HALPHAS

Erfrischend altbekannt


Irgendwie ist das gegen Jahresende erschreckend, welch hohe Anzahl von Dauerbrennern veröffentlicht werden und die Player lange Zeit nicht mehr verlassen. Nach Apologoethia, Into Coffin und Stalker (Yyeess!!) kämpfen nun auch noch Halphas aus deutschen Landen um die Gunst der Hörer, die gleich so reinknallen, dass sie beim Verfasser dieser Zeilen ein Plätzchen im Jahrespoll sicher haben. Die hohe Qualität ihres Debütalbums “Dawn Of A Crimson Empire” kommt nicht von ungefähr, denn dieses Quartett hat einige Referenzen und funktioniert im Bündel besser als die Summe der einzelnen Teile, wie uns Drummer Tempestas, der unter anderem noch bei Nocturnal trommelt, zu bestätigen wusste. Also fragten wir bei ihm doch mal nach, was hinter der Black Metal Band steckt, die eine der  Platten des Jahres 2017 geschmiedet haben:


Joxe: Hallo Tempestas, bitte stell dich und deine Mannen den Lesern von X-CRASH doch einmal vor. Wer macht was bei Halphas?

Tempestas: Hi Joxe, Hauptsongwriter bei uns sind Forcas (Bass) und Thurstan (Git.) wobei Thurstan auch für das gesamte Mixing und Mastering der aktuellen Platte verantwortlich war und meiner Meinung nach einen großartigen Job abgeliefert hat. Bei uns ist es aber tatsächlich so, dass alle Mitglieder ziemlich stark in das Songwriting eingebunden sind. Nicht weil das alle unbedingt wollen, sondern weil es sich einfach oft so ergibt. Oft wird gesagt, eine Band funktioniere nur mit einem Mastermind, jemand der alleine für das Songwriting zuständig ist. Ich selbst habe es auch tatsächlich bisher meist so erlebt. Bei Halphas funktionieren wir jedoch auf eine magische Art und Weise wie eine starke Einheit. Es kommt nicht selten vor, dass auch ich oder Legatus mit Melodie- bzw. Riff-Ideen ankommen. Manche Texte sind von mir geschrieben, manche von Legatus. Am Ende setzen wir uns immer noch einmal gemeinsam an alles und investieren relativ viel Zeit für die Arbeit an Details.

Joxe: Wie seid ihr als Band zusammengekommen?

Tempestas: Ursprünglich hatte ich einmal ein Projekt mit einem ganz anderen Gitarristen, der nun nicht mehr dabei ist. Da wir uns auch ziemlich unrühmlich und nicht gerade in Gutem von dieser Person getrennt haben, hat derjenige es auch nicht verdient hier namentlich erwähnt zu werden. So viel dazu. Während dieser Zeit habe ich die anderen Mitglieder nach und nach ins Boot geholt, bis aus dem Zwei-Mann-Projekt schließlich eine Band wurde. Nachdem wir die besagte Person dann aus der Band geschmissen hatten, gründeten wir in dieser Besetzung die Band Halphas. Unser Konzept war simpel, nämlich kein aufgesetztes Konzept zu haben. Wir sind inspiriert von der Musik, die wir selbst leidenschaftlich hören und leben und dies spiegelt sich auch in unseren eigenen Kompositionen wider.

Joxe: Was bedeutet der dämonische Name Halphas für euch als Band?

Tempestas: Wir sehen uns nicht in einer Reihe mit diesen ganzen pseudo-intellektuellen Okkult-Bands, die es heutzutage gibt. Daher fahre ich jetzt hier auch nicht mit einer aufgesetzten Story auf, um die Namenswahl zu rechtfertigen. Die Idee dahinter war folgende: Halphas ist ein Höllendämon, mit Untertanen und bewaffneten Türmen ausgestattet. Wir wählten diesen Namen, weil er für Stärke, Macht, aber auch für Abgründe und Urgewalten steht. Ebensolche Dinge sind auch oft Bestandteil unserer Texte. Innere Abgründe, aber auch Geschichten von Willensstärke und der Kraft, sich über all die schwachen Geschöpfe zu erheben, die sich allzu sehr an Ihre Existenz in dieser Welt klammern.

Joxe: Du bist unter dem Namen Skullsplitter noch bei Nocturnal und mit Basser F. noch bei den Detmolder Doomern Cross Vault. Seid ihr alle noch in anderen Bands tätig?

Tempestas: Ich bin immer noch bei Nocturnal aktiv sowie auch bei Cross Vault und Angel Of Damnation, wo ebenfalls Forcas Bass spielt. Nur Forcas und ich haben zur Zeit noch andere Bands.

Joxe: Hier bei Halphas nennst du dich Tempestas. Andere Band, anderer Name?

Tempestas: Exakt, das ist auch keinesfalls willkürlich. Jede Band verkörpert einen anderen Spirit und man durchlebt eine ganz andere Transformation, je nachdem mit welcher Band man auf der Bühne steht. Daher habe ich mich bewusst dazu entschieden, bei Halphas auch ein anderes Pseudonym zu verwenden.

Joxe: Wie seid ihr zu Folter Records gekommen, oder kamen sie auf euch zu?

Tempestas: Unser Gitarrist, Avnas, kannte den Jörg schon flüchtig. Da lag es natürlich nahe, Folter direkt zu kontaktieren. Natürlich haben wir auch andere Labels kontaktiert, jedoch war uns vor allem wichtig, dass unsere Kunst die nötige Wertschätzung erhält und dass das Label voll hinter der Musik steht. Bei Folter Records hatten wir da von Beginn an ein gutes Gefühl und Jörg gefiel die Musik auf Anhieb.

Joxe: Gibt es noch ein paar restliche Exemplare eures 2015er Demos, oder sind alle Kopien vergriffen?

Tempestas: Zurzeit gibt es keine Exemplare mehr. Allerdings werden wir uns überlegen, das Demo nachzuproduzieren, evtl. in einem Bundle mit dem neuen Album.

Joxe: Jetzt gerade werft ihr ein grandioses Albumdebüt ab, das heißt „Dawn Of A Crimson Empire“ und wird ganz sicher einige Hörer in Schockstarre versetzen. Wie würdet ihr den Entstehungsprozess beschreiben?

Tempestas: Während des Songwritings für dieses Album haben wir immer mehr unseren eigenen Stil gefunden. Wir haben überhaupt nicht darüber nachgedacht, ob es jemandem gefallen könnte oder nicht. Ich denke, das verleiht dem Album auch etwas, was ich als „erfrischend altbekannt“ bezeichnen würde. Wir haben hier nicht das Rad neu erfunden, aber uns eben auch nicht den heutzutage angesagten Bands angepasst. Wir haben einfach das herausgelassen, was in uns steckt.

Joxe: Habt ihr ein textliches Konzept, oder wie setzt ihr eure Musik lyrisch um?

Tempestas: Bei den Texten verhält es sich ähnlich. Wenn ich beispielsweise einen Text schreibe, steht vorher meist schon der musikalische Part. Ich höre die Aufnahme und schreibe dabei Gedanken herunter, die ich aus irgendeiner Tiefe in mir hervorkrame. Daher geht es meinen Texten auch weniger um irgendwelche Beschwörungsformeln, sondern viel mehr um Abgründe, aber auch Höhepunkte der Existenz selbst. Der okkulte Anteil in den Texten stammt von Legatus. Aber auch er legt sich nicht allein auf diese Inhalte  fest.

Joxe: Einer meiner Favoriten ist „Through The Forest“, ein wahrlich starkes Riff und eine Atmosphäre übertrifft die nächste. Wie ist das Stück entstanden?

Tempestas: Schwierig zu beschreiben. Der Song ist auch einer meiner persönlichen Favoriten, da er für mich eine ganz persönliche Kampfeshymne darstellt. Die Entstehung dieses Songs war vergleichsweise ziemlich mühsam, da wir am Anfang ein Riff hatten, was wir zu verkrampft unterbringen wollten. Schließlich haben wir das Riff etwas abgeändert und alles lief dann von selbst.

Joxe: Sind alle geschriebenen Songs auf dem Album, oder sind noch welche für später aufgehoben worden?

Tempestas: Definitiv nein. Wir haben während der Entstehungsphase des Albums zu unserem Stil gefunden und noch einiges in der Hinterhand. Zwei neue Songs sind bereits fertig, von denen wir absolut überzeugt sind. Hier werdet Ihr euch allerdings noch bis zum zweiten Album gedulden müssen.

Joxe: Wo habt ihr aufgenommen und wer hat produziert?

Tempestas: Aufgenommen haben wir alle Songs in unserem Proberaum. Das gesamte Recording sowie die Produktion hat unser Gitarrist Thurstan übernommen, der ein erfahrener Mann auf diesem Gebiet ist.

Joxe: Wer hat sich denn um das geniale Coverartwork gekümmert? Ein Hingucker von einem schwarz-weiß Kunstwerk …

Tempestas: Für das Artwork haben wir Jan Pysander engagiert, da uns seine Werke generell einfach sehr gefallen und er ein sehr umgänglicher Typ ist. Er hat einen großartigen Job gemacht und wir sind zufrieden.

Joxe: Auf Promopics seid ihr mit Facepaintings abgelichtet. Tretet ihr auch so live auf?

Tempestas: Wir treten immer mit Corpsepaint auf, ja. Wir sind große Verfechter dieses klassischen Black Metal Typus. Zu viele Bands haben heutzutage meiner Meinung nach zu viel Krimskrams auf der Bühne und stehen nur wie Ölgötzen auf der Bühne rum. Mir fehlt da meist die Energie und Aggressivität und schlicht gesagt – der Rock’n’Roll.

Joxe: Was passiert als nächstes bei Halphas, einzelne Konzerte oder gar eine kleine Tour?

Tempestas: Wir haben zunächst einen Festival-Gig in Planung. Ansonsten freuen wir uns natürlich immer über seriöse Bookinganfragen. Wir laufen allerdings niemandem hinterher und schon gar nicht spielen wir für Spritkosten und nen warmen Händedruck. Diese Unsitte hat sich ja leider doch sehr stark unter den Veranstaltern eingeschlichen in den letzten Jahren. Ich erhoffe mir da eine Rückkehr zu mehr Respekt untereinander. Diese Art der Kunst gibt es nun mal nicht zum Discount Preis. Wer das anders sieht, ist in der Szene fehl am Platz. Eine Tour wäre natürlich früher oder später großartig, wenn die Organisation stimmt.

Joxe: Wenn Metaller in Eure Heimat kommen, welche Läden sollten sie dann unbedingt besuchen?

Tempestas: Da gibt es leider erschreckend wenig. Am besten kommen sie zu uns nach Hause und wir lassen selbst die Hölle los, haha. Ein guter Freund und Unterstützer von uns ist jedoch Ronald (Schwarze Loge), der regelmäßig großartige Black Metal Veranstaltungen in den Jazzkeller nach Hofheim holt. Ein super Typ und Veranstalter, auf den man sich jederzeit verlassen kann!

Joxe: Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören dir!

Tempestas: Ich bedanke mich, im Namen von Halphas, für die wirklich intelligenten Fragen und das Interesse! Thunder is speaking to us, our answer is a battle cry!

Autor: Joxe Schaefer