IRON KOBRA, ACERO LETAL, BLACK MASK, SINTAGE, MALEVOLENT

Essen, Don’t Panic, 30.04.2024


Von Reactorblast ist heute nur Basser Iwen hier, der auch bei Malevolent spielt. Und die springen aus Krankheitsgründen ein für das angekündigte Thrash Trio. Schade, dass Reactorblast heute hier nicht spielen, denn wir haben sie schon mal als Support von Fabulous Desaster im Helvete live gesehen, dort waren sie ziemlich geil. Nun braten die Duisburger uns deathigen Thrash durch straightes Gedresche und Rückkopplungen aufs Fell. Da ist ohne Schnörkel und Techniktricks alles drin und geht direkt in die Fresse. Die Meute könnte in den fünfunddreißig Minuten für das Oldschoolmaterial eigentlich etwas mehr abgehen, aber es ist noch früh und auch sehr warm draußen. Wer vor der Bühne war, hat vor den Latz bekommen, und so sollte es auch sein!


Der nächsten Band folgen wir schon eine ganze Weile, aber wir haben es bisher noch nicht geschafft, sie live zu sehen. Immerhin haben wir ihre beiden Alben schon im Regal, soweit so gut. Sintage sind heute die Vertreter der klassischen Zunft, und verlangen als Leipziger erstmal nach Bananen; ihr Wunsch bleibt unerfüllt. Erstmal einen Lärmbatzen verursacht, dann rifft es im Uptempo voran. Und wieder trägt ein Gitarrist ein Shirt von Midnight, das musikalisch aber bei der Band zuvor besser passte. Schon im ersten Song fliegt bei Shouter Randy die Kappe weg, aber seine Shorts bleiben an. Der Applaus fällt schon besser aus als bei der Band zuvor, auch nach dem etwas langsameren „Rock City“. Am Schlagzeug sitzt übrigens heute ersatzweise Phil von Wucan. Der Stampfer „Flames Of Sin“ lässt reichlich Köpfe bangen und bei „The Devil’s Race“ scheint dann der abrockende Laden aufgetaut. Der Trick mit der an seiner Stirn aufgeschlagenen Dose Bier gelingt Randy nach zwei Versuchen auch zweimal, dann sollte nach dreiundvierzig Minuten Schluss sein. Doch für die letzten zwei Minuten musste noch „The Sign“ herhalten.


Vorher mal bei den Anwesenden rumgefragt, wem Black Mask so geläufig ist, stießen wir nur auf Achselzucken. Nachdem das Intro vom Band des Fünfers aus Mexiko durch ist, tritt Sängerin Liz mit (natürlich) schwarzer Maske ans Mikro. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis die Refrains ihrer melodischen Metalsongs mitgesungen werden. Weitere Mitsingparts werden von Liz forciert und vom Publikum gut angenommen. „Spikes And Chains“ wird zwar als letzter Song angekündigt, aber „Warriors Of The Night“ noch nachgeschoben. Auch hier werden Arme gereckt und noch einmal funktioniert es, dass der Chorus mitgesungen wird. Unter Black Mask-Rufen wird nach ihrem Auftritt das obligatorische Bandfoto vor der Menge der neuen Fans geschossen.


Die nächste Band ist der Hauptgrund unserer Anreise. Wir kennen sie bereits seit zehn Jahren, als die mit „Veloz Invencible“ über uns hereinfielen und sie auch zum Interview hatten. Wir hätten aber nie gedacht, sie irgendwann mal live zu sehen, aber das sollte heute doch sein. Das ist nämlich absolut großartige Speedoberscheiße, jedoch ein reguläres erstes Album kam bislang leider nie. Draußen vor der Tür haben wir Acero Letal schon im Soundcheck deutlich erkannt. Die Chilenen geben alsbald richtig Vollgas und ab geht’s. Heute spielen sie das oben genannte Stück mitten im Set und bringen es mit einer gerissenen Saite der geliehenen Glitzergitarre zu Ende, auf der bereits Black Mask zuvor zockten. Wegen dieses Defektes zählen wir sieben Minuten, bis es mit einer anderen Gitarre weitergeht. Vielleicht nicht schlecht die Pause, damit sich die Jungs nicht vergaloppieren, flüstert uns ein Mitveranstalter eines anderen Events. Die spanischen Lyrics scheinen auch niemanden zu stören. Shouter Jag fragt nach zwei Songs, welchen sie davon spielen sollen. Offenbar sind viele spanischsprechende Gäste zugegen, die Zurufe versteht jedenfalls keiner von uns. Aber zählen können wir, es folgen nämlich noch zwei Songs. Dafür, dass die Jungs seit 10:00 Uhr heute morgen Kaltschalen verköstigten, waren sie bei dem Tempo noch ganz schön tight. Sie verabschieden sich nach vierzig Minuten obersympathisch mit den Worten „Long Live The Fucking Loud!“. Hoffentlich sehen wir sie bald wieder live.


Für einige kam die Meldung überraschend, dass die hier im Pott heimischen Iron Kobra zum Schluss spielen, und nicht die Chilenen. Sie wollten wohl auch gar nicht nach Acero Letal spielen, weil das nach ihrer Aussage gar keinen Sinn machen würde. Doch warten wirs mal ab. Tatsächlich sind auch erstmal weniger Fans im Saal, aber auch das ändert sich noch. Erstmal geht es mit „Dungeon Master“ los und der Vierer lässt „Metal Rebel“ mit dem Riff von Quiet Riots „Metal Health“ starten. Die Stimmung steigert sich, zumindest wird schon mal mitgesungen. Und richtig Speed können sie auch, und je schneller es wird, desto mehr Gebange findet statt. „Heavy Metal Generation“ soll angeblich der letzte Song sein, wo Shouter Sir Serpent ohne Gitarre aktiv wird und dadurch am vordersten Bühnenrand die Fans mehr anfeuern kann. Doch dann folgt noch „Speedbiker“ und der alte Punksong „Staatsfeind“, wo alles komplett durchdreht. Iron Kobra haben in der Dreiviertelstunde Stagetime kontinuierlich immer mehr zugelegt und bekamen dann in logischer Konsequenz immer mehr Publikumszuspruch. Arbeitssieg! Geile Scheiße, auch wenn Acero Letal die Band des Abend war!

Autor & Pics: Joxe Schaefer