STALLION
Gerne etwas roher
Die süddeutschen Stallion sind ein Garant für den Heavy Metal wie er sein sollte und auf und vor den Bühnen der genresicheren Festivals zu Gast. Weiterhin wurde zwar wieder von Patrick W. Engel gemastert, aber man hat diesmal selbst produziert. Das hat die Wartezeit auf das neue Album zwar etwas verlängert, hat sich aber gelohnt. Daher wundert es nicht, dass ihre zweite Scheibe “From The Dead” noch einmal mehr das Vorhaben unterstreicht, den Untergrund zu unterstützen. Aber bitteschön open-minded. Was es mit der Haltung auf sich hat, ist hier nachzulesen. Shouter Pauly weiß mehr …:
Joxe: Hallo Pauly! Zack, die zweite Platte ist raus. Wie klingt sie im Gegensatz zur Ersten in deinen Ohren?
Pauly: Wir sind echt happy mit der Platte. Haben uns ordentlich Zeit gelassen und haben diesmal vor allem auch alles selbst gemacht. Unser Gitarrist Alex hat alles mit uns selbst aufgenommen, prodoziert und gemixt und dem Baby damit auch seinen ganz eigenen Sound nach unseren Vorstellungen verpasst. Solch einen Luxus kann sich kaum eine Band leisten, weil im Studio und beim Produzenten ja jede Minute und jeder Handgriff kostet. Da ist Zeit einfach Geld und da haben wir uns schon echt alle Zeit der Welt nehmen können, echt fett!
Joxe: War die Wartezeit von drei Jahren zwischen den Alben okay, oder war sie für euch doch etwas knapp?
Pauly: Wir hätten gerne schon früher geliefert, aber so haben wir die Platte eben entsprechend gut ausarbeiten können und wir finden, das hört man auch, sowohl im Songwriting als auch in der Produktion.
Joxe: Vom Gitarrensound her seid ihr nochmal einen Schritt zurück in den Underground gegangen. So titelt ja auch euer Opener “Underground Society”. Ist das als Hymne an eure Wurzeln gedacht?
Pauly: Wir haben es gerne etwas roher. Muss nicht immer alles super rundgeschliffen sein und so haben wir uns auch den Sound vorgestellt. Mit dem Thema hat das eigentlich nicht wirklich was zu tun, obwohl es tatsächlich ganz gut zusammenpasst. Die Underground Elite mit ihrem Trueness-Kodex ist uns einfach immer schon ein Dorn im Auge gewesen, und diesem Thema musste mal wieder ein Song gewidmet werden, dafür sind wir ja mittlerweile schon etwas bekannt und darauf werden wir sicher auch immer mal wieder eingehen, haha. Kotzt uns einfach an, dass es in vielen Teilen der Szene so engstirnig und intolerant zugeht, das hat für uns keinen Platz in der Musik, auch nicht im Metal.
Joxe: Würdest du sagen, dass Patrick W. Engel euren Bandsound entscheidend mitgeprägt hat?
Pauly: Hm, Jein. Er ist in unseren Augen und Ohren tatsächlich jemand, der sehr viel von seinem Fach versteht und damit auch gute Impulse setzen kann, gleichzeitig aber auch sehr gut auf das eingehen kann, was man als Band als Vision hat. Und da wir da von Anfang an sehr klare Vorstellungen hatten, konnte er das auf “Rise And Ride” auch ganz gut umsetzen. Für das aktuelle Album “From The Dead” hat unser Gitarrist Alex komplett den Job des Produzenten übernommen und alles selbst aufgenommen, gemischt und produziert. Für das Mastering haben wir die Platte dann an Patrick Engel weitergegeben, dafür hat er einfach mehr Erfahrung und auch die besseren Tools.
Joxe: Euer Gitarrist Olli kommt mehr aus dem Death Bereich. Darf er sich bei euch für die extremeren Ideen verantwortlich zeichnen?
Pauly: Nein, das kann man so eigentlich nicht sagen. Wir sind, wie gesagt, alle recht breit von unseren Geschmäckern und Einflüssen aufgestellt, so dass es da keine strenge Kompetenzverteilung gibt, haha. Da kommt von jedem alles möglich in den Topf.
Joxe: Ihr habt einen neuen Bassisten. Erzähl doch mal, wie es zum Wechsel kam!
Pauly: Niki hatte schlicht und ergreifend den Plan, noch zum Studieren zu gehen und da er dafür eben leider etwas weiter wegziehen musste, führte leider kein Weg an einem Besetzungswechsel vorbei. Wir sind natürlich immer noch die besten Freunde und wenn es um persönliche Entscheidungen geht, ist das ja bei weitem auch kein Weltuntergang, finde ich. Unser neuer Bassist ist ebenfalls ein langjähriger Kumpel und hat sich bereits bestens in die Band eingelebt und eingefühlt. War sehr schade, dass Niki ausgestiegen ist, aber so ist das eben manchmal im Leben, man kann die Band einfach nicht immer über alles stellen und das wäre mit Sicherheit auch nicht gut.
Joxe: Aber Niki ist noch auf der Scheibe zu hören, oder ist es schon Christian?
Pauly: Genau, der Wechsel hat sich quasi nach den Aufnahmen angebahnt.
Joxe: Habt ihr noch Material übrig, das nicht auf der Platte landete?
Pauly: Bis auf einen Song ist alles auf die Platte gekommen. Schaun wir mal, ob der zusätzliche Song irgendwann mal noch Verwendung findet, da haben wir uns ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken drüber gemacht.
Joxe: Noch eine Frage für die Seven-Inch Sammer unter uns. Wird es von euch bald wieder eine Single geben?
Pauly: Wir haben eine bzw. zwei granatenstarke Ideen für eine 7- oder 10-Inch, aber es wäre wohl noch zu früh diese hier weiter auszuführen, haha. Seid gespannt, vielleicht dieses Jahr, vielleicht nächstes … das kann ich jetzt leider noch nicht genau sagen.
Joxe: Wie möchtest du euer Coverartwork verstanden wissen, Euer Maskottchen beendet das Dritte Reich? Viel Interpretationsspielraum lässt es den Betrachter ja nicht …
Pauly: Es ist quasi eine Kombination aus dem Albumtitel “From The Dead” und dem Pferd, dass die Wehrmachts-Schergen niedertrampelt und die Hakenkreuz-Statue einreist. Dabei geht es zum einen um Strömungen innerhalb der Metalszene, die gerne mit rechtem Gedankengut und Symbolen kokettieren bzw. provozieren, und das aus unserer Sicht absolut keinen Platz hat. Und zum anderen auch um die weltpolitischen Tendenzen der letzten Zeit. AFD, Putin, Erdogan, Trump … da kann einem wirklich himmelangst werden. Grundsätzlich ist da auf beiden Ebenen wieder so viel totgeglaubtes Gedankengut am Start, dass es einem nur noch graust. Deshalb der Titel “From The Dead” und unsere Attitüde “Send Those Shadows Back To Hell” oder auch “Kill Fascists”.
Joxe: Man sagt, du hättest einen Tritt an den Kehlkopf bekommen. Ich nehme mal an, das kam nicht vom Huf eures Maskottchens. Wir hoffen aber, bei dir ist alles wieder okay?
Pauly: Danke der Nachfrage, das war echt ne richtig blöde Sache. Ich arbeite als Sozialarbeiter nachmittags in einem Jugendhaus und da haben wir für unsere Kids zusammen mit einem Muai Thai – Trainer einen Kampfsportworkshop angeboten. Ich hatte richtig Bock drauf und hab ebenfalls teilgenommen. Im Sparring hab ich dann eben blöderweise den Tritt auf den Kehlkopf abbekommen, der dann einen Bluterguss in meinen Stimmbändern nach sich zog. Wusste ich vorher auch nicht, dass man sowas bekommen kann, haha. War jetzt nicht mega dramatisch, aber da muss man eben gut aufpassen, dass das Ganze wieder ordentlich heilt, um keine bleibenden Schäden davon zu tragen. Da kann man als Sänger eben leider schlecht was austauschen, so ist das nunmal. Mussten dann in der Woche drauf eine Headlinershow auf nem französischen Festival absagen, das war schon ultra ärgerlich, aber mittlerweile ist alles wieder einigermaßen in Butter.
Joxe: Ihr hab nun schon so einige coole Festivals gespielt. Welches waren für euch die geilsten und zu welchen wollt ihr unbedingt noch hin?
Pauly: Ja, da haben wir schon richtig geile Gigs erlebt. Was das Beste war, ist natürlich immer schwer zu sagen, aber Highlights waren auf jeden Fall so Teile wie das Metal Assault, Keep It True (mega Ehre!), Bang Your Head, Hells Pleasure … ich kann gar nicht alle aufzählen, haha. Das Rock Hard Festival hat mir als Besucher immer ganz gut gefallen, da würden wir schon auch mal ganz gerne spielen, oder auch das Headbangers Open Air, wenn es um deutsche Festivals geht. In Schweden würde uns tatsächlich das Muskelrock mal tierisch reißen, oder in Kalifornien das “Frost And Fire”, wenn es ganz exotisch werden soll, haha. Es gibt noch so viele geile Festivals, unmöglich hier alle aufzulisten.
Joxe: Meines Wissens wart ihr auch schon mal auf dem extremer ausgerichteten Party.San. Welche Erfahrungen habt ihr dort zwischen den Black- und Deathmetallern gemacht?
Pauly: Auf dem Party.San waren wir leider noch nicht zu Gast, aber auch das könnte ich mir mal gut vorstellen. Wie gesagt, dadurch, dass wir von unseren Geschmäckern her auch viel Black, Death oder Doom Metal hören, fühlen wir uns da auch sehr zu Hause. War z.B. auf dem Hells Pleasure ähnlich, war außer uns und Hawkwind auch nur Doom, Black und Death am Start und es hat super gepasst. Die Mischung macht es einfach und solange die Attitüde stimmt, ist doch alles super, oder?
Joxe: Sollten sich eure Fans schon mal darauf vorbereiten, euch auf Tour zu treffen?
Pauly: Momentan ist mal noch nichts bestätigt, aber das kann sich jederzeit ändern, haha. Einfach die Augen und Ohren offen halten.
Joxe: Okay, Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte sollen dir gehören!
Pauly: In dem Fall danke ich mal dir und allen unseren treuen Fans, die uns immer unterstützen. Es ist der Hammer, wenn die eigene Musik solchen Anklang findet und wir durch unsere Fans an Orte kommen und Konzerte spielen können, von denen wir nie zu träumen gewagt hätten. Heavy Metal Rock´n’ Roll – the Stallion will ride on!
Autor: Joxe Schaefer