WILT 

Todesblech für Puristen


Dem aufmerksamen Undergrounder sind Wilt nicht entgangen, immerhin konnten sie mit ihrem 2014er Demo “The Welking Age” bereits etwas Staub aufwirbeln. Das haben sie so eindrucksvoll gemacht, dass der Name Wilt hängenblieb. Nun steht bei den Herfordern das Debütalbum “Faces Of The Grave” an und man darf definitiv gespannt sein. Bei X-CRASH wurde es für besser als gut befunden und schon stand Gitarrist Sascha Gewehr bei Fuß, mit dem wir innerhalb ein paar Stunden ein Interview im Kasten hatten. Warum auch musikalisch mit den straighten Deathern zu rechnen ist, sollte sich aus seinen Antworten ergeben. Los geht’s…


Joxe: Hallo Sascha. Stell dich und die Band den Lesern von X-Crash einmal vor. Wer macht was bei Wilt?

Sascha: Hi Joxe, vielen Dank für die Einladung. Wir sind Wilt aus Herford und spielen alte Schule-Death Metal ohne großes Tamtam. Wir sind als Vierergespann unterwegs: Unser Sänger und Bassist Matze, Leadgitarrist und Haupt-Riffschmied Marko, Börgy an der Schießbude und ich als Rhythmusgitarrist.

Joxe: Wie seid ihr als Band zusammengekommen?

Sascha: An sich wurde Wilt schon 2011 von Börgy und Matze gegründet. Allerdings war es durch recht häufige Line-Up Wechsel, sowohl am Mikro als auch an der Gitarre, etwas unstetig. Erst seit Ende 2014 spielen wir in aktueller Besetzung. Seit diesem Zeitpunkt änderte sich unser Stil auch noch einmal mehr zum klassischen Death Metal. So konnten wir nun endlich unseren ersten Langspieler einholzen und vor ein paar Wochen auf den gemeinen Old School Enthusiasten loslassen.

Joxe: Erzähle uns doch mal etwas zu deiner Laufbahn. Wann bist du zur Gitarre gekommen und in welchen Bands spielt du noch?

Sascha: Als Teenager habe ich mir mit 14 oder 15 meine erste Klampfe zugelegt. Mittels Tabs aus dem Netz und später dann YouTube, habe ich angefangen, Punksongs und auch den ein oder anderen Metalklassiker nachzuspielen. Nach etlichen Jahren der reinen Wohnzimmerbeschallung habe ich dann mit ein paar Freunden im Keller meine ersten Gehversuche als Band gewagt. Aus diesem Projekt, wenn man es überhaupt so nennen möchte, ist allerdings nichts erwähnenswertes hervorgegangen. Dafür waren die Vorlieben der einzelnen Leute zu verschieden. Im Endeffekt ist Wilt meine erste Kapelle, bei der ich nun seit 2013 aktiv bin.

Joxe: Welches Equipment benutzt du?

Sascha: Derzeit spiele ich zwei Gitarren. Zum einen eine Epiphone Flying V von 1996 mit Duncan SH-6 Humbucker und zum anderen eine Jackson Randy Rhoads aus der X Serie mit nachgepflegten Duncan Black Winter Pick Ups. Der Amp meiner Wahl ist der Ironheart der Briten von Laney. Allerdings ist das markanteste Teil meines Equipments wohl der Left Hand Wrath von Lone Wolf Audio. Es ist ein ambitionierter Nachbau eines amerikanischen Einzelkämpfers, der auf dem legendären Boss HM-2 Bodentreter basiert. Dieser unverwechselbare Sound zeichnet bekanntermaßen die heute unverzichtbaren Klassiker der frühen Schwedentod-Ära um Nihilst, Entombed und den mächtigen Dismember aus. Und auch wir nutzen diesen Sägenklang, um unseren Songs das nötige Death Metal Feeling zu verpassen.

Joxe: Gehört ihr zu den Bands, die ihre Songideen im Proberaum ausarbeiten, oder sendet ihr euch Files zu?

Sascha: Im Grunde genommen nehmen wir verschiedene Ideen und basteln im Proberaum an den Songs herum. Allerdings gibt es auch Songs, die nahezu fertig sind, wenn wir Sie das erste Mal spielen. Es gibt kein Schema “F”, nach dem wir die Tracks schreiben.

Joxe: Wer ist denn euer Hauptsongwriter, wer hat die meisten Ideen?

Sascha: Das ist definitiv Kollege Marko. Er hat den Großteil der Riffs geschustert, die auf unserem Album zu hören sind. Das Besondere dabei ist die Tatsache, dass viele dieser Ideen nicht zwingend aus dem Bereich Death Metal kommen, die dann im Zusammenspiel im Proberaum noch zurecht gebogen werden. Das macht für uns als Band auch einen besonderen Reiz aus.

Joxe: Für euer gelungenes Debütalbum „Faces Of The Grave“ habt ihr euch vier Jahre Zeit gelassen. Was habt ihr in der Zwischenzeit getrieben?

Sascha: Wir haben die Songs geschrieben, die auf der Platte zu hören sind und wir haben das ein oder andere Konzert gespielt. Allerdings war es abseits des Proberaums recht turbulent. Bei jedem von uns. Das hat letztendlich dazu geführt, dass die Scheibe erst im Sommer 2017 aufgenommen werden konnte. Zum Teil hört man dies auch auf der Platte, denn neben den klassischen Death Metal Themen sind unsere Songtexte vornehmlich vom Leben selbst diktiert.

Joxe: Wo habt ihr „Faces Of The Grave“ aufgenommen und wer hat produziert?

Sascha: Wir haben das Album im kleinen, noch jungen Studio “That Basement” eingespielt und das Material später zu Sven Sievering vom Trollheim Studio in Osnabrück zum Mixen und Mastern gegeben. Sven war auch schon bei der Produktion unserer EP an den Reglern.

Joxe: Habt ihr dabei etwas grundlegend anders gemacht als beim Demo „The Welking Age“?

Sascha: In jedem Fall. Das Album wurde relativ stressfrei an mehreren Wochenenden im Sommer 2017 aufgenommen. Während die Demo-EP live eingespielt wurde und nur zwei Tage zur Verfügung standen, haben wir uns für das Debüt weitaus mehr Zeit gelassen und jede Spur einzeln aufgenommen. Dies ist mit Sicherheit der größte Unterschied. Ein weiterer Vorteil war die Möglichkeit in Markos eigenem “That Basement” Studio aufnehmen zu können, so dass auch ohne jeglichen externen Druck zu Werke gegangen werden konnte.

Joxe: Beide Songtitel „Faces Of War“ und „Rise From The Grave“ besitzen Fragmente vom Plattentitel „Faces Of The Grave“. Habt ihr einen Bezug beabsichtigt?

Sascha: Wir haben kurz vor Fertigstellung der Aufnahmen zusammengesessen und überlegt, welcher Track sich als Titeltrack für das Album am besten eignen würde. Allerdings ist unserer Ansicht nach kein Song in der Lage, für das ganze Album zu stehen. Nehmen wir die von dir genannten Songs: “Faces Of War” ist eine schnelle D-Beat Nummer, in der Matze seinen Vocals eine herrliche Aggressivität verleiht, die sich im Laufe des Songs derbe steigert. Es ist kein klassisches Death Metal Stück und auch der einzige Track im diesem Fahrwasser. Dagegen steht dann der Rausschmeißer “Rise From The Grave”. Im langsamen Tempo und mit einer gewissen Epicness wird eine herrlich-räudige Zombie Szene gezeichnet. Todesblech für Puristen. Die beiden Songs sind also sehr gegensätzlich und stellen dadurch gut dar, was wir mit Wilt für Mucke machen wollen. Aus dieser Idee ist dann der Albumtitel “Faces Of The Grave” entstanden.

Joxe: Wer hat denn diese geniale Idee für das Coverartwork gehabt?

Sascha: Das Cover ist in der Tat großartig geworden. Der Künstler heißt Timon Kokott und ist bereits seit längerer Zeit gut mit uns befreundet. Er macht sich derzeit einen Namen in der Untergrundszene und hat schon einige geniale Cover entworfen. Unter anderem für Teutonic Slaughter und Scalpture. Es war für uns nur selbstverständlich, ihn um einen Beitrag für unser Debüt zu bitten. Er hat dann von uns die Songs und den Albumtitel bekommen. Ich selbst habe noch den persönlichen Wunsch geäußert, dass er sich zur Inspiration die Großtaten von Dan Seagrave anschauen sollte. Das unserer Meinung nach überragende Ergebnis spricht für sich und spiegelt den Albumtitel extrem gut wieder…

Joxe: Was passiert als nächstes bei euch, welche Ziele habt ihr euch gesteckt?

Sascha: Im Moment passiert wirklich viel und wir haben in keinster Weise mit einem solchen Feedback gerechnet. Das Album kommt gut an, wir haben bereits einige Exemplare auch international absetzen können und auch Reviews und Feedback aus Asien und Nordamerika erhalten. Wir möchten dies nutzen, um unsere Musik noch weiter zu verbreiten und um im Endeffekt das zu tun, was wir am liebsten tun: Auf der Bühne zu stehen und live zu spielen! Bisher läuft das ganz gut: Unser nächster Halt ist Hannover am 11.05.2018 und nach der Festivalsaison werden wir am 14.08.2018 die Bühne im Osnabrücker Bastard Club mit Misery Index aus den USA teilen. Für mich ist damit bereits ein erstes Ziel erreicht: Auf einer Bühne zu spielen, die ich auch als Fan regelmäßig besuche und die für großartige Livemomente gesorgt hat. Dass man dies mit einem mächtigen Namen wie Misery Index tun darf, ist dann noch ein derber Bonus. Ansonsten haben wir noch ein paar Pläne in der Schublade, auf die sich der ein oder andere noch freuen darf. Da will ich aber jetzt noch nicht zu viel verraten.

Joxe: Was geht denn in eurer Heimat Bielefeld und Herford metaltechnisch ab? In den Achtzigern hattet ihr ja mal den Hellepark in Elverdissen, wo geht der Kuttenträger heute hin?

Sascha: Grundsätzlich geht im Hinblick auf Konzerte in Bielefeld etwas mehr als in Herford. Bielefeld bedient dabei mehr den Underground und Herford hat mit dem “X” einen Club, in dem ab und an auch größere Namen spielen. Konzerte, besonders aus dem Death-, Black- und Thrash Bereich, machen in Bielefeld den Großteil der Konzerte aus. Es gibt verschiedene Jugendzentren, die eine gute Plattform bieten. Für Partys mit Mucke aus der Konserve sind es jedoch derzeit eher schlechte Zeiten. Da gibt es nicht wirklich viele Anlaufstellen. Vor allem wenn man auf die extremeren Spielarten steht. Die Veranstalter wissen das und somit sind die Konzerte an sich immer einen Besuch wert. Auch wenn die Kapelle vielleicht nicht das richtige Genre bedient – bekannte Nasen trifft man immer und das Bier ist auch kalt…

Joxe: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!

Sascha: Auch dir vielen Dank für die Möglichkeit, ein paar Worte zu wechseln. Es würde mich freuen, wenn man den ein oder anderen auf einem unserer Gigs sieht. Lasst dazu beim Fratzenbuch einen Daumen da oder schaut regelmäßig auf unserer Homepage vorbei. Denn, wie oben bereits angedroht, haben wir noch ein paar Pläne für dieses Jahr, die besonders Old School Fetischisten interessieren werden…

Autor: Joxe Schaefer