THE SNAILRAZORS

Ihr erstes Interview ever.


Die Zeiten sind hart geworden. Lemmy ist verschwunden, die New Wave Of British Heavy Metal gibt es nicht mehr und Konzerte sind ausverkauft. Hartwurstmusik und ähnliches Gemetzel erfreut sich wachsender Beliebtheit und in heutigen Tagen kann jeder Hanswurst auf seinem Klo daheim ein Album aufnehmen. Bei einer so großen Veröffentlichungsmasse leidet die Qualität, denn der Nachschub an massig neuen Bands reißt nicht ab. Wie viel Vertrauen kann man in eine Band setzen, wenn ihre Songs Titel wie “Gleisbein And Showercrowd”, “Schleimtable Sicknal” oder “Shellshock At The Prellbock” tragen? Wir fragten nach im Lager der sogenannten Band, einem alten Schrankenwärterhäuschen zwischen Sasel und Poppenbüttel, wo es verdächtig nach Rost und verbranntem Wurstebrei roch. An den Bretterwänden hingen an Zahnstochern naiv gekritzelte Notenblätter wie von Erstklässlern, auf denen ganz wenige Noten zu sehen sind, die sich alle im untersten Suboktavenbereich befinden. In einer dunklen Ecke gammelt eine Tresortür vor sich hin, die man erst auf dem zweiten Blick als eine überdimensionale Bassbox erkennt. Das Monstrum soll aus dem alten Ohnsorg-Theater stammen und jedes Geräusch von ‘Moby Dick’ lebenserweckend projizieren können. Die Mitte des Raumes wird von einem alten Gusseisenofen eingenommen, durch dessen Risse die Flammen darin zu sehen sind. Darauf erhitzen die Jungs von Kaffeewasser über Saiten bis Schlachthofdeportaten einfach alles.  Im Laufe des Interviews zeigte sich der kopfbedeckte Vierer recht umgänglich und gastfreundlich, schenkte auch gleich seinen Selbstgebrannten aus. Das ist ein schleimiges gelbes Gesöff, welches sie ‘Schaffnerablass’ nennen und in der Nähe des Rinnsteins abfüllen.


X-CRASH: Jetzt mal Butter bei die Fische. Brauchen wir wirklich noch eine CD von einer Band wie die “The Snailrazors”?
Bassist: Ey, watt is datt denn für ‘ne Scheißfrage? Glaub bloß nicht, wen du vor dir hast …

Gitarrist: Willst du uns produzieren?

Drummer: Das was du brauchst, ist was auffe Omme, Alter! Und an der Stelle kommen wir ins Spiel, har har!

X-CRASH: Woran habt ihr gemerkt, dass ihr auf einmal eine Band seid?
Gitarrist: Das passierte alles organisch. Wir befanden uns an der U-Bahnstation Schlump und haben uns am Fahrkartenautomat gegründet, als wir für das Ticket die Taste ‘Gruppe’ gedrückt haben. Auf dem Bahnsteig haben wir ein Plakat vom Nationalpark Wattenmeer gesehen und den Text phantasievoll ins Englische übersetzt. Im Triebwagen hießen wir dann “The Snailrazors”.

Drummer: Unser Bandname ist ne schleimige Angelegenheit. Wir wollen keine Raben zählen und auch keine Kerzen messen, sondern bei uns wird schön die Schnecke rasiert, und zwar von vorne bis hinten. Das finden wir plausibler als mit Wild rennen, sinnvoller als Regen zu biegen und unreligiöser als mit Heuschrecken zu beten.

X-CRASH: Ihr seid in der Szene keine unbeschriebenen Blätter. Wen von euch kennt man denn woher?
Gitarrist: Unser Drummer hat den Sprachcomputer von Stephen Hawkin eingesprochen und den Drumcomputer bei Samael live programmiert. Und unser Basser war auf vielen Post Neo-Folk Covern als Baum oder Sonne zu sehen. Unser Keyboarder hat das Schwein bei Pink Floyd aufgepustet, schafft auf der Regenbogentriangel fünf Doppelanschläge pro Minute, bevor beide spektralfarbig brechen und ist damit an sich für Doom überqualifiziert.

Basser: Unser Gitarrist war Rollschuhwart bei Starlight Express und nach seiner Garage wurde der Garage Punk benannt. Unser Sänger war mal Basser bei Bon Jovi, aber er wollte aber das Geld nicht. Er schreibt bei uns auch die Texte, weil er der Wortgewandteste von uns ist.

Sänger: Jau, höhöhö.

X-CRASH: Und euer Stil war natürlich auch sofort klar, oder?
Basser: Wir wollen schnell aufsteigen und machen deswegen Fahrstuhlmusik!

Drummer: Wir spielen baynahe Doomspeedcore Noisemetal der frühen Spätsiebziger, denn wer Speed zieht, hat die Kontrolle über den Doom verloren!

Gitarrist: Unseren ersten Song haben wir in der U-Bahn geschrieben, sind dabei aber eingepennt und erst im Stellwerk Stellingen wach geworden. Damit wir beim Songwriting nicht mehr im Kreis fahren, bauen wir jetzt immer den Antikreist mit ein. Obwohl Gleise Weichen haben, ist das Stück sehr hart geworden. Es heißt “The Andrew-Cross At The Snailway” und kann seine Nähe zum Bahnübergang am Stellwerk nicht verleugnen!

X-CRASH: Schreibt ihr jetzt immer in der U-Bahn, oder was?
Gitarrist: Und über sie, das funktioniert ziemlich gut. Wir könnten so bis nach Danzig zum Schienengott fahren.

Basser: Sonst bleiben wir bei der Metzgerlyrik und Windmühlenthematik, wie in “Storm At The Nights BBQ” und “Ass Flesh”.

Drummer: Den nächsten Song haben wir aber in der Küche geschrieben. Unsere Einflüsse waren Brotcrust, Kaffee, selbstgebrannter Jameson Whiskey, Wasserski und natürlich die U52. Der Track heißt “Stomachlanding On The Trackagebending” und kommt auf unser Debüt “Snailbreak”.

X-CRASH: Und wie klingt das dann?
Drummer: Absolut fleischhungrig und pünktlich abgefahren. Unser Gitarrist fetzt über die Saiten wie behämmert. Hast du schon mal die Zunge eines Ameisenbären gesehen, der über einen Haufen Termiten herfällt? Genau so, nur eben in Zeitlupe, is ja schließlich Doom.

Gitarrist: Unser Basser spielt den bahnsinnigsten Groove ever. Ihm mussten mal operativ die Zehen aus den verknoteten Saiten entfernt werden.

Basser: Aber die Zehen von unserem Sänger.

Sänger: Jau, höhöhö.

Basser: Wir haben auch eine Ballade, die nennen wir “Marinade” und klingt so als ob zwei mit Metallschrott überladene Güterzüge mit Volldampf frontal aneinander vorbei fahren!

Drummer: …und ist auch genau so schnell vorbei!

X-CRASH: Auf jeden Fall recht innovativ. Habt ihr noch mehr solcher Dinge drauf?
Gitarrist: In der Garage, woher der Garage Punk kommt, haben wir das Spiegeltrinken erfunden. Dann sind wir nie alleine und es hilft uns bei Reflektionsprozessen. Und wenn wir die Gangshouts einbrüllen, sind wir so zu acht!

Basser: Wir haben alle einen Abschluss in der Schule des Hebens. Der Unterricht fand in der Kneipe statt.

Drummer: Da haben wir auch das Instrumental “What Snail We Do With The Drunken Razor” geschrieben, als unser Sänger schon unterm Tisch lag.

Sänger: Watt?

X-CRASH: Wollt ihr denn die Fleisch- und U-Bahnthemen zu eurem Image machen?
Basser: Jasia!

Drummer: Nee, wichtig ist doch nur, dass das Level der Kapuzeskizität stimmt!

Basser: Ja, auch!

Drummer: Auf jeden Fall keine “ich-bin-so-besoffen-und-werde-sterben”-Thematik wie bei My Dying Breit oder theologisch Hinterfragtes wie bei “Kritisch Kneel” von Judas Priest.

Sänger: Brathahn statt Satan!

Gitarrist: Unser Drummer guckt gerne einarmig Kurzfilme. Er hatte die Idee für das exorbitant kurze Internetzo “6 x F”. Das ist mal was anderes und hat auch einen nicht ganz so versauten Hintergrund wie die Texte bei Sexon, handelt aber von den frech-frivolen Faustfickfreunden Finkenwerder und endet vorzeitig abrupt.

X-CRASH: Habt ihr euch schon Gedanken zum Artwork gemacht?
Drummer: Unser Logo hat Christiane Latte gepinselt. Die ist zwar völlig verbohrt, hat aber schon mal die Nägel der Moppedschnecken von Mennowhore lackiert.

Basser: Das Coverartwork muss bluten, richtig metallisch evil werden und in den Augen beißen. Deswegen wird das Christianes Bruder Andi Latte machen.

Gitarrist: Das ist der Karajahn der Tartanbahn! Er ist zwar bloß Zeugwart beim FC Hornwux Niebüll, kennt aber böse Schweißflecken, sagt er.

X-CRASH: Wie werdet ihr damit umgehen, um weiter im Underground zu bleiben, wenn sich die Interviewanfragen häufen?
Drummer: Wir werden jetzt keine Gemüsemärkte anzünden, um auf uns aufmerksam zu machen. Damit würden wir uns auch nur ins eigene Fleisch schneiden, wenn wir uns nicht mehr von Kohlrouladen beeinflussen lassen können.

Basser: Die meiste Werbung macht unser Sänger. Der hat auch zwischen seinen Ausdünstungen so einen Körpergeruch, dass jedem sogar bei Gegenwind die Nase blutet. Dagegen riecht es nach einem Attic Clubgig noch nach Frischluft.

X-CRASH: Wie soll das jetzt mit euch weitergehen, welches wird euer nächster Schritt sein?
Drummer: Wir werden die Platte mit mächtig Krawall eintrümmern. Der Plattenspieler wird erst noch erfunden werden müssen, der dieses Format abspielen kann …

Bassist: Dann werden wir unseren Videoclip für “The Ventilent Of The Tea-Sausage” in einer alten Fabrikhalle abdrehen, wo früher Badekappen für Haubentaucher genäht wurden. Dann werden wir so schnell nicht den Faden verlieren.

Gitarrist: Darin werden wir die Rügenwalder Mühle nachbauen und um genug Fleisch für die Segel zu bekommen, haben wir bei Mc Doof vor der Rutsche einen Waldarm gespannt und warten nun, bis der voll ist.

X-CRASH: Da ist doch negative Presse vorprogrammiert…
Gitarrist: Da kann man sich darüber aufregen, dass wir uns mit Fleischprodukten bewerfen, dabei tun nach unserem Tod die Maden genau das mit uns. Aber dann werden wir vegan sein und kein Fleisch mehr anrühren.

Basser: Denn nur wer ohne Sülze ist, der werfe den ersten Fisch!

Drummer: Wir haben auch eingesehen, dass ein schlüpfriger Song wie “Kiesbett Liesbet” für die Öffentlichkeit nicht geeignet ist. Wir haben ihn umgeschrieben und heißt jetzt “Schotter Lotta”.

X-CRASH: Plant ihr schon Liveauftritte?
Drummer: Wir sind so Underground, dass wir nur die untersten Schubladen spielen. Wir machen es nämlich noch weit unter Underground, weil das muss noch tiefer. Wir hätten schon auf dem “Dunkel Under Detze” in den Kellerkatakomben der anliegenden Umkleide spielen können. Dazu kam es aber nicht, denn kurz vorher stieg unser Keyboarder und Triangler aus, weil er von seinem Lieblingsvaran gebissen wurde. Das Tier verendete an dem Biss und er trauert noch heute. Deswegen haben wir ihm einen VW Multivaran gekauft. Jetzt kann er so oft aussteigen wie er will.

Gitarrist: Aber nächstes Jahr unterm Detze muss das klappen. Die buddeln für uns extra schon einen U-Bahntunnel unterm Sportplatz, weil an Extremtiefe kann man nie genug zulegen. Dort wollen wir auch gleich den Schallrekord von 160 dB brechen, den die Betonorgel in Nevada beim Sprengen von Feststoffen erreicht. Ich sag nur 1883 Krakatau …

Sänger: Jau, Krabumm! Höhöhö….

Basser: Auf dass da unser letzter Ton nie verhallt, alles zum Einsturz bringt und Erdplatten verschiebt! Das könnte uns wiederum zu Gute kommen, denn sowas wie Niedersachsen ist eh immer nur im Weg.

X-CRASH: Okay, kommen wir mal zum Ende. Was sind eure Lieblingsplatten?
Gitarrist: Flunder, Scholle und Rochen!

Sänger: Das geht dich einen fettigen Scheiß an! Wir lassen uns nicht auf ein paar Platten reduzieren!

Basser: Kennst du “10.000 Broilers In One” von KFC? Die haben “20.000 feet” und passen alle mit in den Waldarm, har har! Schreib das, schreib das!

Drummer: “Snailway To Heaven”, “Steamed Bloody Boar”, “Snailbite Love” “Snailbent For Leather” und von DREIMASTER – “Pirates Of The Netherlands”!

Sänger: Aber schreib ma: BINDY & ERT – “Der Hund Von Blankenese”, HOLDIR LACTOSE – “Finished The Hot Dog In Liechtenstein”, INTOLERANT MARGARINE – “Toll, Kommt Furz Furz Furz”

Gitarrist: BEHÄMMERT – “Zum Kiosk Kulten (hier nur beyond)”, KLEMPNEROR – “Watt Uff The Hydrant”, BORSCH SAUER – “For Victor”, MOPPED ANGEL – “Gehweg zu Annelieschen”, SAYLOR – “Sauf Of Haven”!

Basser: Nee, SNAYLOR – “Snail Awaits”!  PANTERRIER – “Wild Dogs” und
“Operation: Snailslime”!

X-CRASH: Vielen Dank, ich habe fertig. Die letzten Worte gehören Euch!
Basser: Wasch dir den Bauch!

Drummer: Raise The Snail, That Doesn’t Slime …. Tja, da denk mal drüber nach!

Sänger: Schönen Ersten Mai euch allen!


Autor & Pics: X-CRASH