VULTURE

Unter der Guillotine


Seit kurzem gehören Vulture zum relevantestem Zeug des aktuellen Speedmetalbereichs. Das allein macht sie schon mal für dieses Onlineportal sowas von relevant. Es gibt nicht viele Negativkritiken der Jungs; gelesen hat der Verfasser dieser Zeílen bislang exakt eine. Das ist nicht viel, muss also was dran sein, an diesem Fünfer. Sie spielen nicht nur in hohem Tempo, sondern beantworten auch Interviews schnell, zumindest gilt das für Gitarrist Stefan. Da tasten wir uns doch einmal ran und fühlen nach, was es mit dem neuen Album “The Guillotine”, den roten Gitarren und der Personalunion von Drummer und Gitarrist Stefan auf sich hat. Und genau der stand uns gerne zur Verfügung …


Joxe: Hallo Stefan. Hast Du mal mitgezählt? Die wievielte Band ist Vulture für dich?

Stefan: Hey! Nee, habe ich nicht. Sieht aber bei den Metal Archives nach mehr aus, als es im Endeffekt ist bzw. war. Die einzigen nennenswerten aktiven Bands, die ich neben und vor Vulture hatte, sind Obsessör und Bulldozing Bastard. Alles andere sind Studioprojekte und Musik aus meinen Anfangstagen.

Joxe: In der Vergangenheit warst du meist einziger Gitarrist in den Bands. Nun spielst du wieder mit einem weiteren Gitarristen zusammen. Bist der gerne der Alleinherrscher der sechs Saiten?

Stefan: Überhaupt nicht! Ich freue mich richtig, dass wir bei Vulture zu zweit sind. Wir haben so nicht nur im Studio,  sondern auch live alle Chancen und Möglichkeiten, die unsere Musik braucht, um sich entfalten zu können. Twin-Leads sind fester Bestandteil von Vulture. Das kann man ja alleine gar nicht darstellen.

Joxe: Hattest Du erst ein Konzept für chaotischen Speed im Kopf und hast dann die Band zusammengestellt? Wie kamen die Dinge für Vulture ins Rollen?

Stefan: Das Vulture-Konzept haben wir gemeinsam erarbeitet. Zu Beginn war lediglich klar, dass wir auf keinen Fall Black/Thrash-Kram machen und uns auch textlich davon unterscheiden wollen. Wir wollten bei unseren Einflüssen tief graben und keine offensichtliche Copy-Cat Band werden. Alles andere hat sich dann im Songwriting ergeben.

Joxe: Wer gehört denn nun alles fest zur Band, ist euer Drummer bloß aushilfsweise dabei?

Stefan: Live werden wir, wie auch bei Bulldozing Bastard, von unserem Freund AC an den Drums unterstützt. Im Studio spiele ich bis dato die Drums. Das hat einen rein praktischen Grund. Da wir alle weit voneinander weg wohnen und alle gut in unsere Jobs eingebunden sind, ist regelmäßiges Proben ein Luxus, den wir uns zur Zeit nicht leisten können. Wir haben sehr lange für das Songwriting des Albums gebraucht. Hätten wir die Songs dann noch mit einem fünften Mitglied, nämlich einem festen Drummer proben müssen, hätte sich das Ganze bis ins
Unendliche gezogen. Das wollten wir nicht. Um das Momentum, das wir mit “Victim…” (To The Blade, Anm. d. Red.) aufgebaut haben, voll aufzugreifen, hatten wir also einen leichten Zeitdruck. Wie das in Zukunft weitergeht, überlegen wir gerade.

Joxe: Was hat es bei Euch mit einheitlich roten Gitarren auf sich?

Stefan: Sieht geil aus! Nee, im Ernst. Optik spielt natürlich auch ‘ne große Rolle. Es hat sich für uns gut angefühlt, als einheitliche Saiten-Fraktion neben unserem Sänger aufzutreten und ich glaube, das kommt auch ganz gut an.

Joxe: Den Bandnamen Vulture gibt es im Metal sehr häufig, ihr habt ihn aber trotzdem gewählt. Was bedeutet er für euch?

Stefan: Nichts. Wir wollten einfach einen catchy Bandnamen. Bis wir “Vulture” gefunden hatten, ist aber einige Zeit vergangen. Klar, der Name wurde schon oft genutzt, aber so richtig “die Vulture” gab’s bis dato noch nicht. Vielleicht können wir das ja jetzt übernehmen, haha.

Joxe: Worin besteht der Unterschied zwischen deinen Arbeiten am neuen Album “The Guillotine”, als bei den Platten deiner anderen Bands?

Stefan: Die EP kam bislang besser an, als alles was wir musikalisch vorher veröffentlicht haben. Wir hatten beim Schreiben des Albums schon die ganze Zeit einen gewissen Erfolgsdruck im Hinterkopf. Wir wollten die EP in allen Bereichen toppen. Sei es Songwriting, Sound oder Coverart. Das führte dann dazu, dass das Songwriting ungewöhnlich stressig verlief. Wir haben jede Idee zig-tausendmal verworfen und jedes Riff ganz genau auf den Prüfstand gestellt. Dieser Druck zog sich dann in jedem Fall auch mit ins Studio. Aber ich denke, die große Bemühung hört man den Songs auch an. Ich bin happy.

Joxe: Ihr konntet für “The Guillotine” Patrick W. Engel für das Mastering gewinnen. War das eure Idee, oder kam das vom Label?

Stefan: Engel ist quasi der Haus-Master-Guru von High Roller. Die Idee hierzu kam vom Label. War ‘ne klasse Idee! Der Master hat den Mix perfekt aufgegriffen und super abgerundet.

Joxe: Welcher Hintergrund steckt denn hinter der Band Lucifer, dessen Song “Lucifer Rise” ihr gerne ins Liveset einbaut? Ihr hättet ja auch zur Aufstockung eures Programms einen Track von Bulldozing Bastard oder was altes von Obsessör nehmen können…

Stefan: Luzifer ist ‘n Heavy-Projekt von Leo (Vulture Shouter, Anm. d. Red.) und mir. Wir haben vor zwei Jahren eine EP aufgenommen und haben im Rahmen des letzten Raging Death Date’s angebunden, die mit dem Vulture Line-Up und Max von Erazor
auch einmal live zu spielen. Da wir bis dato nur wenige Vulture-Nummern veröffentlicht haben und ja auch nicht das komplette Album vor Release spoilern wollen, ist es dazu gekommen, dass wir aus Not dann öfter “Luzifer Rise” als Abgang spielen. Ein Running-Gag soll daraus aber nicht werden.

Joxe: Ihr hättet auch eine Speed Metal Nummer covern können, stattdessen habt ihr “Rapid Fire” von Judas Priest gewählt und zockt es schneller. Seid ihr also große Priest Fans?

Stefan: Riesige. Vor allem die 70er Zeit um Priest ist sehr wichtig für uns als Musiker und Fans und dadurch wohl auch wichtig für Vulture.

Joxe: Ein weiteres Cover ist “Stormbringer” von Deep Purple, die B-Seite Eurer Vendetta Single. Können wir damit rechnen, dass es mal in euer Liveprogramm rutscht?

Stefan: Mal gucken. Ich hätte da schon Lust drauf. Darüber gesprochen haben wir aber noch nicht. Das Cover ist relativ “ungewöhnlich”. Ich könnte spontan nicht gut einschätzen, ob es in ein Live-Set passen würde.

Joxe: Zum Schluss frage ich immer gerne nach deinen fünf Lieblingsalben für die einsame Insel. Welche Fünf würdest du schnell einpacken, wenn es morgen losginge?

Stefan: Puh, da kann ich nur von meinem momentanen Lieblingen sprechen. Eine Alltime-Fave Liste habe ich nicht. Jonah Quizz – “The Anthology 1980-1982”, Judas Priest – “Unleashed In The East”, Exodus – “Bonded By Blood”, Betrayel – “Helpless Souls Demo” und Ranger – “Skull Splitting Metal”.

Joxe: Was steht als nächstes an bei Vulture?

Stefan: Am kommenden Wochenende drehen wir ein Video zu unserer Single-Auskopplung “Vendetta”. Da sind wir ganz schön aufgeregt. Musikvideos sind komplett neues Terrain. Ich hoffe wir haben die Chance, all unsere Ideen umzusetzen. Danach steht dann der Album-Release endlich an.

Joxe: Okay Stefan, Vielen Dank für dieses Interview. Die letzten Worte gehören dir!

Stefan: Gern geschehen, Joxe!

Autor: Joxe Schaefer