der Wunsch war zwar schon früher da, aber unglückliche musikalische Gehversuche mit dem Keyboard haben mich davon abgehalten, es noch mal mit einem anderen Instrument zu versuchen. Irgendwann sagte ich mir dann aber, dass ich es wenigstens versuchen will, und schließlich bin ich dann auch dabei geblieben.


“Scheiß drauf,

es geht alles
den Bach runter,
das will ich aus der
ersten Reihe mitverfolgen!”

Allerdings hatte ich keine große Lust, erst ewig lang zu lernen und zu üben, weswegen ich relativ schnell den Wunsch hatte, eine Band zu gründen. Etwa anderthalb Jahre nachdem ich angefangen hatte Gitarre zu spielen, gründete ich mit Peter zusammen Discreation. Anfangs waren wir nur zu weit, haben aber schnell Mitstreiter gefunden. Und dann begannen wir mit unseren bescheidenen Möglichkeiten, erste Songs zu schreiben. „Wasted Life“, der erste Song auf unserer Debüt-EP „The Great Curse“, war der erste Song, den wir geschrieben haben.

Joxe: Kannst du dich noch daran erinnern, wer die Namensidee Discreation hatte?

Sebastian: Wir haben anfangs mit verschiedenen Namen herumexperimentiert und hatten uns sogar schon auf einen festgelegt. Aber schon nach kurzer Zeit waren wir damit nicht mehr zufrieden. Das Wort Discreation habe ich dann in einem Dictionary gefunden. Einige der Bands, die wir mochten, hatten auch Namen die mit „Dis-„ beginnen, und so bliebt es dann schließlich dabei.

Joxe: Du bist mit Bassmann Peter einer der beiden verbliebenden Gründungsmitglieder bei Discreation. Wie hat sich eurer Songwriting seit den Anfangstagen durch Wechsel in der Besetzung verändert?

Sebastian: Anfangs war unser damaliger Gitarrist Matthias Okon die treibende Kraft beim Songwriting, denn er hatte schon zwei Platten mit seiner Black Metal Band Bloodlord aufgenommen. Erst als wir uns von ihm getrennt hatten, waren wir in der Situation, das Songwriting selbst in die Hand nehmen zu müssen. Bis dahin haben wir eher einzelne Riffs beigesteuert und im Proberaum an den Arrangements mitgearbeitet. Mittlerweile sind wir aber auch ganz gute Songwriter geworden, würde ich sagen.

Joxe: Wie habt ihr denn zu eurem neuen Shouter Marco gefunden?

Sebastian: Ich habe ihn mit seiner damaligen Band Eraserhead auf dem Path Of Death Festival in Mainz gesehen. Weil absehbar war, dass Kai und wir getrennte Wege gehen würden, habe ich Marco nach dem Konzert angesprochen. Er hatte Interesse und dann haben wir das mal ausprobiert. Das hat gut funktioniert und nach einigen Konzerten, der Tour mit Master und den Aufnahmen zu „End Of Days“ würde ich sagen, dass es immer noch sehr gut funktioniert.

Joxe: Wie seid ihr für euer neues Album “End Of Days” ans Songwriting herangegangen?

Sebastian: Eigentlich so wie immer. Wobei diesmal mehr Songs von einzelnen Mitgliedern geschrieben wurden. Bei „Procreation Of The Wretched“ war es eher so, dass jemand ein oder zwei Riffs hatte, aus denen dann gemeinsam im Proberaum ein Song gestrickt wurde. Bei „End Of Days“ wurde jeweils mehr Vorarbeit zu Hause geleistet.

Joxe: Wo habt ihr “End Of Days” aufgenommen und wer hat produziert?

Sebastian: Wie schon „Procreation Of The Wretched“ haben wir „End Of Days“ zusammen mit Thilo Krieger im Desert Inn Studio aufgenommen. Nur gemastert wurde diesmal woanders. Das hat diesmal Chad Boatright bei Audiosiege Mastering gemacht.

Joxe: Für “Let’s Watch The World Burn” habt ihr sicher ein aktuelles Thema dieser Zeit aufgegriffen. Steckt ihr euch bei den Lyrics engere Rahmen?

Sebastian: Bei „Let’s Watch The World Burn” geht es eher um eine sehr zynische Perspektive auf die heutige Welt. Das lyrische Ich sagt quasi: „scheiß drauf, es geht alles den Bach runter, das will ich aus der ersten Reihe mitverfolgen.“ Einen wirklichen Rahmen setzen wir uns eigentlich nicht. Klar ist aber, dass alltägliche Themen und lebensbejahendes eher nicht so gut mit extremer Musik funktioniert und in diesem Kontext auch wenig Sinn macht.

Joxe: Einer meiner Faves der neuen Scheibe ist “Dark Possession”. Wer von euch hatte die Idee dazu?

Sebastian: „Dark Possession“ wurde größtenteils von Dave geschrieben. Der Song fällt auf der Platte durch seine thrashige Basis positiv aus dem Rahmen. Wobei thrashige Elemente bei Discreation schon immer eine Rolle gespielt haben. Einer meiner Lieblingsbands ist zum Beispiel Sodom, und Malevolent Creation, die ja teilweise auch eine starke Thrash-Schlagseite haben, mag ich auch sehr.

Joxe: Ihr habt der Platte ein aussagestarkes Artwork verpasst. Sicher konntet ihr dem dafür verantwortlichen Künstler Roberto Toderico vorher schon den Albumtitel zustecken, oder?

Sebastian: Klar, Roberto kannte den Albumtitel. Die Idee war, den „Necropriest“ diesmal im Rahmen eines reduzierteren Coverdesigns in Szene zu setzen. Wir waren mit den beiden Cover, die Juanjo Castellano für „The Silence Of The Gods“ und „Procreation Of The Wretched“ gemacht hat, sehr zufrieden. Aber diesmal wollten wir ein bisschen weg vom doch recht comicartigen Stil. Roberto hat einige sehr coole Vorschläge gemacht, aus denen sich dann nach und nach die finale Idee herauskristallisiert hat. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und auch in den meisten Reviews wird das Cover gelobt. Im Metal Hammer wurde es sogar als bestes Cover der Ausgabe bezeichnet. Aber dafür fanden sie die Musik scheiße, ha ha.

Joxe: Ihr seid seit dem Vorgängeralbum “Procreation Of The Wretched” bei F.D.A. Records gelandet. Habt ihr Kontakt zu anderen Bands eures Labels, pflegt ihr engere Freundschaften?

Sebastian: Engere Freundschaften ist sicher zu viel gesagt. Aber wir haben ja 2016 drei Gigs mit Obscure Infinity und Weak Aside gespielt, das war sehr cool. Ansonsten haben wir zu Damnation Defaced ein freundschaftliches Verhältnis und haben früher sehr viele Gigs zusammen gespielt.

Joxe: Wo war euer bislang entferntester Gig und wie lief es dort für euch?

Sebastian: Schwer zu sagen. Richtung Norden war das sicher in Bremen und Richtung Süden müsste das Bülach in der Schweiz gewesen sein.

Joxe: Würdest du sagen, dass dir durch deine Arbeit beim Rock Hard für Discreation einige Türen geöffnet wurden?

Sebastian: Eher nicht. Manchmal glaube ich sogar, dass es eher ein Hindernis ist, weil ich ja sowohl Bands als auch Labels oder Veranstalter vor den Kopf stoßen muss, wenn ich eine Platte oder eine Veranstaltung mal nicht so gut finde.

Joxe: Erzähle uns doch eine Anekdote über eure gerade beendete Tour mit Master. Hattet ihr Spaß mit Paul Speckmann und Co?

Sebastian: Spaß hatten wir auf jeden Fall. Aber eine Anekdote im Sinne einer wilden Tourgeschichte kann ich nicht erzählen. Es ist nichts außergewöhnliches passiert, und wenn, dürfte ich darüber nichts erzählen, ha ha. Aber ernsthaft, so eine Tour ist auch recht anstrengend. Man steht jeden Abend auf der Bühne und muss jeden Tag tonnenweise Equipment ein und ausladen. Da kommt bei fünf Bands schon einiges zusammen. Roadies gibt es bei so einer Low Budget Produktion natürlich nicht. Das schlaucht dann schon. Dann trinkt man noch ein paar Bier und dann wars das. Aber ich kann nicht behaupten, dass uns das zu wenig Spaß gemacht hätte.

Joxe: Zum Schluss fragen wir immer gerne nach den Alben für die einsame Insel. Welche Fünf würdest du mitnehmen, wenn es morgen losginge?

Sebastian: Aus der Hüfte geschossen und ohne Anspruch auf ewige Gültigkeit: Judas Priest – “Defenders Of The Faith”, Pantera – “Vulgar Display Of Power”, Bolt Thrower – “Mercenary”, Morbid Angel – “Covenant”, Celtic Frost – “To Mega Therion”.

Joxe: Okay, Sebastian. Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte sind deine…!

Sebastian: Danke für euer Interesse an Discreation! Checkt „End Of Days“ an und schaut mal bei uns auf unserer Facebookseite vorbei!

Autor: Joxe Schaefer