STEELPREACHER

Keine halbärschige Platte!


Der südliche Westen der Republik ist ein Mekka der Metal Szene, ähnlich wie das Ruhrgebiet, das mit unzähligen Metal Bands aufwarten kann. Da scheint es auch nicht weiter verwunderlich, dass gerade aus diesem Raum eine brandheiße Live DVD, namens Masters Of The Underground, das Licht der Welt erblickt hat. Diese Hommage zeigt, was im Großraum Koblenz die Underground Metal Szene zu bieten hat und das ist mal einiges! Mit Steelpreacher, Dragonsfire und Secutor haben die Veranstalter des A Chance For Metal Festivals einmal mehr ein gutes Händchen für einen hochkarätigen Metal Abend bewiesen. Für uns natürlich eine klare Sache, neben eines Reviews zu genannter DVD, auch ein Interview mit einem der Protagonisten zu führen. Da stach sofort das Arbeitstier Mu aus der Masse hervor. Der gute Mann ist nicht nur bekannt als Tieftonbediener bei Steelpreacher, sondern seit einiger Zeit hat der auch auf den Hocker hinter der Schießbude des Thrash Kommandos Secutor eingenommen. Was Mu gerade so treibt, was ihn beschäftigt und wie seine Frau da mit ins Spiel kommt, erfahrt ihr hier.


Tino: Moin Mu und erst einmal vielen Dank, dass Du dir Zeit für das X-Crash und dieses Interview nimmst. Was beschäftigt dich gerade?

Mu: Hi und erstmal Danke für das Interview. Naja in erster Linie wie immer: Meine Frau, meine Bands und mein Job! Nee, im Moment arbeiten die Secutor-Jungs und ich mit Hochdruck an unserem neuen Album “Executor”, das hoffentlich noch dieses Jahr erscheinen wird. Bei Steelpreacher läuft es im Augenblick etwas lockerer ab.

Tino: Okay, auf eines kann man sich ja auch nur konzentrieren. Erzählt doch bitte mal wie es denn zu der Idee mit der Jubiläums-DVD gekommen ist? Für Underground Bands ist ja eine DVD-Produktion nicht unbedingt die erste Idee, die einem zum veröffentlichen einfällt, denke ich.

Mu: Das ist mal wieder aus den alkoholgeschwängerten Hirnwindungen von Jan Müller (Dragonsfire, A Chance For Metal) hervorgetreten. Vor knapp zwei Jahren hatte er mir zum ersten Mal davon erzählt und sowas gab es vorher noch nicht. Es ist immer schön, wenn man solche großen Sachen mit seinen Freunden in Angriff nehmen kann. Daher waren auch sofort alle drei Bands dabei.

Tino: Das glaube ich sofort – das Ergebnis ist ja auch wirklich erstklassig geworden. Eure Liveauftritte sind ja eher rar gesät. Da war euer Heimspiel auf dem „Masters Of The Underground“ doch sicherlich in zweifacher Hinsicht etwas besonders für euch oder?

Mu: Im Juz Andernach hatten wir bisher immer super Gigs gehabt. Aber das am 29.12.2018 war sogar für szeneverwöhnte Leute wie uns etwas ganz besonderes. Viele Leute sagten zu uns, dass das ein „magischer Abend“ war und dem kann ich nur zustimmen.

Tino: Auf jeden Fall und ich finde, dass genau diese Magie auch genauso eingefangen wurde. Wir bleiben beim Thema Live Shows: Ihr habt ja im Jahre 2016 das Headbangers Open Air in Brande-Hörnerkirchen mit einem Bierfrühstück eröffnet – das war doch sicher eine geile Erfahrung für euch, auf solch einem kultigen Festival zu spielen. Besonders für mich als Norddeutschen war es ein toller Moment, euch mal im Norden zu sehen.

Mu: Für mich ein absolut surrealer Gig. 12:00 Uhr morgens, der Platz voll, die Leute gehen ab wie ein geöltes Zäpfchen und das, obwohl uns die meisten wohl nicht kannten. Und danach mein erstes „Meet And Greet“. Ich dachte, da taucht sowieso niemand auf. Aber wir haben die kompletten 60 Minuten nur Autogramme geschrieben und Fotos gemacht. Das hat mich echt weggehauen. Das war das Letzte, womit ich gerechnet hätte. Für mich einer der geilsten Gigs aller Zeiten.

Tino: Ja, dieser Morgen wird wohl vielen Anwesenden positiv im Gedächtnis bleiben. Ihr habt ja ähnlich wie Tankard den Status einer Sauf- und Partyband. Ist das für euch eher Fluch oder Segen und warum?

Mu: Beides würde ich sagen. Zum Einen ist es gut, weil man oft eine gute Stimmung im Publikum hat. Zum Anderen ist es schlecht, weil wir ja auch „normale“ Lieder haben, die dann leider weniger Aufmerksamkeit bekommen, als sie es verdient hätten. Aber das ist meine Meinung. Ich kann da natürlich auch falsch liegen.

Tino: Wer ist bei Steelpreacher der kreative Kopf, oder macht ihr alles gemeinsam, wenn es um das Schreiben neuer Songs geht?

Mu: Wir machen alles zusammen. Jemand kommt mit einer Grundidee an und diese wird dann auf der Probe gemeinsam ausgearbeitet. Auch unser Neuzugang, Andy Dötsch, hat sich da sehr gut eingefunden und ist da eine echte Bereicherung.

Tino: Du bist ja sowohl bei Secutor als Schlagzeuger, als auch bei Steelpreacher als Basser aktiv: Woher nimmst Du die Energie, gleich zwei Auftritte an einem Abend zu spielen? Das war ja auch nicht das erste Mal…

Mu: Wenn ich es mal rausfinde, sag ich dir Bescheid! Gerade die Secutor-Gigs sind für mich, auf Grund von Schulterproblemen, extrem anstrengend. Zum Glück habe ich eine sehr gute Physiotherapeutin geheiratet, die mich zwischen den Gigs wieder zusammenflickt.

Tino: Haha, sehr praktisch. Aber wie kam es eigentlich dazu, dass Du bei Secutor die Schießbude besetzt hast?

Mu: Ich hatte von 1999 bis 2003 bei einer Black-Thrash Band namens Epitaph gespielt. Nach sechs Jahren alleine im Keller, hatte ich dann endlich wieder Bock, in einer Band zu trommeln. Ich kannte unseren Gitarristen Fabio flüchtig aus der Kneipe und er erzählte mir, dass er und seine Band gerade einen neuen Drummer bekommen hatten. Ich sagte: „Mist, das hätte mich auch interessiert!“ Zwei Wochen später war der Drummer wieder draußen und ich wurde zum „Casting“ eingeladen…

Tino: Ok und der Rest ist Geschichte. Da sind wir auch schon beim Thema meiner nächsten Frage: Die Metal Szene in und um Koblenz scheint ja sehr gesund zu sein, was man so sieht und hört – ist das wirklich so?

Mu: Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Aber sowas von!!! Wir haben in Koblenz viele gute Kneipen, wo man es sich als Langhaariger gutgehen lassen kann. Nicht zu vergessen die vielen Metal-Bands wie Desaster, Metal Inquisitor…. Und dann ist da natürlich noch das JUZ-Andernach, das erst kürzlich zu einer der besten deutschen Konzert-Locations gewählt wurde. Trotz der großen Szene in Koblenz, kennt doch fast jeder jeden.

Tino: Also täuscht der Eindruck nicht. Zurück zu Steelpreacher – Was sind da für euch die größten musikalischen Einflüsse?

Mu: Spontan würde ich sagen: W.A.S.P., AC/DC, Saxon, Running Wild, Mötley Crüe…

Tino: Sehr klassisch… Was war denn so euer schrägstes Erlebnis als Band?

Mu: Oh, davon gabs viele, sehr viele. Aber ich glaube, als 2006 auf dem ‘Thrash Till Death’ während unserem Gig 15 Kerle auf die Bühne sprangen und sich untenrum „frei“ gemacht haben, gehört zu den vorderen Plätzen.

Tino: Puh, was muss ich auch immer für Fragen stellen – haha… Bilder… Zur Ablenkung gleich weiter im Text. Wenn man sich so eure letzten Veröffentlichungen und die Abstände zwischen diesen anguckt, wird es ja langsam mal wieder Zeit, oder? Wie sieht es denn mit einem Nachfolger zu “Devilution” aus?

Mu: Ja, den hätte ich auch gerne… Allerdings sind wir keine 20 mehr und haben viele andere Sachen um die Ohren. Steelpreacher ist eins von vielen Hobbys und mit der Zeit rücken solche Sachen wie Familie, Haus und Arbeit doch mehr und mehr in den Vordergrund. Die Vorbereitungen auf die DVD waren sehr zeitintensiv und wir hatten das Songwriting hinten angestellt. Aber wir schreiben jetzt fleißig weiter an neuen Songs. Wir wollen aber nicht auf Biegen und Brechen eine halbärschige Platte rausbringen. Da nehmen wir uns lieber die Zeit, die es braucht.

Tino: Sehr gute Einstellung, da bin ich absolut bei euch. Was sind denn musikalisch deine Ziele für die kommenden Jahre?

Mu: Am Schlagzeug besser zu werden … Aber jetzt kommt erstmal die Secutor-Platte, dann hoffentlich die neue Steelpreacher. Und natürlich viele, viele geile Gigs, denn das mache ich am liebsten.

Tino: Abschließend, wie gewohnt, meine Lieblingsfrage als Metal Shirt Maniac: Was ist dein Lieblings Metal Shirt und warum?

Mu: Ich glaube das ist mein Dio-Shirt “We Rock”. Es passt mir gut, ist schön verwaschen und schmuddelig…

Tino: Oh ein Klassiker – schön. Tja Mu, dann würde ich mal sagen: Vielen Dank für das Interview, alles Gute für dich und die letzten Worte gehören jetzt dir!

Mu: Ich danke dir nochmal, Tino. Lade uns mal wieder in den Norden ein. Hamburg ist auch ein geiles Pflaster … (aber sowas von!!! Anm. d. Red).

Autor: Tino Sternagel-Petersen