MESSIAH
Der Messiahs kehrt zurück!
Die Schweizer Band Messiah gehörte zu den Pionieren des frühen Death/Thrash Metals und hinterließ mit ihren rohen Frühwerken und den ausgefeilteren 90er Alben eine metallische Duftmarke, die sie im Herzen der Fans weit über die Auflösung Mitte der 90er Jahre hinaus weiterleben ließ. Nach einer über zwanzigjährigen Pause wollen es die Recken um das einzig verbliebene Gründungsmitglied und Urgitarrist Brögi (Remo Broggi) nochmals wissen. Neben der eben erfolgten Wiederveröffentlichung der beiden ersten Scheiben („Hymn To Abramelin“ und „Extreme Cold Weather“) via High Roller Records, arbeitet die Band auch an einem neuen Album, welches wohl später im Kalenderjahr das Licht der Welt erblicken wird. Zudem findet am 29. September 2018 im heimischen Zug (Schweiz) die offizielle Reunionsshow statt. Aber lest selber, was Euch der Riffmeister über die aktuellen Entwicklungen im Hause Messiah zu berichten weiß:
Steph: Jungs, ihr wart lang weg vom Fenster und viele jüngere Metalfans dürften Euch nur vom Hörensagen her kennen. Was hat Euch dazu veranlasst, Euer Comeback zu geben und warum gerade jetzt?
Brögi: Nun, zuerst mal vielen Dank, dass ich für X-CRASH interviewt werde! Oh ja, die Zeit vergeht rasend schnell und Messiah ruhte während einer doch langen Pause. Es freut mich sehr, dass auch jüngere Metalheads sich für Messiah interessieren. An unseren zwei Test-Secret Shows im Dezember vergangenen Jahres kamen Eltern mit ihren “Sprösslingen”, genial! Eigentlich entwickelte sich das ganze ohne Absicht, eine Reunion zu starten. Ein guter Freund von uns, welcher ein alljährliches Festival in Luzern/Schweiz organisiert, fragte mich im Frühjahr 2017, ob ich einen Messiah-Merchandise Stand machen wolle. Das zog ich durch und war von der Reaktion vieler Fans und den Kontakt zu ihnen sehr positiv überrascht. Dann folgte gleich die zweite Frage, am kommenden Festival einige Songs zu spielen. Ich trommelte die Jungs des “Noise Line-ups” zusammen und veranstaltete mit ihnen eine Sommerfete bei mir zu Hause. Wir hatten großen Spaß und eine gute Zeit mit vielen Diskussionen was Messiah betraf. So sagten wir dem Gig zu, und aus einem anfänglich kurzen Set wurde ein 50-Minuten Programm. Die zwei Secret Shows machten uns dermaßen Spaß, ernsthaft über eine Reunion nachzudenken. Wir teilten die Bühne u.a. mit Necrodeath, die Jungs traf ich das letzte Mal an einem gemeinsamen Gig 1986 in Italien, auch das war eine sehr spezielles Erlebnis. So beschlossen wir, Anfang Januar eine ernsthafte Unterredung für eine Reunion abzuhalten – mit dem Resultat, weiterzumachen und auch ein neues Album zu starten.
Steph: Brögi, Du bist das einzig verbliebene Originalmitglied, obwohl die drei anderen aktuellen Bandmitglieder auch schon eine halbe Ewigkeit dabei sind (1989/1990). Gibt es noch Kontakt zu den anderen Originalmitgliedern, z.B. Jazzi oder Tschösi? War immer klar, dass wenn ihr zurück kommen werdet, dann in dieser Konstellation?
Brögi: Schon für die “Reanimation 2003” (was von Anfang an nie als Reunion geplant und auch so kommuniziert wurde), kontaktierte ich Tschösi und Jazzi. Wir hatten zwar eine Rehearsal Session, aber für Tschösi kam ein Auftreten live leider nicht in Frage. Meine Idee wäre gewesen, mit beiden Line-ups aufzutreten und den Fans die verschiedenen Songs der Epochen im jeweiligen Original Line-up dazu zu präsentieren. Ich hatte zwar auch jetzt kurz wieder Kontakt mit Tschösi, aber da ist und wird wohl nie mehr was zu machen sein. Zudem sind wir in der Lage, mit dem “Noise Line-up” auch einige alte Songs zu spielen. Nun knüpfen wir in der “3. Phase” an der “Choir Of Horrors” und “Rotten Perish” Zeit mit diesem Line-up an, insbesondere für das geplante neue Album – jedoch mit neuen Messiah-typischen Ideen, sowohl musikalisch als auch thematisch.
Steph: Ihr gehört zusammen mit Celtic Frost und Coroner zu den Pionieren der ganz harten Metalgangart in der Schweiz, und speziell in eurer Heimat genießt ihr Kultstatus. Wie steht ihr zu eurer Vergangenheit? Seid ihr stolz darauf, dass Death/Trash-Genre entscheidend mitgeprägt zu haben?
Brögi: Das wird immer wieder von außen an uns herangetragen und macht uns natürlich enorm stolz. Die Vergangenheit ist eine schöne Erinnerung mit all unseren Erlebnissen im Zusammenhang mit Messiah und all unseren “Jugendsünden”. Ich hätte nie gedacht, dass Death/Thrash-Genre einmal mitzuprägen – es war einfach eine unglaubliche Zeit damals und wir prügelten schlicht unsere Seele aus dem Leibe.
Steph: Wie waren die Reaktionen auf Euer angekündigtes Comeback, und welche Erwartungen habt ihr selber daran?
Brögi: Das ganze ist doch etwas beängstigend angelaufen – ich habe schon gewusst, dass Messiah von den Fans nie vergessen wurde, dass aber dermaßen ein Interesse an der Band vorhanden ist, hat mich doch überrascht. Für uns steht der Spaß an der Sache im Vordergrund – wir müssen ja nicht, wir wollen einfach. Wir haben keine speziellen Erwartungen, und möchten einfach den Fans das zurückgeben, was ihnen für die jahrelange Treue ohne Aktivität unsererseits zusteht. Als erstes beginnen wir mit einigen ausgelesenen Reunion-Shows dieses Jahr.
Steph: Euer erstes Lebenszeichen seit langem, sind die Re-Releases Eures Debütalbums “Hymn To Abramelin” und des Zweitwerkes “Extreme Cold Weather” via High Roller Records. Wie kam es zum Kontakt und den nun vorliegenden Wiederveröffentlichungen?
Brögi: Ich pflegte all die Jahre den Kontakt zu diversen Labels wie Massacre Records oder auch Iron Pegasus Records. Durch Letzteres kam ich doch in den Genuss von Infos der Szene, obwohl ich ehrlich gesagt, keine Ahnung mehr von dieser habe. High Roller Records lernte ich im Zusammenhang mit Sublizenzierungen für Vinyl kennen, und war/ bin total angetan von deren Arbeitsweise und Herzblut zu dem, was und wie sie es machen. Die Verträge mit Massacre Records waren ausgelaufen und so entschlossen wir uns, die ersten beiden Alben unter High Roller weiterzuführen – neu gemastert und neu verpackt.
Steph: Die Wiederveröffentlichungen beinhalten wenig, aber teils interessantes Bonusmaterial, so findet man auf “Hymn To Abramelin” eine Remixversion des Albums aus dem Jahre 1990. Wie kam es dazu, dass ihr vier Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung einen Remix vorgenommen habt, der aber meines Wissens bisher nicht erschienen ist?
Brögi: Doch, diese Version kam erstmals auf CD unter Nuclear Blast, eigens dafür mit einem Remix. Allerdings glänzt dieser nicht gerade und wurde von vielen Fans damals 1990 eher enttäuschend beurteilt, da unliebsam und unvollständig auf der CD von NB zusammengepfercht. Die aktuelle Version von High Roller zeigt auf, wie es eben für die Fans möglichst originalgetreu gemacht werden kann, und der Remix/Bonus zeigt einen Vergleich zur damaligen Version auf.
Steph: “Extreme Cold Weather” beinhaltet unterschiedliche Liveaufnahmen. Gab es kein komplettes Konzert, das man als Bonus hätte verwenden können? Es kursieren doch einige Livetapes, die qualitativ nicht mal so schlecht sind. Ich besitze z.B. einen qualitativ recht ansehnlichen Videomitschnitt von einem Konzert in Sargans aus dem Jahre 1988.
Brögi: Das “Extreme Cold Weather”-Album wurde kurz vor meinem Verlassen der Band zusammengestellt und die Live-Aufnahmen aus Holland und Deutschland spiegeln wieder, wie authentisch wir uns live anno Domini gaben. Das Konzert in Sargans war bereits mit einem Session-Gitarristen, VO Pulver (ex-Poltergeist, heute Gurd) kurz vor der definitiven Auflösung damals von Messiah, und “Extreme Cold Weather” war schon fertiggestellt.
Steph: Wiederveröffentlichungen im Boxset Format sind gerade ziemlich beliebt. Habt ihr Euch etwas in der Form überlegt, z.B. alle Alben zusammen in Form einer Box wieder zu veröffentlichen?
Brögi: Nun, das wäre natürlich schon der Hammer. Jedoch gibt es bzgl. der “Noise-Alben” rechtliche Belange, die wir am klären sind – wir arbeiten daran!
Steph: Eure späteren Werke sind allesamt bei Noise Records/Modern Music erschienen. Immerhin glänzen Noise gerade mit amtlichen Wiederveröffentlichungen aus dem Backkatalog (z.B. Running Wild, Kreator oder Skyclad). Dürfen wir uns auf weitere Re-Releases in Form der späteren Alben freuen, oder wie sieht dort die rechtliche Lage aus?
Brögi: Ups, habe die Beantwortung der Frage gerade soeben vorweg genommen… Gerade jetzt, während unserer Reunion-Phase, wäre es doch sehr angebracht, die Noise-Alben wiederzuveröffentlichen. Zumal sich “Choir Of Horrors” auch schon zum Kult-Album bei vielen Fans etabliert hat, und wir würden uns freuen, auch etwas von den ersten beiden Alben loslösen zu können (nicht negativ gemeint).
Steph: Ihr arbeitet an einem neuen Album. Was darf man davon erwarten? Werdet ihr stilistisch am alten Material anknüpfen (können), oder werden auch modernere Soundelemente bei Euch einfließen?
Brögi: Wir alle haben uns verändert, sind älter geworden und sehen viele Dinge gelassener. Das wird das neue Album sicher prägen. Wir sind das ganz ungezwungen angegangen, knüpfen nicht unbedingt an dem alten Schaffen an, oder orientieren uns auch nicht an modernen Trends. Wir werden einfach das kreieren was uns am Herzen liegt. Messiah war immer eine sehr Feeling-geprägte Band, das ist heute nicht anders. Wir lassen uns einfach von uns selbst leiten und sind selber noch sehr gespannt darauf, wie das Resultat sein wird.
Steph: Da das Album bei High Roller Records erscheinen wird, gehe ich von einer Vinylversion aus?
Brögi: Es wird ganz regulär eine offizielle unlimitierte CD geben und sicher auch eine spezielle Vinyl-Version.
Steph: Wie nehmt ihr die aktuellen Entwicklungen im Metalbereich wahr? Interessiert ihr euch für neuere Bands, und wenn ja, was sind aktuell eure bevorzugten Acts?
Brögi: Das ist sicher sehr unterschiedlich bei uns. Ich kann nur für mich sprechen. Als Metalfan interessiere ich mich quer durch das ganze Repertoire des Metal-Bereichs. Wenn ich den musikalischen Höchstgenuss für mich persönlich genieße, ziehe ich mir Dimmu Borgir rein, ohne Interesse an deren Lyrics oder Image zu haben. Ansonsten bleibe ich vielen älteren Bands treu, die immer noch aktiv sind, wie z.B. Manilla Road. Steve, unser Drummer, war all die Jahre aktiv und ist u.a. mehr in der modernen Metal-Szene verwurzelt, ebenso Patrick (bs), Andy (vocs) hat den Faden mehr oder weniger ganz verloren – sie müssten selber Auskunft geben …..
Steph: Wie eng ist Euer Kontakt zur (lokalen, hellvetischen) Metalszene? Bestehen noch Kontakte zu den alten einheimischen Weggefährten von Coroner oder Celtic Frost oder ehemaligen Labelkollegen wie Kreator?
Brögi: Wie gesagt ist da Steve voll dabei. Mit Speesi, Bassist von Kreator, entstand der Kontakt neu, als er von unserer Reunion erfuhr – er ist ein alter Messiah Fan und steuerte auch unsere Lightshow zu alten Zeiten, als er noch nicht bei Kreator war. Steve kennt die Jungs von Coroner und ein Treffen mit Tom wird es in Belgien am Metal Méan Festival mit Triptykon nach langer Zeit wieder geben.
Steph: Ihr stammt aus der Innerschweiz, genauer aus dem Kanton Zug. Wie sind eure Auftrittsmöglichkeiten in eurer Heimatregion? Euer Reuniongig am 29.09.2018 findet jedenfalls in Zug statt…
Brögi: Aus dem Kanton Zug kommen nur noch Patrick und ich, sowie früher Tschösi und Jazzi. Steve aus Zürich, Andy lebt im Kanton Aargau. Ich bin überrascht von den zahlreichen Auftrittsmöglichkeiten heutzutage, viele Festivals und Shows im kleineren Rahmen. Im Moment sagen wir mehr Konzert-Angebote ab als zu, denn wir wollen uns in diesem kleinen Land nicht ausverkaufen und haben uns entschieden, uns voll auf die Heimatshow in Zug zu konzentrieren.
Steph: Abschließende Worte, die Ihr an Eure Fans richten möchtet?
Brögi: Ich kann es einfach nur immer wieder wiederholen: Es ist nicht selbstverständlich, dass Messiah von euch – den treuen Fans – all die langen Jahre nie vergessen wurde. Darum ein riesiges THRASHING-THANKS!!! Wir alle sind selber Metal-Fans uns freuen uns enorm auf die Zukunft im Zusammenhang mit Messiah und unseren alten und neuen Fans!
Steph: Vielen Dank für Deine/Eure Zeit! Ich freue mich auf Eure Rückkehr auf die Bühnen dieser Welt…
Brögi: Mit Stolz sehr gern geschehen – und wir freuen uns enorm, die Bretter zu entern – ganz im Sinne von “Thrashing Madness”.
Autor: Steph Bachmann